Bereits im 69. Jahr setzen sich Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger über die Bürgerpark-Tombola für die Pflege des Bremer Bürgerparks ein. Durch ihre Spenden und Loskäufe verbinden sie Gutes mit Nützlichem. Denn das 202 Hektar große denkmalgeschützte Naherholungsgebiet wird seit mehr als 155 Jahren ganz ohne Steuermittel erhalten. Parkpflege, Investitionen und Löhne verschlingen inzwischen über zwei Millionen Euro im Jahr. In diesem Jahr sollen außer dem Bürgerpark noch der Rhododendron-Park, der Park links der Weser und Knoops Park vom erzielten Reinertrag der Lotterie profitieren.
Aber wer steckt eigentlich hinter der Bürgerpark-Tombola? Der WESER-KURIER stellt einige Menschen vor.
Lena Formella (Losverkäuferin): Ihr Lächeln kommt einer Einladung zum Loskauf gleich. „So soll es auch sein“, sagt Lena Formella, „dann kommen die Leute von ganz allein.“ Die 23-Jährige aus Horn-Lehe sitzt mit dicker Weste in der kleinen, beheizbaren Losbude und verkauft die bunten Glücksbriefchen – zum ersten Mal. „Es macht Spaß, mit den Leuten zu schnacken“, sagt sie.

Lena Formella wünscht allen viel Glück.
Langweilig werde ihr nicht, versichert die Losverkäuferin. „Man bekommt ja immer etwas zu sehen.“ Lena Formella verkauft an ihrem zentralen Standort auf dem Liebfrauenkirchhof. Weil sie bereits in der Würstchenbude im Weserstadion Erfahrung im Verkauf gesammelt hat und jetzt in den Semesterferien Geld fürs Praktikum im Mai in München verdienen möchte, kam der BWL-Studentin die Stellenanzeige der Bürgerpark-Tombola wie gerufen. Sie jobbt in Vollzeit. „Es macht mich glücklich, wenn ältere Ehepaare oder Familien auch etwas gewonnen haben“, erzählt sie und verhehlt nicht, dass manche Leute „über Nieten enttäuscht sind“. Aber die meisten Loskäufer würden das ganz gelassen mit „dann habe ich halt etwas für den Bürgerpark getan“ kommentieren. Diese großzügige Geste gefällt ihr. Als Formella vor fünf Jahren fürs Studium in die Hansestadt gekommen ist, „da hab’ ich direkt selber Lose gekauft“, erzählt sie. Sie sei mit Freundinnen unterwegs gewesen, da hätten sie die bunten Lose, der Spannungsmoment des Öffnens und die Aussicht auf die schönen Preise gereizt. „Und natürlich die Aussicht, etwas Gutes zu tun“, schiebt sie nach. „Tatsächlich war die Tombola für mich ein Anreiz, den wirklich schönen Bürgerpark zu besuchen.“
Marcus Majowski (Lageraufsicht, Fahrer, Springer): „Ich bin das Mädchen für vieles“, sagt Marcus Majowski über seinen Aufgabenbereich. Er wacht über die beiden Warenlager, ist für Auf- und Abbau sowie das Einlagern der Buden und Regale, teilweise auch deren Reparatur zuständig. Er kümmert sich um die Verteilung der Losboxen und der Waren an die Ausgabestellen in der Stadt und bei den Centern, ebenso die Akquise. „Ich springe auch mal in der Gewinnausgabe oder der Losbude ein, wenn jemand ausfällt“, erzählt der 55-jährige Thedinghäuser, der seit 2016 zum festen Tombola-Organisationsquartett gehört. „Ich wollte damals den Job wechseln und dachte mir: Tu’ mal etwas Gutes für den Erhalt der Bremer Grünanlagen.“

