
Wenn man Kirsten Kappert-Gonther in diesen Wochen trifft, erlebt man eine Frau, die nur so sprudelt. Vor Ideen, Motivation und Tatendrang. Sie erzählt von den Jamaika-Sondierungsgesprächen, von Podiumsdiskussionen, von Anträgen und Anfragen. Ihre Augen funkeln. Knapp drei Monate sind vergangen seit der Bundestagswahl im September und in dieser kurzen Zeit hat sich viel verändert im Leben der 51-Jährigen.
Sie wurde von der Leiterin einer Psychotherapie-Praxis mit Sitz in der Bürgerschaft zur Berufspolitikerin im Bundestag in Berlin. Kappert-Gonther pendelt seither zwischen dem „Dorf mit Straßenbahn“ und der pulsierenden Hauptstadt. Die Grünen-Abgeordnete empfängt in ihrem Büro in Berlin, in Sichtweite des Brandenburger Tors.
Das Gebäude befindet sich gerade in der Hand von Handwerkern. Das Bohren und Hämmern ist im Büro gut zu hören. „Wir bekommen hier jetzt Wlan“, erzählt Kappert-Gonther, während sie Kaffee eingießt. Auf dem Tisch stehen von einer Mitarbeiterin gebackene Weihnachtskekse, im Regal hinter dem Schreibtisch nichts und in der Ecke noch die Pappkartons des Vorgängers.
„Das ist jetzt schon echt anders“, sagt Kappert-Gonther auf die Frage, wie sich das Abgeordnetendasein in Berlin anfühlt. Allein die Dimensionen: 709 Abgeordnete. In der Bremischen Bürgerschaft sind es 83. Fast so viele hat nun allein ihre Fraktion. „Der Bundestag ist aber absolut kein Haifischbecken“, findet Kappert-Gonther.
Was sie positiv überrascht habe, sei die enorme Freundlichkeit, die ihr von Anfang an entgegen gebracht wurde. „Mein Beitrag ist hier willkommen.“ Bei den Sondierungsgesprächen zwischen Union, FDP und Grünen saß Kappert-Gonther in einem Expertengremium, das die Grünen-Forderungen zum Thema Gesundheit formuliert hat.
Dort arbeitete sie das „Sofortprogramm Pflege“ mit aus, mit dem kurzfristig deutlich mehr Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen entstehen soll. Aus Jamaika wurde nichts („Ein Drama für den Klimaschutz“). Die Forderungen und die Arbeit sollen trotzdem nicht umsonst gewesen sein. „Wir bringen das Sofortprogramm Pflege jetzt als Antrag in den Bundestag ein“, berichtet Kappert-Gonther.
Die Psychologin will sich im Bundestag auf Frauen- und Kindergesundheit, Drogenpolitik und präventionspolitische Fragen fokussieren. Sie scheint Glück gehabt zu haben: Der Mecklenburg-Vorpommersche Abgeordnete Harald Terpe, der drogenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion war, kandidierte nicht mehr für den Bundestag.
„Es sieht ganz danach aus, dass ich einen Sitz im Gesundheitsausschuss bekomme“, sagt Kappert-Gonther. In ihrer Stimme klingt Freude mit. Außerdem werde sie voraussichtlich präventionspolitische Sprecherin. Das bedeutet, sie kümmert sich darum, wie Umwelteinflüsse minimiert werden könnten, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
„Ich warte auf meine erste Rede im Bundestag“, sagt Kappert-Gonther und macht eine ausladende Geste mit den Händen. Doch wie will sie sich hervortun in der Masse an Politikern? Für Bremens Interessen eintreten? „Mit hoher fachlichen Expertise“, sagt sie. Für Bremen seien Themen wie Krankenhausfinanzierung, Förderung der E-Mobilität und die Reduktion des Bahnlärms wichtig.
Neben dem Sitz im Gesundheitsausschuss hätte sie zudem gern einen stellvertretenden Sitz im Kulturausschuss. Auch im Privatleben hat sich mit dem Umzug nach Berlin für Kappert-Gonther einiges verändert. Die leidenschaftliche Radfahrerin musste eine andere Dimension des Autoverkehrs kennenlernen. Der ist im trubeligen Berlin deutlich dichter, schneller und gefährlicher.
„Ich wohne im Stadtteil Friedenau und bin exakt ein Mal mit dem Rad die 10 Kilometer zur Arbeit gefahren“, erzählt Kappert-Gonther. „Dabei habe ich mich mindestens fünf Mal um mein Leben gefürchtet.“ Nach diesem Erlebnis stieg sie auf die U-Bahn um. Auch hat Kappert-Gonther so viel zutun, dass sie, die das Theater als „meine große Liebe“ bezeichnet, es trotz des kulturellen Überangebotes der Stadt erst ein einziges Mal in eine Vorstellung geschafft.
In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr will sich Kappert-Gonther etwas Zeit für die Familie nehmen, mal wieder „ganz in Ruhe frühstücken“ und „ausgiebig spazieren gehen“. Eine richtige Pause gönnt sie sich jedoch nicht. „Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die ich schreiben möchte“, sagt sie. Ein Positionspapier zur Verbesserung der Geburtshilfe etwa. Das möchte sie im kommenden Jahr dann ihrer Fraktion vorstellen.
Außerdem, schiebt sie hinterher, bereite sie momentan eine Kleine Anfrage vor, in der es um Werbung für freiverkäufliche Kinderarzneimittel gehe. „Ziel der Anfrage ist, Kinder und deren Eltern vor Werbung für umstrittene Mittel zu schützen“, meint Kappert-Gonther. Ihr wird, das wird nochmals klar, nicht langweilig werden bis zur nächsten Sitzungswoche Mitte Januar.
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