Am Montag sitzen sie beim Notar, dann wird der Vertrag beurkundet. An dem Tag wechselt das Parkhaus-Mitte den Besitzer und gehört nicht mehr der Stadt, sondern Kurt Zech. Der Bremer Unternehmer will das Gebäude abreißen, um die geplante City-Galerie zu bauen. Verschwinden werden damit auch mehr als 1000 Stellplätze. Kein anderes Parkhaus in der Stadt, das über so viel Fläche verfügt und so zentral liegt. Trotzdem ist der Senat auf Nachfrage des WESER-KURIER zuversichtlich, dass die Konsequenzen beherrschbar bleiben.
Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) bezieht sich auf eine Studie, die sein Haus in Auftrag gegeben hat: „Die Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass es verantwortbar ist, das Parkhaus-Mitte aufzugeben.“ Der Senator erinnert an verschiedene Projekte in der Stadt, mit denen neuer Parkraum verbunden ist: Die Tiefgarage unter dem City-Gate, das kurz vor der Vollendung steht, bietet 280 Stellplätze.
Am neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), der im kommenden Jahr in Angriff genommen wird, sind rund 500 Parkplätze geplant. Der ZOB entsteht auf einer Fläche hinter dem Überseemuseum. „Weiteren Parkraum erhoffen wir uns durch den Neubau auf dem Sparkassengelände und von den Stellplätzen in der Baumwollbörse, die bislang privat genutzt werden“, erklärt Lohse.
Hinzu komme, so der Senator, dass die Parkhäuser in der Innenstadt bei der Auslastung noch viel Luft nach oben hätten. Bei einer der Parkgaragen gilt das im doppelten Sinne. Das Gebäude am Brill kann zwei Etagen mehr vertragen, haben Berechnungen der Statiker ergeben – ein Plus von bis zu 240 Stellplätzen. Insgesamt wären es dort dann rund 1100. Das Parkhaus Am Brill stiege zum größten der Stadt auf. Vordringlich scheint diese Option aber nicht zu sein: „Ob am Ende ein Zubau notwendig ist, wird man sehen“, sagt Lohse. Zumal sein eigentliches Ziel ein anderes ist: „Wir wollen die Autos an der Peripherie abfangen.“
Gesamtzahl von knapp 6000 Parkbuchten in der Innenstadt
Der Wirtschaftssenator setzt naturgemäß einen anderen Akzent: „Parken bleibt ein zentrales Thema“, betont Martin Günthner (SPD). Auch für ihn bedeutet das aber offenbar nicht, den Wegfall der Stellplätze im Parkhaus-Mitte mit neuen Angeboten zu kompensieren. Eine Erweiterung kommt ohnehin nur im Parkhaus Am Brill in Frage, an den fünf anderen untersuchten Standorten in der Innenstadt haben die Statiker so eine Lösung ausgeschlossen. Günthner favorisiert einen anderen Weg: „Die vorhandenen Parkflächen werden nicht optimal genutzt, wir sollten mit intelligenten Lösungen für mehr Effizienz sorgen.“
Bestätigt wird die Einschätzung des Senators durch einen Blick auf die Tabelle der Brepark, in der die städtischen Parkhäuser aufgelistet sind und wo minutengenau erfasst wird, wie viele freie Plätze es noch gibt. Am stärksten ausgelastet war demnach am frühen Donnerstagabend dieser Woche das Parkhaus Am Brill, wenngleich auch dort noch 250 zusätzliche Autos hineingepasst hätten. Das Parkhaus-Mitte war gut zur Hälfte gefüllt, ähnlich wie die Parkhäuser Pressehaus, Stephani, Am Dom und Katharinenklosterhof.
Neben den städtischen Hochgaragen, die von der Brepark betrieben werden, gibt es in der Innenstadt von privater Seite noch fünf andere Parkhäuser, die rund 2000 Stellplätze auf sich vereinen. Zusammengerechnet ergibt das eine Gesamtzahl von knapp 6000 Parkbuchten. Etwas knapp wird dieser Platz nur an wenigen Tagen in der Vorweihnachtszeit, komplett besetzt sind die Parkhäuser allerdings auch dann nicht. Am besten frequentiert sind im Advent die Parkhäuser Mitte und Pressehaus.
Nach dem Beschluss, das Parkhaus-Mitte zu verkaufen und dem Abriss preiszugeben, sollte es nach dem Willen der Grünen eher zu einem weiteren Abbau von Stellflächen kommen, als zu einem Ausgleich zum Beispiel durch die Aufstockung der Hochgarage am Brill. Konkret stellt die Partei die Parkhäuser Katharinenklosterhof und Am Dom in Frage. Mit ihrem bisherigen Koalitionspartner sind sich die Grünen im Prinzip einig. Auch die SPD möchte den Autoverkehr im Altstadtkern mehr und mehr verdrängen.
Die CDU war früh für den Abriss des Parkhauses Mitte, um an der Stelle unter anderem mit neuen Rundläufen die Innenstadt zu entwickeln. Sie insistiert aber auf einen Ersatz der Abstellplätze und schlägt dafür eine große Tiefgarage unter dem Sparkassengelände vor. Das Areal wird im Oktober 2020 von der Bank geräumt.