Marcus Majowski ist der "Allrounder".
Als gebürtiger Bremer kennt er die Bürgerpark-Tombola seit seinen Kindertagen und fühlt sich der grünen Oase im Herzen Bremens weiterhin verbunden. Sein Job bringe jeden Tag neue Herausforderungen mit sich, sagt er. „Da muss man flexibel sein.“ Diese Vielzahl seiner Aufgaben und der Kontakt mit den vielen verschiedenen Menschen seien bei der Arbeit der größte Spaß. Beim Auf- und Abbau steht er besonders in der Verantwortung. „Es ist meine Aufgabe, dass innerhalb von zwei Wochen alles aufgebaut und nach drei Tagen alles wieder weg ist.“
Und fügt an: „Ohne die Hilfe der Handwerkerfirmen, die uns sehr gut und zuverlässig unterstützen“ und auf diese Weise erhebliche Leistungsspenden einbringen, würde so eine große Sachwertlotterie gar nicht funktionieren.“ Es funktioniere nur, wenn alles ineinandergreife. „Das geht im Büro los, über mich bis hin zu Losverkäufern und zur Gewinnausgabe.“
Malte Oldenburg (Gewinnausgeber): „Ein Pfund Kaffee oder Socken ist immer wieder dabei“, verrät Malte Oldenburg „Als ich anfing, wollte die keiner haben, heute sind die Socken mittlerweile relativer Kult, das ist schon lustig“, findet der 24-Jährige und lässt seinen Blick über die Regale mit den Gewinnen schweifen, in die er unter anderem noch Limo, Schokolade, Kekse, ein Reisgericht und Ratgeber einsortiert hat. Der gebürtige Bremer, der jetzt in Oldenburg lebt, arbeitet seit fünf Jahren zur Tombolasaison sechs Tage die Woche in der Gewinnausgabe auf dem Liebfrauenkirchhof.

Malte Oldenburg gibt die Gewinne aus.
Als Mathematikstudent brauchte er einen Nebenjob. „Die Tombola hat gleich in der ersten Saison mein Herz gewonnen, da kommt man nicht von weg“, sagt Oldenburg und vergleicht sie mit einem „durchinszenierten Theaterstück“. Dabei schlüpfe er in unterschiedliche Rollen. Oldenburg nimmt die angelieferten Losboxen mit den zu 200 Stück geblisterten Glücksbriefchen an und bereitet die Loskästen vor, füllt die Regale mit den angelieferten Gewinnen und gibt natürlich auch die Preise aus. Außerdem sammelt der 24-Jährige herumliegenden Müll ein, macht zeitweise Musik und Ansagen.
„Wenn viel los ist, bringen sie auch was“, sagt er. In die Kunst der Durchsagen hat sich der Gewinnausgeber ganz gut reingefuchst. „Die müssen seriös bleiben, wir sind ja nicht auf dem Rummel, wo es heißt ‚Gewinne, Gewinne, Gewinne‘“. Mit dem Mikrofon läuft er dabei auch schon mal um ein Auto herum, um den Hauptgewinn einer Lotterie besonders herauszustellen. Weil die meisten Käufer ihm zufolge Stammkunden seien, treffe er immer die gleichen Gesichter: Leute, die in der Mittagspause ihr Los kaufen, und viele Rentner, die immer, wenn sie in der Stadt sind, wieder Lose kaufen.
Alternativen sind möglich
Letzteres habe er übrigens als Kind auch regelmäßig getan. „Ich habe die Klassiker gewonnen: Kellogg’s und Ketchup und meine Zwillingsschwester wirklich jede Saison eine Freikarte fürs Focke-Museum“, schiebt er lachend nach. Falls ein Gewinner kein Kaffeetrinker ist oder nichts Süßes mag, kann Malte Oldenburg durchaus eine Alternative anbieten. „Meist gibt der Rahmengewinnplan die vor“, erklärt er. Denn die einzelnen Sachpreise sind nur in begrenzter Zahl verfügbar und sollen über die Zeit gerecht verteilt werden. Schließlich solle jeder Gewinner seinem Stand glücklich den Rücken kehren.
Volker Machirus (Loskäufer): Fünf für einen Zehner – und Volker Machirus darf sich fünf Lotterielose aus dem Holzkästchen herausfischen. Der 64-jährige Bremer, der an diesem Wochenende um die Mittagszeit in der Sögestraße kurz am Losverkauf Halt macht und zum ersten Mal in dieser Saison zugreift, hatte Glück: Eine Eintrittskarte fürs Focke-Museum kann er mit nach Hause nehmen. Das kenne er als gebürtiger Bremer schon aus Schulzeiten, kommentiert er den Preis.

