Mit einem ganzen Bündel von neuen Regeln will der Senat sicherstellen, dass auch nach den Herbstferien trotz der gestiegenen Zahl der Corona-Infektionen weiterhin der Präsenzunterricht in den Schulen stattfinden kann. Dazu zählt unter anderem die Absage von allen Klassenfahrten mit Übernachtung. Auch Tagesausflüge und Exkursionen sind ausgesetzt, so lange der Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten wird. Chöre und Bläserensembles sollen ebenfalls ihre Proben einstellen. Und es soll in den berufsbildenden Schulen sowie in der gymnasialen Oberstufe eine erweiterte Maskenpflicht gelten, die das Tragen des Mund-Nase-Schutzes auch während des Unterrichts für die Schüler bedeutet.
Schon bislang war die Alltagsmaske im Unterricht für Lehrer und Lehrerinnen angeordnet. Für Schüler galt diese Verpflichtung bis zum Beginn der Herbstferien aber nur außerhalb der Unterrichtsräume, etwa in den Schulfluren beim Wechsel des Unterrichtsraumes sowie in den Pausen, soweit sie sich dabei in den Gebäuden aufgehalten haben. Mit der erweiterten Maskenpflicht soll den Schülerinnen und Schülern zugleich die Möglichkeit gegeben werden, nach spätestens 45 Minuten auf dem Schulhof die Maske abzusetzen und durchzuatmen, heißt es in dem Senatsbeschluss vom Dienstag.
Eigens für die Maskenpflicht im Unterricht wurde die allgemeine Verordnung zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coronavirus noch einmal erweitert. Mit dem Beschluss orientiert sich Bremen zwar an den jüngsten Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) für Präventionsmaßnahmen in Schulen während der Corona-Pandemie, weicht aber im Detail von den Vorschlägen ab. So befürwortet das RKI beispielsweise eine Maskenpflicht auch für jüngere Jahrgänge und sogar Grundschüler, wenn die Infektionsrate den Wert von 50 je 100.000 übersteigt.
Kitas und Grundschulen bewusst außen vor gelassen
Schulen seien nicht die Treiber der Infektion, das gelte insbesondere für Kinder und jüngere Jugendliche, wird der Verzicht auf die Maske bis zur zehnten Klasse vom Bildungsressort begründet. „Wir haben bewusst Kitas und Grundschulen außen vor gelassen, weil das Infektionsgeschehen dort ein anderes ist als insbesondere in den Oberstufen und berufsbildenden Schulen. Die Gesundheitssenatorin und wir reagieren entsprechend des Infektionsgeschehens“, sagt Annette Kemp, Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD).
Abstriche gibt es auch bei einer weiteren Maßnahme. So sollen die Kohorten nach den Herbstferien grundsätzlich nicht mehr als 60 Schüler umfassen. Das war vor allem dem Gesundheitsressort wichtig, um mögliche Infektionsketten schneller eingrenzen zu können. Doch diese Begrenzung gilt nur bis zu zehnten Klassenstufe. Solch kleine Kohorten seien wegen des Kurssystems in der gymnasialen Oberstufe schwerer zu bilden, heißt es dazu aus dem Bildungsressort.
Zumindest der Elternvertretung am Schulzentrum Walle geht die erweiterte Maskenpflicht schon jetzt zu weit. In einem Brief an die Bildungssenatorin hat Schulelternsprecherin Siecke Martin ihre Kritik angemeldet. Nach ihrer Ansicht überwiegen die Nachteile der neuen Regelung, vor allem die soziale Interaktion zwischen Schülern und Lehrer gehe verloren. „Wenn man nur noch die Augen sieht, ist es für die Lehrkräfte nur schlecht erkennbar, wer dem Unterricht gedanklich noch folgen kann und wer nicht“, sagt Martin. Ein sinnvoller Sprachunterricht sei mit Maske gar nicht mehr möglich. „Die Unterrichtsqualität leide insgesamt.“
„In Anbetracht des Infektionsgeschehens an den Schulen und durch den Schulbetrieb sehen wir die Verhältnismäßigkeit für diese Maßnahme derzeit als nicht gegeben an“, heißt es in dem Schreiben an die Bildungssenatorin. Dass sich dies bei konkreten Infektionsfällen in einer Schule ändern kann, räumt Martin ein. „Es gibt auch Lehrer, die als Risikopersonen gelten und die Schüler jetzt schon bitten, im Unterricht Maske zu tragen, auch dafür haben wir Verständnis.“ Man wehre sich jedoch gegen die flächendeckende, grundsätzliche Anordnung. Das schieße über das Ziel hinaus, kritisiert die Elternvertretung des Schulzentrums Walle.