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Zum 90. Geburtstag Wie der Architekt Gert Schulze Bremen prägte

Der Architekt Gert Schulze hat in Bremen zahlreiche Spuren hinterlassen. Am Pfingstmontag feiert er seinen 90. Geburtstag.
06.06.2025, 05:00 Uhr
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Von Eberhard Syring

In den Jahrzehnten zwischen 1980 und 2010 war in Bremen wohl kein zweiter Architekt so erfolgreich wie Gert Schulze. Jedenfalls, wenn man diesen Erfolg an der Zahl der gewonnenen Wettbewerbe und der Auszeichnungen beim alle vier Jahre ausgeschriebenen Bremer BDA-Preis misst. Wie lässt sich seine Architektur charakterisieren? Sein Kollege Manfred Schomers hat einmal das Typische dieser Architekturhandschrift am Beispiel eines Schulze-Gebäudes am Osterdeich beschrieben: „Es ist … sehr präsent und doch wirkt es von der Weserpromenade wie ein selbstverständliches Ensemblemitglied, das schon immer hier gestanden zu haben scheint, das sich längst integriert hat. Mehr kann ein Haus auch nicht leisten, wenn man die Prämisse 'auffallen um jeden Preis' vermeiden will.“

In der Tat: Führt man sich bekannte Bauten des Architekten vor Augen, etwa das Empfangsgebäude des Bremer Flughafens, die Messehallen auf der Bürgerweide oder das Forschungszentrum für Oberflächentechnik im Technologiepark an der Universität, so lassen sich viele Qualitäten beschreiben. Was Schulzes Bauten auszeichnete, waren präzise Grundrissarbeit, gut proportionierte Baukörper, ein sensibler Umgang mit dem Material – bevorzugt insbesondere der Backstein – sowie eine ausgeprägte Vorliebe für die Arbeit am stimmigen Detail. Hinzu kommt das bereits angedeutete Eingehen auf den stadträumlichen Zusammenhang, in den ein Gebäude eingebunden ist. Die Aufgabe von Architektur sei es, primär urbane Orte zu schaffen, so Schulzes Credo. Und das bezog auch Innenräume ein – man denke an die straßenartig ausgebildete Halle des Flughafengebäudes.

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Trotz der programmatisch anmutenden Zurückhaltung liegt hier keineswegs das Werk eines in sich ruhenden Traditionalisten vor. Schulze zeigte sich in der Hochphase seines architektonischen Werks stets als unruhiger, die Einflüsse der internationalen Architekturentwicklung aufsaugender Geist. Nach einer Zimmererlehre und dem Studium am „Technikum“ in Bremen schloss er ein Diplomstudium beim namhaften Architekten Egon Eiermann an der TH Karlsruhe an. Ende der 1960er-Jahre machte er sich in Bremen selbstständig.

Die wenigen Bauten, die er in der Frühphase seine Büros umsetzen konnte, sind noch stark vom Einfluss der „Karlsruher Schule“ geprägt. Das gilt insbesondere für eine preisgekrönte Wohnanlage im nordbremischen Rönnebeck. Unter dem Stichwort „postmoderne Architektur“ vollzog sich um 1980 ein Paradigmenwechsel. Infrage gestellt wurden wichtige Prinzipien moderner Architektur und Stadtplanung. Es gab ein neues Interesse an tradierten Stadtstrukturen und historischen Stilelementen. War für Schulze bislang die skandinavische Moderne eine wichtige Inspirationsquelle, so wurde sie jetzt von der „Tessiner Schule“ abgelöst: eine am italienischen Architekten Aldo Rossi orientierte Architekturrichtung, die moderne mit klassischen Formelementen verband.

Bei Schulzes Bauten der 1980er-Jahre sind die Anklänge an historische Vorbilder deutlich auszumachen, etwa im neuen Fährquartier in Vegesack oder bei den sogenannten Stadtvillen in Schwachhausen. Die Hochphase der Postmoderne währte jedoch nur ein knappes Jahrzehnt. Um 1990 fand vermehrt eine Rückwendung zur modernen Formensprache statt, die auch Schulze mitvollzog. Seine Bauten in der Airport-Stadt, an der Universität (Designhaus, Dienstleistungszentrum Kremser Str.) und das Messezentrum belegen diesen Wandel.

Trotz solcher zeitgeistbedingter stilistischer Ausschläge ist die architektonische Qualität immer auf hohem Niveau geblieben. Ende der 2000er-Jahre hat sich der Architekt aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Das Büro wird von seinem Sohn Jan Jakob und Martin Pampus als Schulze Pampus Architekten weitergeführt. In seinem Ruhestand widmet er sich intensiv der Malerei, einer schon lang gehegten Leidenschaft. Am Pfingstmontag feiert Gert Schulze seinen 90. Geburtstag.

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