Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Elternsprecher "Wir verlangen Präsenzunterricht"

Wir schulden unseren Kindern Normalität, sagt Martin Stoevesandt, Sprecher des Zentralelternbeirats Bremen (ZEB). Er fordert offene Schulen und feste Vorgaben für Lehrkräfte zur Nutzung der Schul-IPads.
15.07.2022, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Sara Sundermann

Herr Stoevesandt, was wünschen Sie sich aus Elternsicht für das neue Schuljahr?

Martin Stoevesandt: Corona wird nicht mehr weggehen. Wir schulden unseren Kindern Normalität. Als Elternvertretung würden wir sofort unterschreiben, dass die Folgen eines Lockdowns die größte Gefahr für Schülerinnen und Schüler sind. Wir verlangen Präsenzunterricht, wenn es nicht zwingend ausgeschlossen ist. Das war immer unser Credo, und das ist es auch weiter. Die Rückkehr zum Alltag ist ein hohes Gut. Es gibt keinerlei Evidenz dafür, dass Schulschließungen in den Ländern irgendeinen relevanten Effekt bei der Pandemiebekämpfung hatten. Sehr wohl aber zu den Negativfolgen.

Wir sind im dritten Pandemiejahr. Sind Bremens Schulen auf den nächsten Corona-Herbst vorbereitet?

Lassen Sie uns über den Fluss gehen, wenn wir da sind. Wie die Lage im Herbst ist, können wir jetzt nicht wissen. Aber insgesamt sind die Senatorin und ihre Truppen vorbereitet. Kinder und Lehrkräfte können die iPads nutzen. Allerdings krankt das digitale Lernen weiter daran, dass es keine festen Vorgaben gibt, wie Lehrer die Geräte einsetzen sollen. Es war unmöglich, sich seitens des Bildungsressorts mit dem Personalrat Schulen auf eine Vereinbarung dazu zu verständigen. Das ist ärgerlich und unverständlich. Viele Eltern beschweren sich, dass es an den Schulen eine völlig unkontrollierte Nutzung der iPads gibt. Dann heißt es zum Beispiel: Schüler, die mit ihren Aufgaben fertig sind, dürfen was am iPad machen - also irgendwas, als Belohnung. So sollte digitales Lernen nicht aussehen.

Lesen Sie auch

Befürworten Sie, dass zum Schuljahresbeginn wieder regelmäßige Tests kommen sollten?

Da halten wir uns an die Vorgaben des RKI, das schon länger auf anlassbezogene Tests verweist. Aktuell gilt ja, dass an Schulen nur anlassbezogen, also Kinder mit Symptomen, getestet werden sollen. Zuletzt wurde aber an vielen Bremer Schulen weiter flächendeckend getestet, also ganze Klassen oder sogar Jahrgänge. Wir pusten dafür munter weiter viel Geld raus. Schule ist wohl der einzige Lebensbereich – außerhalb von Bereichen mit Hochrisikogruppen – wo derzeit teils noch ohne Anlass getestet wird.

Halten Sie im Herbst eine Maskenpflicht an Schulen für sinnvoll?

Generell erst mal nein. Für Grundschulen wurde eine Maskenpflicht zu keinem Zeitpunkt der Pandemie von einer Mehrheit der Bremer Eltern befürwortet. Eine Maskenpflicht im Unterricht kann ich mir nicht vorstellen. Möglicherweise kann eine Maskenpflicht an weiterführenden Schulen in bestimmten Bereichen sinnvoll sein. Es gibt eine Gruppe von Eltern, die immer wieder gefordert hat, dass es an weiterführenden Schulen eine Maskenpflicht außerhalb des Unterrichts geben sollte.

Das Gespräch führte Sara Sundermann.

Zur Person

Martin Stoevesandt

ist seit zehn Jahren Mitglied im Vorstand des Zentralelternbeirat Bremen (ZEB) und seit drei Jahren zusätzlich Vorstandssprecher. Der ZEB artikuliert als gewählte Vertretung die Interessen der Eltern von Bremer Schulkindern. Stoevesandt ist 52 Jahre alt und arbeitet als Rechtsanwalt.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)