Aktion gegen Fettes und Süßes Bremen und Niedersachsen wollen Kinder vor Dickmachern schützen

15 Prozent der Kinder in Deutschland sind übergewichtig: Bremen und Niedersachsen wollen die Werbung für ungesunde Dickmacher möglichst verbieten lassen. Die Bundesregierung soll Maßnahmen prüfen.
20.07.2018, 22:22 Uhr
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Bremen und Niedersachsen wollen Kinder vor Dickmachern schützen
Von Sabine Doll

Schluss mit gezielter Werbung für Dickmacher wie Fertig-Pizza, Pommes, Limo und Süßigkeiten: Bremen und Niedersachsen planen gemeinsam mit den anderen Bundesländern einen Vorstoß, der zu einem Werbeverbot führen könnte. In einem gemeinsamen Beschluss haben die Verbraucherschutzminister der Länder die Bundesregierung aufgefordert, rechtliche Maßnahmen dafür zu prüfen. Die Selbstregulierung der Lebensmittelindustrie und der Werbewirtschaft reiche nicht aus. Auf den Werbe-Index sollen vor allem Lebensmittel, die viel Zucker, Fett und Salz enthalten.

„Kinder sind leicht beeinflussbar und eine begehrte Zielgruppe für die Lebensmittelindustrie und die Werbewirtschaft. Sie verfügen außerdem mit ihrem Taschengeld über Kaufkraft und haben Einfluss auf das Kaufverhalten der Eltern. Daher sollte man bei den Kindern ansetzen“, begründet Bremens Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, Eva Quante-Brandt (SPD), den Vorstoß. „Kinder sind in einer wichtigen Entwicklungsphase und bedürfen des besonderen Schutzes. Gesunde Ernährung und Bewegung sind wichtige Bausteine. Denn gerade Übergewicht in jungen Jahren kann später Folgeerkrankungen mit sich bringen.“

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Die Erkenntnisse zur Entwicklung von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen legten nahe, dass die bislang ergriffenen Maßnahmen zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung nicht ausreichten, betont Niedersachsens Verbraucherschutzministerin Barbara Otte-Kinast (CDU). „Speziell auf Kinder ausgerichtete Werbung etwa für stark zuckerhaltige Produkte sollte streng reglementiert oder verboten werden“, fordert sie. Das sogenannte Kindermarketing nehme zu, ein Verbot spezieller Werbemittel und -methoden sei eine der möglichen Maßnahmen. In verschiedenen Ländern würden Produkte mit hohem Zuckergehalt, gesättigten Fettsäuren oder Salz jetzt schon nicht mit „angesagten“ Comicfiguren oder Spielzeugbeigaben beworben, so die Ministerin.

Die Stiftung Bremer Herzen unterstützt den Vorstoß für ein Werbeverbot und verweist auf eine aktuelle Studie aus Australien, die den Zusammenhang zwischen Werbung und Übergewicht bei Kindern belege: Danach bringen schon kurze Werbeeinblendungen im Fernsehen und in Computerspielen Kinder dazu, mehr Kalorien am Tag zu sich zu nehmen. „Die Zahlen der übergewichtigen oder fettleibigen Kinder sind alarmierend“, sagt der Vorsitzende der Stiftung, Rainer Hambrecht. „Auch die Politik ist in der Pflicht, mit geeigneten Maßnahmen den Anstieg ernährungsbedingter Krankheiten zu bremsen. Das beinhaltet etwa beim an Kinder gerichteten Marketing von unausgewogenen Lebensmitteln regulierend einzugreifen.“

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Eine internationale Studie unter der Leitung des Bremer Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie hatte im vergangenen Jahr ähnliche Befunde ergeben: Danach nehmen Kinder, die TV-Werbung konsumieren, auch häufiger gezuckerte Getränke zu sich. „Ein Feld, auf dem die Politik handeln muss, ist die auf Kinder als Konsumenten abzielende Werbung für ungesundes Junk-Food. Diese Werbung, etwa im Fernsehen, ist sehr verbreitet und hat großen Einfluss auf Kinder – sodass es sogar für gesundheitsbewusste Eltern schwer ist, den Konsum dieser Nahrungsmittel einzuschränken“, betont der Bremer Studienleiter Wolfgang Ahrens.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts leiden in Deutschland über 15 Prozent der drei- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen an Übergewicht, rund sechs Prozent dieser Altersgruppe sind adipös (fettleibig). Das seien 50 Prozent mehr als in den 1980er- und 1990er-Jahren. Damit würden häufig schon in jungen Jahren die Weichen gestellt für schwerwiegende Folgen wie etwa Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

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