Die Badeinselregatta für 2017 ist abgesagt. In den vergangenen Jahren musste sie oft wetterbedingt ausfallen - jetzt stellen die Veranstalter das ganze Event in Frage.
Auf knallroten, aufgeblasenen Gummiboten paddelten sie um die Wette. Mehr als 100 Zweier-Teams auf Badeinseln kämpften sich den Fluss entlang. Zehntausende Zuschauer säumten das Weserufer und trieben die Menschen mit den Schwimmwesten auf ihren Inseln an. Ein irrwitziges Spektakel, das nun sein Ende findet. Die Badeinselregatta für dieses Jahr ist abgesagt. 2013 und 2015 musste die Veranstaltung wetterbedingt ausfallen – jetzt stellen die Veranstalter das ganze Event infrage. Denn auch für 2018 sieht es nicht nach einer neuen Auflage des Paddel-Wettkampfs über 1,6 Kilometer aus. Mit der skurrilen Regatta auf der Weser verliert Bremen einen der Veranstaltungshöhepunkte im Sommerkalender.
„Nachdem schon in den vergangenen Jahren unwetterbedingt mehrfach der Start der Haake-Beck-Badeinselregatta auf der Weser abgesagt werden musste, haben wir uns als Veranstalter dazu entschieden, in diesem Jahr von vornherein keine Veranstaltung zu planen“, sagt Oliver Bartelt, Unternehmenssprecher von Anheuser-Busch InBev Deutschland. Für die diesjährige Veranstaltung habe es mit dem 29. Juli zwar intern schon einen groben Termin gegeben, dieser sei aber nie angekündigt worden, weil früh klar gewesen sei, dass für 2017 nicht geplant werde, so Bartelt.
Den beteiligten Mitarbeitern des Unternehmens hätten die vergangenen 17 Jahre viel Freude und Stolz bereitet. Dennoch sei eine Veranstaltung wie die Badeinselregatta für den Veranstalter Jahr für Jahr mit deutlich steigendem Aufwand und steigender Verantwortung aufgrund der Sicherheitsthematik verbunden gewesen, heißt es. In den Jahren der unwetterbedingten Absagen hätten am Ende alle Beteiligten, die monatelang an der Vorbereitung arbeiteten, keine Freude gehabt – ebenso wie die Teilnehmer. Zusammen mit der Agentur Lite Life hatte Veranstalter Anheuser-Busch Inbev insgesamt etwa 15 bis 20 Mitarbeiter im Einsatz, die nicht nur eine Woche lang mit Auf- und Abbau beschäftigt waren, sondern ein halbes Jahr im Voraus bereits die Organisation und Umsetzung planten.
Risiko einer hohen Investition zu groß
„Mit jeweils 200 Startern und teilweise bis zu 70 000 Zuschauern am Osterdeich haben wir Rekorde gebrochen und Bremen bewegt“, sagt Bartelt. „Uns ist bewusst, dass damit eine große Veranstaltung aus dem Kalender fällt – umso schwerer haben wir uns mit dieser Entscheidung getan.“ Das Risiko, einen mittleren sechsstelligen Betrag in eine Outdoor-Veranstaltung zu investieren, deren Durchführung derart unsicher sei, stehe aber in keinem gesunden Verhältnis. Hinzu komme die steigende Verantwortung, die AB Inbev als Veranstalter für Mitarbeiter, Teilnehmer und Besucher habe. Das Sicherheitsrisiko für all diese Menschen sei für die Brauerei kaum zu tragen. Es wäre unverantwortlich, so Bartelt, diesem Thema nicht den notwendigen Stellenwert bei den Überlegungen einzuräumen.
„Wir arbeiten an Alternativen, um die fast 200-jährige Brau-Tradition der Marke Haake-Beck weiter im Stadtbild fest zu verankern“, sagt Bartelt. Aber das werde die Haake-Beck-Badeinselregatta nicht eins zu eins ersetzen können. Eine erneute Auflage des Wettrennens im nächsten Jahr will der Unternehmenssprecher nicht kategorisch ausschließen. Die Chancen stehen allerdings eher schlecht. In den Jahren 2013 und 2015 musste die Badeinselregatta jeweils wegen drohender Unwetter beziehungsweise wegen Starkregen, Blitz und Donner abgesagt werden. Das Sicherheitsrisiko war zu hoch. Daran wird deutlich, dass Veranstalter mittlerweile nicht mehr nur eine Kosten-Nutzen-Abwägung treffen, sondern immer mehr auch eine Kosten-Risiko-Abwägung.
Die Absage schlug am Montag in den sozialen Netzwerken hohe Wellen. Zahlreiche Leser taten ihren Unmut kund und bedauerten das Aus. So auch die Vertreter der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ). "Auch wenn dieses Event nicht überregional wirksam ist, bedauern wir die Absage sehr", sagt BTZ-Geschäftsführer Peter Siemering. „Veranstaltungen auf der Weser sind etwas Besonderes, haben eine spezielle Attraktivität. Die Badeinselregatta ist einzigartig, witzig, sehr sportlich für die Teilnehmer und spannend für die Zuschauer. Sie trägt den Namen einer lokalen Biermarke und ist damit echt bremisch – und echt ist selten", betont Siemering.
Er und sein Team wüssten aber, so Siemering, wie schwierig es sei, auf einer Bundeswasserstraße mit Berufsschifffahrt, oft heftigem Nordwest und großem Tidenhub über Stunden hinweg diesen Wettbewerb zu realisieren. Ein Ersatz werde in dieser Größenordnung nur mit großen Sponsoren möglich sein. "Das ist kurzfristig wohl nicht möglich, auch weil jeder andere Veranstalter vor gleichen Problemen stehen würde", sagt der BTZ-Geschäftsführer.