„Mein Freund der Baum ist tot“, mit diesem Lied prägte die Schlagersängerin Alexandra in den 1960er-Jahren die Hymne für alle Baumfreundinnen und -freunde. Den Bremerinnen und Bremern wird ein besonders inniges Verhältnis zu „ihren“ Bäumen nachgesagt. Das weiß auch der stadteigene Umweltbetrieb Bremen, der mit der Pflege öffentlichen Grüns beauftragt ist, sehr zu schätzen. „Besser, als wenn es anders herum wäre“, heißt es denn auch von Seiten des Umweltbetriebs Bremen auf der Homepage.
Teilweise massiver Widerstand
Schließlich gelten Bäume als wichtiger und unverzichtbarer Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. In Bremen sind Bäume, die auf der Fällliste stehen, deswegen bisweilen hart umkämpft, besonders wenn es um öffentliche Bauvorhaben geht. Einen besonders großen Sturm der Entrüstung entfachte der Kahlschlag von 180 Bäumen an der Stresemannstraße für die sogenannte Querspange Ost (wir berichteten). Massiver Widerstand, unter anderem von der Bürgerinitiative „Kein Hochhaus im Viertel“, regte sich auch bei den Baumfällmaßnahmen auf dem ehemaligen Gelände des Bundesbankgebäudes an der Kohlhökerstraße. Dort will der Investor Evoreal neu bauen.
Anwohner und Beirat verfolgen Planungen
Aufmerksam verfolgen Stadtteil-Parlamentarier sowie Anwohnerschaft auch die möglichen Entwicklungen auf der geplanten, benachbarten Großbaustelle: beim Magazinneubau auf dem Gelände des Staatsarchivs, der Mitte 2024 beginnen soll. Wo welche Bäume gefällt werden, wird im Bebauungsplan genau festgelegt. Dirk Paulmann (CDU), Mitglied des Beirates Mitte, wollte in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses wissen, wie es etwa mit den Bäumen am Imre-Nagy-Weg sei, die unmittelbar von der Großbaustelle Magazinneubau betroffen sein werden. Antwort von Manuela Jagemann vom Ortsamt Mitte/Östliche Vorstadt: Das sei sogenanntes Straßenbegleitgrün, für das das Amt für Straßen und Verkehr zuständig sei. So kompliziert könne die Sachlage zuweilen sein, wird von Seiten des Umweltbetriebs Bremen eingeräumt.
Verantwortungsbereich des Umweltbetriebs Bremen
Auch im Neubaugebiet Neues Hulsberg-Viertel auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte stehen im Zuge der Bebauungspläne so einige Bäume auf der Fällliste, was beispielsweise von Baumfreunden wie Peter Böhme, der für Die Linke als sachkundiger Bürger im Beirat Östliche Vorstadt sitzt, immer wieder moniert wird. Kerstin Doty, Pressesprecherin des Umweltbetriebs Bremen, betont, dass UBB zwar von der Bau- und Umweltbehörde durchaus Aufträge zum Abholzen von Bäumen beispielsweise im Zuge der Umsetzung von Bauvorhaben bekomme. Auf der Liste, die UBB auf seiner Homepage veröffentlicht, seien allerdings lediglich die Bäume aufgeführt, die im eigenen Verantwortungsbereich lägen.
Fällen aus Sicherheitsgründen
Immer wieder einmal müssen auch große Bäume gefällt werden, weil sie, beispielsweise in Krone und Wurzelbereich, massive Faulstellen aufweisen, insofern Bruch- und Umsturzgefahr besteht und die Verkehrssicherungspflicht gefährdet ist. Besonders spektakulär ist der Fall einer gut 100 Jahre alten Buche, die allerdings schon 2020 am Eingang zur Schule Brokstraße/Ecke Sielwall nach langen Stabilisierungsmaßnahmen genau wegen dieses Befundes gefällt werden musste.
Nachgepflanzt wird möglichst an Ort und Stelle
In Einzelfällen kommt es gar zu Vandalismus. So wurde 2020 in Wätjens Park ein großer Baum angezündet, dem UBB blieb schließlich nichts anderes übrig, als ihn zu fällen. „Nicht zuständig sind wir beispielsweise für Fällungen auf Deichen oder an Bahndämmen“, erläutert Doty. Verantwortungsbereich des UBB, das bedeutet: Fällungen werden laut Doty nach Überprüfung durch Baumexperten veranlasst und zwar in Grünanlagen, an Straßen, auf Friedhöfen oder dem Gelände von Friedhöfen, Schulen, Kinderspielplätzen und Kitas sowie vor öffentlichen Gebäuden. „Im Zweifel entscheiden wir uns immer so lange, wie es eben geht, pro Baum“, sagt Kerstin Doty. Außerdem seien die Mitarbeitenden des Umweltbetriebs immer bestrebt, Nachpflanzungen möglichst in der Nähe der Fällstelle vorzunehmen, obwohl sich das nicht immer realisieren lasse. „Aber, das wird in jedem Fall einzeln von uns beurteilt“, fügt sie hinzu.
Geplante Fällungen pro Stadtteil
Im Einzelnen lassen sich die Zahlen für das Einzugsgebiet dieses Stadtteil-Kuriers von circa 246 Fällungen, die in der Fällsaison von Oktober 2021 bis Ende Februar 2022 erfolgen sollen, und die geplanten Nachpflanzungen von 314 Bäumen wie folgt aufschlüsseln: Im Bereich Schwachhausen gibt es 129 Fällungen zu verzeichnen. Allein in Schwachhausen sind dem UBB zufolge 149 Nachpflanzungen geplant. In Horn-Lehe sollen 28 Bäume gefällt werden, die geplanten Nachpflanzungen liegen mit 60 mehr als doppelt so hoch. Ähnlich sieht das Verhältnis in Oberneuland aus: Auf 15 Fällungen kommen 30 Nachpflanzungen. In Borgfeld ist es dagegen anders: Dort kommen auf 33 Fällungen 14 Nachpflanzungen. Im Gebiet Mitte/Östliche Vorstadt wird es insgesamt 38 Fällungen geben, in Mitte sind 36 Nachpflanzungen geplant, in der Östlichen Vorstadt sind es 25. Schließlich Hastedt: Dort sind bei drei Baumfällungen keine Nachpflanzungen vorgesehen.