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Aktionsprogramme für Innenstädte Pop-up-Stores gegen den Leerstand

Das Aktionsprogramm Innenstadt hat in Bremen bislang vier Leerstände mit Pop-up-Stores gefüllt, weitere werden folgen. In Niedersachsen können vergleichbare Projekte frühestens ab Oktober beantragt werden.
02.10.2021, 05:00 Uhr
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Pop-up-Stores gegen den Leerstand
Von Timo Thalmann

Bei seinem Aktionsprogramm Innenstadt setzt Bremen weiterhin auf sogenannte Pop-up-Stores, um Leerstände im Zentrum zu vermeiden. Bislang sind vier solcher Geschäfte eröffnet worden, aktuell laufen drei weitere Ausschreibungen und Wettbewerbe der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). Erstmals werden ab 5. Oktober Gastronomie-Ideen gesucht, auch in Verbindung mit weiteren Nutzungen wie besonderen Dienstleistungen, Veranstaltungen und Kultur. Eigentümer waren im September zudem aufgerufen, leere Flächen für Pop-up-Stores zu melden.

Unter Pop-up-Stores versteht man Geschäfte, die nur eine begrenzte Zeit existieren sollen. Häufig nutzen Online-Anbieter solche Konzepte als Ergänzung ihres Angebots. Der Pop-up-Store zieht dann als wanderndes Angebot von Ort zu Ort, ähnlich wie ein Schausteller. Daneben probieren neue Anbieter auf diese Weise mit begrenztem Aufwand, ohne hohen Kapitaleinsatz und langfristige Mietbindungen neue Präsentationskonzepte, Sortimente oder ungewöhnliche Kombinationen von Waren aus.

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Kritik an dieser Art des Einzelhandels und Innenstadtentwicklung hatte zuletzt der Bremer Kaufmann Cord Hesterberg vom ­Modehaus Stiesing geäußert. Er sieht darin keine Lösung der strukturellen Probleme in der Innenstadt. „Pop-up-Stores führen nicht zu langfristigen Investitionen und einem für 1A-Lagen angemessenen hochwertigen Ladenbau“, sagt Hesterberg. Aus seiner Sicht sind vor allem überhöhte Mieten das Problem. „Die Faustformel lautet zehn Prozent des Umsatzes für die Miete“, sagt der Kaufmann und verweist auf Quadratmeterpreise von teilsmehr als 200 Euro. „Das ist für lokale Anbieter zumeist nicht darstellbar.“

Die Wirtschaftsförderung betont, dass ihre Vorgaben für eine Anmietung der Flächen die Preise gezielt senkt. „Wir zahlen höchstens 50 Prozent im Vergleich zum vorherigen Mieter“, sagt Juliane Scholz, Sprecherin der WFB. Das Konzept sieht vor, dass die Wirtschaftsförderung als Hauptmieter auftritt und die Flächen an die Pop-up-Stores für ein Jahr zum Nulltarif untervermietet. In dieser Zeit könne für ein Geschäft eine stabile Basis entstehen, um es dann doch langfristig zu betreiben. „Wir sind in engem Austausch mit den Store-Betreibern und unterstützen sie dabei, aus einem Laden-Experiment ein dauerhaftes Geschäft zu machen“, sagt Christoph Sonnenberg, Sprecher des Bremer Wirtschaftsressorts.

Jens Ristedt, Vorsitzender des City Initiative als Zusammenschluss der Innenstadt-­Kaufleute und ebenso wie Hesterberg Inhaber eines familiengeführten Traditionsgeschäfts für Mode, sieht das Engagement der WFB positiv und ist überzeugt, dabei auch im Namen der Mehrheit der Kaufleute zu sprechen. „Alles ist besser als Leerstand“, sagt er. Ristedt bewertet das Aktionsprogramm Innenstadt als Erfolg. Das werde auch außerhalb Bremens aufmerksam verfolgt.

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Das bestätigt Olaf Petersen von der Comfort-Gruppe, einem Makler- und Beratungsunternehmen, dass sich auf Immobilien ausschließlich in 1A-Lagen von Innenstädten im deutschsprachigen Raum konzentriert. Petersen hat in Bremen Standortanalysen unter anderem für das Kontor- und Jacobshaus durchgeführt. „Die Ergebnisse der Wettbewerbe der WFB könne sich im bundesweiten Vergleich sehen lassen“, sagt der Volkswirt. Er bezeichnet Leerstand als „ansteckend für die Umgebung „und bescheinigt Bremen, auf die Folgen der Pandemie in seiner Innenstadt früher und umfangreicher reagiert zu haben, als andere Länder und Kommunen“.

Das Land Bremen stellt mit dem Aktionsprogramm 13,2 Millionen Euro bereit, davon sind rund eine Million Euro für die Pop-up-Stores vorgesehen. In Niedersachsen sollen über das Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ 117 Millionen Euro aus europäischen Fördermitteln fließen. Dadurch ergeben sich auf Antrag von der Einwohnerzahl abhängige Budgets für Kommunen über 10.000 Einwohner, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Für Städte über 65.000 Einwohner liegt das Fördervolumen bei höchstens 1,5 Millionen Euro. Konkrete Projekte etwa gegen Leerstand können frühestens ab 18. Oktober beantragt werden.

Hessen hat ebenfalls ein entsprechendes Programm im Umfang von 27 Millionen Euro aufgelegt und deckelt die Zuwendung an einzelne Kommunen auf 250.000 Euro. In Bayern wurden rund 100 Millionen Euro an 279 Kommunen verteilt. Der größte Einzelbetrag mit zwei Millionen Euro ging nach München.

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