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Serie: Wir wohnen anders Kaisenhäuser: Vom Behelfsheim zum Denkmal

Nach dem Krieg halfen Kaisenhäuser in Kleingärten, die Wohnungsnot zu lindern. Erst viel später, als viele Häuser ausgebaut waren, kam es zu einer Regelung, wer in den lediglich geduldeten Bauten bleiben darf.
30.05.2025, 07:42 Uhr
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Kaisenhäuser: Vom Behelfsheim zum Denkmal
Von Justus Randt

Bei Kriegsende 1945 waren 61 Prozent des Wohnraums in der Stadt zerstört. Dass Bürgermeister Wilhelm Kaisen das Wohnen in den ausgedehnten Parzellengebieten vorerst erlaubte, führte zum Ausbau von Lauben und zu neuen Behelfsheimen. Die Historikerin Kirsten Tiedemann hat die Geschichte der Kaisenhäuser in ihrem Buch „Mehr als ein Dach über dem Kopf“ (Verlag Bremer Tageszeitungen AG) aufgearbeitet. Mitte der 60er, schreibt sie, hatte sich aus den Behelfsheimen „durch permanente Bautätigkeit“ eine „etablierte Wohnkultur in den Kleingartengebieten“ entwickelt.

Mitte der 70er verschaffte die Politik einem eng begrenzten Kreis von Bewohnerinnen und Bewohnern mit einem lebenslangen Auswohnrecht Zukunftssicherheit. Damit, so Tiedemann, war aber auch klar, dass das Bewohnen der Parzellengebiete mit der Zeit enden werde. Özlem Ünsal (SPD) Senatorin für Bau und Stadtentwicklung, beschreibt den Konflikt auf der Behörden-Homepage so: „Möglichst niemand soll gegen seinen Willen seine Wohnstatt verlassen müssen. Gleichzeitig soll nicht dauerhaft in unsicheren Gebäuden mit schlechter Erschließung gewohnt werden, und die Kleingärten sollen sich nicht zu Substandard-Wohngebieten entwickeln.“

Die Häuser haben keinen Bestandsschutz, werden aber geduldet.
Peter Stolz

Ünsals Amtsvorgängerin Maike Schaefer (Grüne) sei es zu verdanken, dass die Kaisenhäuser, wenn sie nicht mehr bewohnt werden, „kleingärtnerisch weitergenutzt werden können und nicht abgerissen werden müssen“, sagt Peter Stolz. Er ist Vorsitzender des Vereins Interessengemeinschaft der Parzellenbewohner und Gartengrundstückseigentümer, der gleich nach dem Krieg gegründet wurde und heute rund 100 Mitglieder hat. Die meisten Kaisenhäuser stünden auf sogenanntem Eigenland, manche aber auch auf Pachtland der vielen Kleingartenvereine. „Die Häuser haben keinen Bestandsschutz, werden aber geduldet. Sie wurden zu Wohnzwecken gebaut, dafür wünscht man sich eine Regelung, und daran arbeiten wir noch immer“, sagt er. „Wird ein Haus beispielsweise durch Feuer zerstört, darf es nur noch auf Kleingartenniveau wieder aufgebaut werden, 24 Quadratmeter, das ist eine harte Nummer.“

Die Baubehörde geht davon aus, dass es noch 885 Kaisenhäuser gibt. Auf wie vielen der heute rund 16.500 Kleingartenparzellen Behelfsheime entstanden sind, ist unklar, die Schätzungen so vielfältig wie die Gestalt der Behausungen. Aktuell bewohnen 221 Personen, darunter 193 sogenannte Auswohnberechtigte, legal 136 Kleingärten im Stadtgebiet. Mit 410 befinden sich demnach die meisten der Häuser in Walle, dort sind 62 bewohnt. In Findorff gibt es 257 Häuser, von denen 47 bewohnt sind. In Hastedt sind sechs der 44 Gebäude bewohnt, im Blockland zwei von 40 und in Schwachhausen drei von 29. Das Kaisenhaus-Museum am Behrensweg 5a in der Waller Feldmark stellt die Eigenheiten des Lebens in den Behelfsheimen dar. Seit 2024 ist das Museum offizielles Denkmal.

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