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Beirat Östliche Vorstadt Droht ein Verkehrschaos im Neuen Hulsberg-Viertel?

Parken ist in der Östlichen Vorstadt ein Dauer-Thema. Nun befürchtet der Beirat eine Zuspitzung der Situation rund um das Neue Hulsberg-Viertel. Grund ist die Teilverlagerung des Klinikums Links der Weser.
14.03.2024, 00:00 Uhr
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Droht ein Verkehrschaos im Neuen Hulsberg-Viertel?
Von Sigrid Schuer
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Ortsamtsleiterin Hellena Harttung hatte am Ende der Sitzung des Beirates Östliche Vorstadt so ihre Zweifel. "Ist es realistisch, dass dieses Projekt wirklich funktioniert? Was ist, wenn die Zahlen zu groß sind und wir das nicht schaffen?", fragte Harttung Verkehrsplaner und Vertreter der Behörden. Die Sorge vor einem Verkehrs-Kollaps rund um das Neue Hulsberg-Viertel ist groß, das ließ auch SPD-Beirätin Bianca Wenke durchblicken. Auch die Diplom-Bauingenieurin befürchtet eine mögliche Überforderung des Quartiers. Grund: Im Sommer 2023 beschloss der Senat die Schließung des Klinikums Links der Weser. Das Herzzentrum und die kardiologischen Großpraxen sollen in das Klinikum Bremen-Mitte umziehen. Außerdem soll die Bildungsakademie erweitert werden. 

Welche Zuwächse gibt es durch den Zuzug von Links der Weser? 

Laut Klaus Beekmann von der Geschäftsführung der Gesundheit-Nord (Geno) wird mit rund 830 Plätzen für Erwachsene und Kinder kalkuliert. Die Geno rechnet demnach mit 160 Notfallkontakten und 64 bodengebundenen Rettungsdienst-Einsätzen pro Tag. Dazu sollen pro Jahr 60.000 stationäre Patienten kommen, 17.000 davon vom Klinikum Links der Weser. Zusätzlich geht man pro Jahr von 208.500 ambulanten Patienten aus, 20.000 davon vom Klinikum Links der Weser, 35.000 aus den kardiologischen Großpraxen. Außerdem wird mit jährlich 150 weiteren Rettungshubschrauberflügen kalkuliert, zusätzlich zu den bisherigen 300 Flügen. Peter Böhme und Hilde Kohake, die unter den Zuhörern waren, wiesen darauf hin, dass diese Zahl verdoppelt werden müsse, bestehe doch jeder Rettungsflug aus Start und Landung.  

Wird auf dem Klinikgelände neu gebaut?

Neubauten soll es laut Klaus Beekmann auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte nicht gehen. Vielmehr soll der vorhandene Gebäudebestand in den jetzigen Strukturen aufgestockt werden. Der Abschluss der Bauarbeiten wird für das Jahr 2028 angepeilt.

Wie viele Mitarbeiter kommen vom Klinikum Links der Weser?

Die Geno kalkuliert mit 1100 zusätzlichen Mitarbeitern, die vom Klinikum Links der Weser kommen und für mehr Verkehrsaufkommen sorgen werden. Wie es mit der Zunahme von Lieferverkehren aussehen wird, kann die Geno jetzt noch nicht sagen.  

Wann sollen die geplanten Parkhäuser fertig sein? 

Laut Florian Kommer, Geschäftsführer der Entwicklungs-Gesellschaft Klinikum Bremen-Mitte, existieren zurzeit weder Bauzeiten-Pläne noch eine Abbruch-Planung. Davon hingen aber letztendlich die Neubau-Pläne für die Parkhäuser ab. In diesem Jahr solle der Abbruchsantrag erarbeitet werden. Für die Jahre 2025 und 2026 werde ein Abbruch der Baumassen kalkuliert. Das Parkhaus auf dem Klinik-Areal solle im ersten Quartal 2028, die Quartiersgarage an der Friedrich-Karl-Straße 2027 und diejenige an der Bismarckstraße vor 2028 eröffnet werden, so Kommers Wunsch.  

Wie wird der Bedarf an Parkplätzen ermittelt?

Die Planungen des Neuen Hulsberg-Viertels reichen bis in das Jahr 2012 zurück. 2018 wurde der städtebauliche Vertrag rechtskräftig. Seit 2012 hätten sich die Rahmenbedingungen in Sachen Mobilität verändert. Besonders seit der Corona-Pandemie sei der Homeoffice-Anteil gestiegen, betonte Daniel Seebo, Mitgesellschafter der Sachverständigen-Firma SHP Ingenieure, die von der Geno mit der Verkehrserhebung beauftragt worden ist. Die Befragung sei nun in vollem Gange, konkretere Aussagen dazu könne er leider zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht machen, sagte der Bauingenieur. Dafür legte er das komplexe Zählverfahren im Detail dar. Gezählt werde an den umliegenden Knotenpunkten und zwar alle Verkehrsarten. Eines der Hauptkriterien, die Seebo nannte: Wie kann der verbleibende Kraftfahrzeug-Verkehr möglichst verträglich abgewickelt werden? Das Neue Hulsberg-Viertel sei ja ohnehin auto-arm geplant worden, fügte er hinzu. Zudem hätten Analysen rund um die beiden Kliniken ergeben, dass die Mitarbeitenden eher per Fahrrad zur Arbeit kämen. Außerdem setze die Geno auf Carsharing und Mitfahrmodelle.

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Welche Einwände gibt es? 

Wie Autoverkehre vermieden werden sollen, wenn ein Großteil der Patienten des Herzzentrums aus dem niedersächsischen Umland komme, diese Frage wurde auf der Beiratssitzung gestellt. Ein Anwohner der Bismarckstraße fragte, wie das denn gehen soll, dass gehandicapte Patienten in die notorisch überfüllte Buslinie 25 steigen sollen, und das auch noch mit Koffer. Den per Fahrrad zu transportieren, werde schwierig, von Sprunggelenksverletzungen gar nicht zu reden, betonte er. Zudem wurde von Beiratsseite angeregt, dass die BSAG eine zusätzliche Buslinie einrichten solle. Aus dem Publikum wurde die Befürchtung geäußert, dass es zu einer Verkehrszunahme um mehr als die Hälfte kommen könnte. 

Was ist mit dem Bettenhaus?

Das Gebäude Nummer 6 wird gemeinsam mit dem Gebäude 7 nach Sanierung und baulicher Entwicklung der neue Sitz der Bildungsakademie werden, so der Plan des Gesundheitsressorts. Die angrenzenden Gebäude sollen abgerissen werden. Das sagte Nils Weller, im Gesundheitsressort für die Koordination kommunaler Kliniken zuständig. Er rechnet damit, dass im April weiteres Zahlenmaterial zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit sowie zur Umsetzung des Finanzierungsplanes vorliegen wird, der im Laufe des Jahres erfolgen soll.  

Wie lautet das Fazit des Beirates? 

"Für uns als Beirat ist es nicht akzeptabel, dass Anwohner nicht geschützt werden", brachte es Beirätin Bianca Wenke, stellvertretend für ihre Beiratskollegen auf den Punkt. Sie sprach sich mit der bündnisgrünen Beirätin Alexandra Werwath eindeutig für die erweiterte Einführung von Bewohnerparken in dem Quartier aus, um den Parkdruck nicht noch zusätzlich zu erhöhen. Die offiziellen Aussagen zur weiteren, verkehrstechnischen Entwicklung des Quartiers blieben vielen Beiratsmitgliedern zu nebulös, wie CDU-Beirat Peter Kadach unterstrich.

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