Volker Machirus aus dem Gete-Viertel
Bestimmt seit 40 Jahren, so schätzt Machirus, unterstützt er den Bürgerpark auf diese Weise. „Und das sehr gern“, erzählt der Vertriebsingenieur. „Beim Loskauf kommt es für mich nicht drauf an, ob ich etwas gewinne“, betont er. „Für mich steht die Spende im Vordergrund.“ Denn für Spaziergänge sei der Bürgerpark für ihn und seine Frau regelmäßig ein schönes Ziel.
Dietmar Hoppe (Geschäftsführer): Seit 17 Jahren laufen im Büro von Dietmar Hoppe in der Baumwollbörse alle Fäden für die Bürgerpark-Tombola zusammen. Verlässlichkeit ist für den Geschäftsführer der größten Sachpreislotterie Deutschlands der wichtigste Erfolgsfaktor – von der Sponsorensuche übers Marketing, Personal- und Standortplanung bis hin zur Organisation der einzelnen Verlosungen. Denn bei der Bürgerpark-Tombola wird ein Lotterie-System gespielt. Das heißt, dass immer 20.000 Lose und ein Hauptgewinn pro Auslosung ausgespielt werden, ganz am Ende haben alle Gewinner noch die Chance auf 5000 Euro in einer Sonderauslosung.

Geschäftsführer Dietmar Hoppe
Deshalb steht der Huchtinger während der Tombola unter Hochdruck. Hoppe ist der Garant für den ordnungsgemäßen Ablauf. So kommen nach seiner Auskunft wegen der hohen Anforderungen für den Druck der Lose nur wenige Druckereien in Betracht, sagt Hoppe. Er weist zum Beispiel darauf hin, „dass bei jedem Druck ein Notar zugegen ist“ und die einzeln verpackten Lospäckchen in verschließbaren Boxen an die einzelnen Standorte geliefert werden müssen.
Spenden und Helfer sind notwendig
Die Akquise ist für den 61-Jährigen eine weitere zentrale Aufgabe. „Wir sind fortlaufend auf Spenden angewiesen“, sagt er, wobei nicht nur Bargeld, das teilweise zum Kauf von Preisen eingesetzt wird, oder Sachspenden von Firmen gemeint sind. „Tatkräftige Unterstützung ist genauso wichtig“, stellt er die Hilfe von Fachfirmen beim Auf- und Abbau heraus. Deren rot-weiße Dächer als Hingucker symbolisieren die Bremer Speckflagge, ein Zeichen der Verbundenheit zur Stadt.
Aus dem gleichen Grund hat der Geschäftsführer vor einigen Jahren wechselnde Bremen-Motive auf den Losen eingeführt. Für ihn ist die Bürgerpark-Tombola nicht nur ein leuchtendes Beispiel des Engagements von Bremern für Bremer, sondern darüber hinaus ein belebender Faktor der Innenstadt – auch für Touristen. Da jedes dritte Los einen Gewinn verspricht und Autos, Reisen oder Bargeld als Hauptgewinne ausgespielt würden, sei sie attraktiv. Auch der Losverkauf durch Prominente oder Musikbeiträge steigerten die Anziehungskraft und den Erfolg der Bürgerpark-Tombola. Aber: „Wir müssen gucken, was wir in unserem kleinen Team leisten können.“