Ortsamtsleiterin Ulrike Pala kann sich noch sehr gut erinnern: Der Wesertunnel – und damit der Ringschluss der Autobahn A281 – solle im Jahr 2011 fertig sein, hatte es geheißen, als sie 2001 ihren Dienst als Stadtteilsachgebietsleiterin Gröpelingen im Ortsamt antrat. Bereits vor rund zehn Jahren waren an der Hüttenstraße Häuser für die Einfahrt in den Tunnel abgerissen worden. Immer wieder aber musste bekanntlich der Baubeginn für das Großprojekt aufgeschoben werden. So warten die Menschen im Bremer Westen bislang vergeblich auf die neue Weserquerung und die Verkehrsentlastung, die sie sich davon unter anderem für die Hafenrandstraße, die Überseestadt und den Nordwestknoten versprechen.
Nun scheint aber das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels ganz allmählich doch noch in Sicht zu kommen. Ende dieses Jahres wollen die Planer auf der nördlichen Weserseite mit den Vorbereitungen für den Bau des Wesertunnels zwischen Oslebshausen und Seehausen in Bauabschnitt 4 der neuen Autobahn beginnen: Das hat am Mittwochabend Benedikt Zierke von der Planungsgesellschaft Deges während einer Sitzung des Gröpelinger Beirats angekündigt. Demnach soll Ende 2018 damit begonnen werden, in der Nähe der Stahlwerke die Baustelle für die zukünftige Weserquerung einzurichten – vorausgesetzt, die für das Großprojekt benötigten Mittel werden tatsächlich wie erwartet im Bundeshaushalt eingestellt und es kommt zu einer Einigung mit der Firma Holcim. Neben Flächen der Stahlwerke wird nämlich auch ein Teil des Betonwerk-Grundstücks für den Autobahn-Ringschluss benötigt; einen entsprechenden Vertragsentwurf gibt es Zierke zufolge bereits.
Baustellenerschließung wichtig
Neben dem Thema Grunderwerb galt es für die Planer zunächst, Fragen zu Lärm, Luftschadstoffen, Staub oder Lichteinfall während der Baumaßnahme zu klären. Hochwasserschutz, Brutvögel, Schiffsverkehre und etwaige Beeinträchtigungen des Grundwasserspiegels mussten in die Überlegungen einbezogen werden. Und auch darüber, wie während der Bauphase der Verkehr rund um die Stahlwerke und im Bereich Beim Industriehafen/Auf den Delben – also zwischen Gröpelingen und Grambke – fließen kann, musste nachgedacht werden. Ein wichtiger Punkt war außerdem die Erschließung der Baustelle. Schließlich müssen für das Vorhaben unter andrem gewaltige Erdmassen sowohl in die Baustelle hinein- als auch von dort aus wegtransportiert werden. „Wir wollen die Transporte so verträglich wie möglich gestalten“, kündigte Zierke in diesem Zusammenhang nun an.
Gegen Ende des Jahres soll in einem ersten Schritt die Baustelle eingerichtet werden. Dafür müssen Flächen gerodet und Bauzäune aufgestellt werden. Sobald der Kampfmittelräumdienst das Gelände untersucht und etwaige Bomben- oder Munitionsfunde entfernt hat, sollen die Gründung hergestellt und Leitungen verlegt werden.
Eine der ersten Maßnahmen wird Zierke zufolge der Bau einer neuen Brücke sein. Über dieses neue Bauwerk – die Carl-Benz-Brücke, die später einmal über die A 281 hinüberführen wird, – soll während der Bauphase der Lkw-Verkehr von der Autobahn zur Baustelle geleitet werden. Somit müssten die Baufahrzeuge für den Sandmassen-Transport nicht über die Straße Auf den Delben fahren.
In der ersten Hälfte des kommenden Jahres wollen die Planer mit dem Bau der neuen Brücke beginnen, etwa eineinhalb Jahre später soll sie fertig sein. Die Carl-Benz-Straße wird während dieser Zeit für den Rad- und Fußverkehr gesperrt, wodurch sich die Arbeitswege für viele Arcelor-Beschäftigte ändern dürften.
Die Unterführung knapp unterhalb der Fahrrinne der Weser soll aus vorgefertigten Tunnelelementen zusammengesetzt werden, die schwimmen können und sich deshalb auf dem Wasserweg in die richtige Position manövrieren lassen. Diese Teile könnten Zierke zufolge zum Beispiel im Neustädter Hafen hergestellt werden. Im Raum steht auch die Idee, die Elemente im ehemaligen Bunker „Hornisse“ an der Kap-Horn-Straße anzufertigen, wo es ein zugeschüttetes Schwimmdock gibt, das dafür genutzt werden könnte. Denkbar wäre aber auch, die Tunnelelemente zum Beispiel in den Niederlanden produzieren zu lassen.
Mit der Fertigstellung des neuen Wesertunnels rechnen die Planer nach derzeitigem Stand Ende 2024. In regelmäßigen Abständen wollen nun Deges-Vertreter den Kontakt zum Ortsamt und zum Gröpelinger Beirat suchen, um dort kontinuierlich über die weitere Entwicklung zu informieren. Während der gesamten Baumaßnahme soll es außerdem einen direkten Ansprechpartner geben, der bei Fragen oder Problemen telefonisch oder per E-Mail erreichbar ist, kündigte Zierke an.