Das Geschäft ist dort eigentlich nicht wegzudenken, es gehört zum Brill dazu, so wie auf der anderen Seite der Kreuzung die historische Kassenhalle der Sparkasse. Und doch ist es jetzt soweit: Betten-Wührmann macht dicht. Am 31. Juli schließt der Laden, wie Inhaber Adrian Otten auf Nachfrage bestätigt. Damit geht an dem Standort eine 135-jährige Geschichte zu Ende. So lange, seit 1886, gibt es das Bettengeschäft. "Wir treffen uns bei Wührmann am Brill", sagen Bremerinnen und Bremer. Das ist bald vorbei.
"Ich sehe in der City keine Zukunft mehr", sagt Otten. Er erklärt warum, zählt die Gründe auf: das Sparkassengelände leer, sämtliche Geschäfte an diesem Abschnitt der Faulenstraße geschlossen. Irgendwann vielleicht eine Großbaustelle auf der Fläche, die ebenso wenig zur Attraktivität beitragen werde. Die Hutfilterstraße, in der es auch nicht viel besser sei. Der angekündigte Verkehrsversuch in der Martinistraße. Und die Pläne von Kurt Zech für das Parkhaus Mitte, die seit Jahren stockten und sicherlich noch viel Zeit bräuchten. Otten will deshalb mit seinen acht Mitarbeitern weg, nicht aus Bremen, wohl aber aus der Innenstadt: "Wir sind in Gesprächen über einen anderen Laden in der Stadt und wollen uns etwas verkleinern." Mit den Folgen der Corona-Pandemie habe das nur wenig zu tun.
Das Geschäft am Brill hat mehr als 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Angeboten werden sogenannte Heimtextilien – von der Frottierausstattung für das Badezimmer bis zur Markenbettwäsche. Es gibt aber auch Matratzen und Bettgestelle. "Die mit Daunen gefüllten Federbetten stellen wir selbst her", sagt Otten. Er hat den Laden 2005 von der Familie Wührmann übernommen und den Traditionsnamen beibehalten. Betten-Wührmann gab es früher auch in Delmenhorst, in den 1980er-Jahren, und in Vegesack, wo das Geschäft Ende 2004 schließen musste. Im Ostertor existiert noch Wührmann-Junior, ebenfalls ein Bettengeschäft.
Das markante Backsteinhaus am Brill gehört der Bremer Firma Dawedeit-Immobilien. "Das Fitnessstudio in den oberen Etagen ist ausgezogen, seitdem bauen wir um", erklärt Marius Dawedeit. Bis Ende des Jahres solle alles fertig sein: Brandschutz, neue Fahrstühle, Barrierefreiheit, eine neue Lüftungsanlage und die Organisation von Fluchtwegen. "Das Haus wird künftig eine Versammlungsstätte sein, darum müssen wir so planen", sagt der Unternehmer.
Hauptmieter ist die Hochschule Bremen. Heute verfügt sie im selben Gebäude mit seinen sieben Geschossen bereits über 1400 Quadratmeter Lehr- und Büroflächen, zum Jahreswechsel kommen rund 3600 Quadratmeter dazu. Der Keller soll für Fahrräder genutzt werden. Weitere Mieter sind das Deutsche Rote Kreuz und die Innere Mission.
Die Hochschule bezeichnet ihren Standort am Brill als "wichtigen Baustein" für die Entwicklung des sogenannten "Integrierten Gesundheitscampus Bremen", der unter anderem ein Simulationszentrum beinhalte. "Damit üben wir eine Magnetfunktion für den Pflege- und Gesundheitssektor und den Versorgungsbereich insgesamt aus", hatte Hochschulsprecher Ulrich Berlin erklärt, als die Pläne bekannt wurden, aber noch nicht klar war, dass auch die Wührmann-Fläche dazu gehört. Berlin legt Wert darauf, dass es sich beim Gesundheitscampus weniger um eine örtliche Einrichtung handele, sondern einen "informellen Zusammenschluss von Wissenschaft und Praxis".
Die Zukunft am Brill ist studentisch. Wegen der Hochschule, aber auch wegen der Universität. In dem einem Fall werden es ein paar Hundert Studierende sein, die den zentralen Ort bevölkern, in dem anderen ein paar Tausend. Die Uni will in den nächsten Jahren mit einem Teil ihrer Einrichtungen auf das Sparkassengelände ziehen.