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Demo in Bremen BSAG-Streik: Das sagen Pendler und Verdi zum Ausstand

Pendler mussten am Freitag kreativ werden, wenn sie normalerweise mit Bussen und Bahnen der BSAG zur Arbeit kommen. Verdi rief die BSAGler zum Warnstreik auf. So lief der Streik-Tag.
03.03.2023, 13:12 Uhr
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BSAG-Streik: Das sagen Pendler und Verdi zum Ausstand
Von Lucas Brüggemann

In Wellen strömen Pendlerinnen und Pendler durch die Halle des Bremer Hauptbahnhofes. Die Züge aus dem Umland fahren planmäßig. Für viele geht es aber ab Hauptbahnhof durch den Streik der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) nicht wie gewohnt weiter – Busse und Bahnen fahren nicht und die Arbeitnehmer müssen sich eine Alternative für den Weg zur Arbeit suchen. Bremen steht an diesem Tag ganz im Zeichen des Arbeitskampfes bei der BSAG.

Durch den Ausstand haben die Taxifahrer am Bahnhof gut zu tun. Seit zwei Minuten steht er hier und hat direkt den ersten Fahrgast, sagt Wolfgang Verbeek. "Es läuft wie verrückt, die Leute haben ja keine Wahl." Seine Zentrale habe die Fahrer und Fahrerinnen angewiesen, so früh wie möglich mit allen Kräften draußen zu sein. "Wir versuchen, was wir können, und kommen da auch nicht gegen an", sagt Verbeek. Auch für Aper Demir ist es ein arbeitsreicher Morgen. Gegen 7.30 Uhr hat er bereits fünf Touren in seinem Fahrtenbuch, alles Angestellte auf dem Weg zur Arbeit. "Das ist viel für die Uhrzeit", meint Demir. Er habe Verständnis für den Streik. 

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Die meisten Pendler tragen es mit Fassung, dass die Busse und Bahnen nicht fahren. Maurice Lasch hat der Streik kalt erwischt: "Ausgerechnet heute musste ich mit dem Zug fahren, weil mein Auto in der Werkstatt ist – und jetzt stehe ich hier." Er habe nicht gewusst, dass die BSAG streikt. Der 21-Jährige arbeitet als Kfz-Mechatroniker in Lilienthal. Seine Alternative: Das Taxi von Wolfgang Verbeek. "Ich gehe davon aus, dass das auf eigene Kosten ist. Ich glaube nicht, dass das der Chef bezahlt", sagt er.

Wenn ich mit so einer Forderung zu meinem Chef gehen würde, könnte ich mir die 600 Euro beim Arbeitsamt abholen
Pendlerin am Bremer Hauptbahnhof

Viele Pendlerinnen und Pendler haben sich auf den Streik eingestellt und sind mit Klapprädern oder E-Rollern nach Bremen gekommen. Eine Pendlerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, schiebt ein etwas angestaubtes Klapprad neben sich her. Am Vorabend habe sie vom Streik erfahren. Normalerweise fahre sie mit der Linie 5 in die Überseestadt, sagt sie. Nun müsse sie mit dem Rad fahren. "Den Radweg muss ich mir erst mal suchen."

Für den Streik hätte sie insofern Verständnis, wenn es um nachvollziehbare Forderungen ginge. Für die geforderten 600 Euro monatlich mehr hat sie indes kein Verständnis. "Geht's noch? Wenn ich mit so einer Forderung zu meinem Chef gehen würde, könnte ich mir die 600 Euro beim Arbeitsamt abholen", sagt sie. Sie zeigt sich auch verärgert über den "totalen Streik". "Man hätte doch auch so streiken können, dass zumindest jede zweite Bahn fährt oder auch nur eine einmal in der Stunde. So trifft es die Leute, die zur Arbeit müssen, und nicht die Entscheidungsträger."

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Gegen 10 Uhr setzt sich der Protestzug vor dem Haus der Gewerkschaft in Bewegung. Etwa 1500 BSAG-Mitarbeiter, unterstützt von Mitarbeitern von Verkehrsunternehmen aus Zeven und Hoya, ziehen laut Verdi über den Dobben, durch das Ostertor-Viertel bis zum Rudolf-Hilferding-Platz direkt unter das Bürofenster von Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne). Auf dem Weg dort hin skandierten die Teilnehmer der Demo "Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag!". Der Ausstand der Straßenbahn- und Busfahrer zeige, welche Macht die BSAG-Angestellten hätten.

Wir bestreiken nicht die Fahrgäste. Wir streiken für unsere Fahrgäste
Franz Hartmann, Gewerkschaftssekretär für den Bereich Busse und Bahnen

Die Forderungen findet Franz Hartmann, Gewerkschaftssekretär für den Bereich Busse und Bahnen, berechtigt: "Wir fordern nicht mehr als andere. Wir wollen eine Lücke schließen, weil Kollegen in anderen Bundesländern für die gleiche Arbeit inzwischen drei Euro in der Stunde mehr verdienen." Mit Blick auf die Streik-Auswirkungen für die Fahrgäste betont Hartmann: "Wir bestreiken nicht die Fahrgäste. Wir streiken für unsere Fahrgäste." In Deutschland gebe es laut Hartmann nur noch wenige Verkehrsbetriebe, die ihre Kunden im Regelfahrplan befördern. "Das liegt an den hohen Belastungen für die Kolleginnen und Kollegen, aber auch an zu wenig Nachwuchs und zu wenig Personal – und das liegt an der Bezahlung." 

An Finanzsenator Strehl gerichtet rufen die Streikenden vor dem Haus des Reichs: "Mach den Koffer auf!" Schließlich sei er derjenige mit dem Geldkoffer, sagt Hartmann. "Wir haben historische Zeiten, deswegen haben wir auch historisch hohe Forderungen." 

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