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Wasserstoff als Antriebsmittel Bremer Tankstelle rüstet auf

Eine Tankstelle in Bremen-Osterholz bietet demnächst Wasserstoff an. Der Grund: Autobauer Mercedes will noch in diesem Jahr ein wasserstoffgetriebenes Auto vorstellen.
19.02.2017, 18:52 Uhr
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Von Christian Hasemann

Eine Tankstelle in Bremen-Osterholz bietet demnächst Wasserstoff an. Der Grund: Autobauer Mercedes will noch in diesem Jahr ein wasserstoffgetriebenes Auto vorstellen.

Auf dem Gelände der Shell-Tankstelle an der Osterholzer Heerstraße steht eine echte Rarität vor der Inbetriebnahme. Auffälligstes Zeichen: ein mehrere Meter hoher Druckbehälter. Neben den Tanksäulen, aus denen Benzin oder Diesel fließen, findet sich eine weitere, etwas modifizierte Zapfstelle. Aus ihr sprudelt nicht Benzin, sondern flüssiges Gas. Um genauer zu sein: Wasserstoff.

Ungewöhnlich ist dies auf der einen Seite deswegen, weil andere alternative Kraftstoffsorten, wie zum Beispiel Autogas, nicht sehr erfolgreich sind und ein Nischendasein fristen. Auf der anderen Seite setzen viele Hersteller auf den Elektroantrieb. Und nicht zuletzt hatte der Wasserstoffantrieb in der Vergangenheit mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Da waren einerseits der Tankprozess – Wasserstoff ist ein hoch entzündliches und in Verbindung mit Luft explosives Gas –, und auf der anderen Seite die teuren, großen und schweren Brennstoffzellen. In diesen wird der Wasserstoff mit Sauerstoff in Elektrizität umgesetzt. Das Abfallprodukt: Wasser.

Mercedes will wasserstoffgetriebenes Auto vorstellen

Warum also nun eine Wasserstofftankstelle in Bremen-Osterholz? Das hängt unter anderem mit dem Autobauer Mercedes zusammen, der noch in diesem Jahr ein wasserstoffgetriebenes Auto vorstellen möchte, den Mini-SUV GLC F-Cell. Der Produktionsort: das Bremer Mercedes-Werk in Sebaldsbrück. „Das Fahrzeug wird dieses Jahr Messepremiere haben“ teilt Madeleine Herdlitschka, Pressesprecherin im Bereich Forschung und Entwicklung bei Daimler, auf Anfrage mit. Danach gehe es in die Serienproduktion.

Die Brennstoffzelle bei dem neuen Wasserstoffauto wird ganz in den Motorraum passen. Getankt wird an Tanksäulen, eine davon steht nun an der Osterholzer Heerstraße. Der Wasserstoff fließt dabei mit hohem Druck in den Tank. Knapp drei Minuten soll der Tankvorgang nach Auskunft von Madeleine Herdlitschka dauern. „Die kurze Betankungszeit ist der große Vorteil, an diese Zeiten wird ein Elektromobil nicht rankommen.“ Generell setze Mercedes aber auf eine Kombination von Brennstofffahrzeugen und Elektromobilen. „Das ist sicherlich noch kein Massenmarkt, aber eine gute Option für die Zukunft.“

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Für den Erfolg wird allerdings ein flächendeckendes Tankstellennetz benötigt, und das ist bisher noch nicht vorhanden. Anfang 2016 gab es nach Zahlen der Clean Energy Partnership (CEP; deutsch: Partnerschaft für saubere Energie) gerade 21 öffentliche Wasserstofftankstellen im Netz der CEP. Die Partner aus Politik und Industrie haben das Ziel, die Alltagstauglichkeit der Wasserstofftechnik zu erproben.

"Bis 2023 sollen rund 400 Wasserstofftankstellen entstehen"

Neben der CEP ist es vor allem das Konsortium „H2 Mobility“, an dem auch die Daimler AG, die Shell AG und weitere Unternehmen aus der Gas- und Mineralölbranche beteiligt sind, das den Ausbau des Wasserstoffnetzes voranbringen möchte. „Bis 2023 sollen rund 400 Wasserstofftankstellen entstehen“, sagt Madeleine Herdlitschka.

Als Henne-und-Ei-Problem bezeichnet Axel Pommeränke, Sprecher bei Shell Deutschland, die bisher geringe Anzahl an Wasserstofftankstellen. „Wo wenig Wasserstofftankstellen sind, sind wenige Autos.“ Als Tankstellenbetreiber könne man andersherum aber nicht zahllose Säulen für wenige Fahrzeuge aufstellen. Deswegen gibt es die Kooperation der Unternehmen, um die Wasserstofftanksäule in Osterholz zu bauen und zu betreiben. Shell stellt in diesem Fall vor allem die Fläche zur Verfügung. Die Kosten einer Wasserstofftankstelle beziffern Experten auf bis zu eine Million Euro.

Noch kann in Osterholz kein Wasserstoff getankt werden, und auch ein genaues Datum für eine Eröffnung steht noch nicht fest. Da die Bauarbeiten aber augenscheinlich fast abgeschlossen sind, könnten Testfahrzeuge des neuen Mercedes-Modells noch vor der Messepremiere im September auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München die Wasserstoff-Tankstelle in der Osterholzer Heerstraße ansteuern. Genaue Angaben wollte Madeleine Herdlitschka dazu nicht machen. „Vielleicht ja, vielleicht nein“, so die Antwort, die alles offen lässt. Die Infrastruktur für die alternative Antriebsart steht in Bremen jedenfalls schon bereit.

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