Trockene Sommer und Wasserförderung, die zu Umweltschäden führen: Mit diesen Themen muss sich Bremen spätestens seit vergangenem Jahr auseinandersetzen. Zum Weltwassertag an diesem Sonntag appellieren Umwelt- und Entwicklungsorganisationen an Senat und Bürger, Wasser zu sparen. Sorgsamer Umgang mit Trinkwasser sei ein Beitrag zum Klimaschutz, betonen fünf Verbände, die sich zum Bremer Wasserforum zusammengeschlossen haben. Zu diesem Forum gehören der BUND Bremen, das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung, die Hilfsorganisation Borda, Unicef Bremen und Robin Wood.
Dass es im nasskalten Norddeutschland einmal an Wasser mangeln könnte, dürfte vielen Hanseaten bis vor ein zwei Jahren nicht geläufig gewesen sein. Das kleinste Bundesland gilt als verregnet, und ohne Deiche würde man in Bremen fast überall nasse Füße bekommen. Auf diesen scheinbaren Widerspruch weist auch Katharina Müller vom BUND Bremen hin: „Man denkt, hier regnet es so viel, da kann man ruhig Wasser verbrauchen, aber das stimmt so nicht“, sagt die Umwelttechnikerin. „Wasser ist auch in Bremen eine endliche Ressource.“
Das größte Problem sieht Müller darin, woher Bremen in Zukunft sein Trinkwasser nehmen soll: „Wir wissen noch nicht, woher wir noch mehr Wasser bekommen können.“ Bisher bekommt Bremen sein Wasser von fünf Lieferanten. Die wichtigsten Quellen sind die Harzwasserwerke und der Trinkwasserverband Verden; nur 15 Prozent des Verbrauchs werden aus Bremer Quellen gedeckt. Und der Trinkwasserverband Verden kündigte zuletzt an, pro Jahr gut eine Million Kubikmeter weniger zu fördern.
Der Grund: In Verdens Fördergebiet am Panzenberg sorgt die Entnahme von Grundwasser für Umweltschäden. „Dort trocknet der Halsebach, ein Seitenarm der Aller, im Sommer mehrere Monate komplett aus“, beschreibt Müller. „Die Baumbestände leiden darunter, ebenso wie bestimmte Tier- und Pflanzenarten.“ Zum Teil komme es durch den niedrigeren Grundwasserspiegel zu Schäden der Infrastruktur: „Es gibt Schäden an Hauseinfahrten und an Straßen durch Absenkung des Bodens.“ Weil nicht klar sei, woher Bremen anderweitig umweltfreundlich Wasser beziehen wolle, müsse Trinkwasser gespart werden, fordert der BUND.
„Nicht überall, wo wir Wasser benutzen, wird Trinkwasser benötigt“
Eine Forderung, die auch in der Politik angekommen ist: Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) will den Trinkwasserverbrauch senken. „Nicht überall, wo wir Wasser benutzen, wird Trinkwasser benötigt“, sagt Müller. Prägnantestes Beispiel: Die Klospülung macht ein Drittel des Trinkwasserverbrauchs aus, stellt die Umweltbehörde in einem Bericht fest. Der BUND fordert deshalb, verstärkt Regenwasser und weniger stark aufbereitetes Grauwasser für die Toilette einzusetzen. Förderprogramme für Regen- und Grauwassersysteme im Bad seien zum Glück zuletzt vom Bremer Senat reaktiviert worden, sagt Müller. Langfristig müssten solche Systeme zumindest für größere Neubauprojekte verpflichtend werden, fordert sie.
Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten der Wasserverbrauch der Haushalte zurückging: Der bundesweite Trend gehe zu steigenden Verbrauchsmengen pro Kopf, sagt Angela Dittmer, Sprecherin des regionalen Wasserversorgers SWB. „Im Laufe eines Jahres werden in der Stadt Bremen etwa 30 Milliarden Liter Trinkwasser benötigt, das sind etwa 200 Millionen Badewannen voll.“ In Bremerhaven würden pro Jahr etwa acht Milliarden Liter Trinkwasser verbraucht, was etwa 50 Millionen Badewannen entspreche, so Dittmer. Nach Angaben der SWB werden in Bremen pro Kopf jeden Tag im Schnitt etwa 120 Liter Trinkwasser verbraucht, mit Tendenz in Richtung 125 Liter. Würde dem Unisee täglich die Wassermenge entnommen, die Bremerinnen und Bremer im Schnitt benötigen, wäre der See in gut drei Wochen trocken gelegt, rechnet der BUND Bremen vor.
Noch stärker als der Wasserverbrauch in den eigenen Wänden schlägt aber laut dem Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (Biz) der sogenannte virtuelle Wasserverbrauch zu Buche: Dieser betrage 4000 Liter pro Tag und Kopf. Damit gemeint ist der versteckte Wasserverbrauch über Waren und Lebensmittel, für deren Produktion viel Wasser in anderen Ländern benötigt werde, erklärt Randy Haubner vom Biz.
Sie nennt drei Beispiele, wo Bremerinnen und Bremer beim Einkauf für weniger indirekten Wasserverbrauch sorgen können. „Allein der Anbau der Baumwolle, die für ein T-Shirt benötigt wird, verschlingt durchschnittlich 2700 Liter Wasser.“ Auch für Lithium, das in Handy- und Laptop-Batterien enthalten ist, werde Wasser ausgerechnet in einer extrem trockenen Region Südamerikas verbraucht. Ein weiteres Beispiel sei Rindfleisch: „Für ein Kilo Rindfleisch werden bis zu 16 000 Liter Wasser verbraucht“, sagt Haubner. Besonders der Anbau von Futtermitteln für Rinder benötige viel Wasser.