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Erster WESER-Strand-Talk 2021 Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff: "Ich glaube an Armin Laschet"

Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff war zu Gast im ersten WESER-Strand-Talk in diesem Jahr. Er sprach über das Leben auf seinem Hof und was die Politik tun muss, um wieder bei den Menschen anzukommen.
31.07.2021, 13:50 Uhr
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Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff:
Von Patricia Friedek

Mr. President ist zu Gast. So wird er angekündigt, Frank Imhoff, zu Besuch beim ersten WESER-Strand-Talk in diesem Jahr, nach knapp zehn Monaten Pause. Endlich wieder eine richtige Veranstaltung, die Freude darüber im Publikum ist deutlich zu spüren. Der Präsident der Bürgerschaft ist im Café Sand, und Moderatorin Bärbel Schäfer hat einiges mit ihm vor: Ratespiele oder eine Kuh melken zum Beispiel. Und natürlich reden. Vor allem aber soll er sich zu Hause fühlen.

Die Kulisse ist geschmückt mit Stroh, Milchkannen, Gummistiefeln, ja auch ein Spielzeugbauernhof ist gleich neben seinem Platz auf der Bühne aufgebaut. Und damit sich der CDU-Politiker direkt zu Beginn einstimmt, gibt es ein Glas Milch zum Anstoßen. Das trinke er auch morgens mal gerne, verrät er. Damit ist er allerdings einer von wenigen im Raum – eine kurze Umfrage im Publikum ergibt, dass nur ein Gast am Morgen ein Glas Kuhmilch trinkt. "Schlechtes Geschäft für einen Milchbauern, oder?", fragt Bärbel Schäfer. Und dann sind sie auch schon mittendrin im Talk, in dem es um Imhoffs Leidenschaft zur Landwirtschaft gehen wird. Aber natürlich nicht nur darum.

Bärbel Schäfer ist im Steintorviertel aufgewachsen und damit ganz klar Stadtkind, wie sie sagt, Imhoff im Bremer Stadtteil Strom auf dem Bauernhof, Dorfkind also. "Was lernt man auf einem Hof fürs Leben, Herr Imhoff?" will sie von ihm wissen. Seine Antwort: Rücksichtnahme. Er lebte mit Oma, Opa, Großtante, seinen beiden Schwestern und den Eltern in einem Haushalt. "Ich habe sehr viel Verständnis für ältere Menschen. Man lernt den Umgang, ihnen zu helfen, wenn sie nicht mehr so können; wenn sie krank sind. Solche Erlebnisse prägen einen", sagt er.

Jetzt geht der Hof in die nächste Generation über, Tochter Anne und Sohn Lars sollen ihn übernehmen. Strom, das sei für ihn Heimat, sagt Imhoff. "Wenn wir mal eine Woche im Urlaub waren, und du kommst ins Dorf reingefahren, dann riechst du schon Heimat." Wie riecht denn Strom? "Ein bisschen nach Grabenwasser", antwortet der Landwirt. Schmunzeln im Publikum. Imhoff zeigt sich immer wieder nahbar, persönlich. Und das kommt an. "Gar nicht wie ein richtiger Politiker", wird eine Zuschauerin am Ende der Veranstaltung sagen.

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Und warum hat es Frank Imhoff, den Landwirt, dann in die Politik verschlagen? Der 52-Jährige ist nicht nur seit etwa zwei Jahren Präsident der Bremischen Bürgerschaft. Er ist Vorsitzender des CDU-Stadtbezirksverbands Niedervieland und im Bremer CDU-Landesvorstand. In der Bürgerschaft ist er Mitglied in der Deputation für Klima, Umwelt, Landwirtschaft und Tierschutz, ist Fraktionssprecher für Landwirtschaft. Sein Vater war schon viel ehrenamtlich unterwegs. "Da haben wir natürlich schon was mitgekriegt", erzählt Imhoff. Mit 18 trat er in die Feuerwehr ein, dort wurde viel gemeckert, wenig selbst gemacht. Imhoff packte dann die Lust daran, selbst etwas zu verändern und ließ sich für den Landrat aufstellen.

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Und klar, um die Politik selbst geht es auch an dem Abend. Ob Imhoff sich Sorgen um die Demokratie in Deutschland mache, angesichts der Entwicklungen in den Nachbarländern? "Ja, ernsthafte Sorgen. Mir wird da ganz schummrig", sagt er. Die Rufe nach einem starken Mann, die beunruhigten ihn. Er findet, die Lust an der Politik habe in den letzten Jahrzehnten nachgelassen. Als Bürgerschaftspräsident ist er viel unter den Menschen: Arbeitet mal in einer Obdachloseneinrichtung mit, geht auf den Marktplatz oder in eine Arztpraxis. Man müsse mehr raus, und den Menschen zuhören, ist Imhoff überzeugt. "Wie geht richtig zuhören?", fragt Bärbel Schäfer. "Wenn ich am Abend noch weiß, was die Menschen mir morgens erzählt haben. Und am besten noch darüber hinaus."

Außerdem sei es wichtig, deutlich zu machen, was ein Politiker nicht kann. "Ich sage den Leuten, wenn etwas nicht in meiner Hand liegt." Und die Politik müsse den Menschen ein klareres Bild von sich vermitteln. Und eine Frage darf nicht ausbleiben: Wer wird Kanzler oder Kanzlerin? "Ich glaube an Armin Laschet. Er hat die Stärke, Menschen zu vereinen und Kompromisse einzugehen", ist Imhoff überzeugt.

Zwischen den ernsten Themen wird es aber auch immer wieder lustig. Bärbel Schäfer hat ein paar Klischees zu Stadt und Land vorbereitet, Frank Imhoff soll die Vorurteile für das Land ergänzen. "In der Stadt ist alles anonym, auf dem Dorf gibt es nur eine Klingel – ist das wirklich so?", fragt die Moderatorin. "Ja, das ist wirklich so. Viele aus der Stadt sagen, auf dem Dorf gebe es so viel Tratsch und es sei so überwachend. Das stimmt aber nicht: Das ist sozialer Zusammenhalt, man passt aufeinander auf", räumt Imhoff mit dem Klischee auf. Zwischendurch gibt er Tipps, was man gegen verschwitzte Füße in Gummistiefeln machen kann. Zeitungspapier hineinstopfen zum Beispiel.

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"Bei uns gibt es viele Einbrüche und Kriminalität, auf dem Land kann man noch die...?" – "Kühe Schubsen!", entfährt es Imhoff. Gelächter. Die Tür auflassen, war eigentlich gemeint. An dem Abend soll aber keine Kuh geschubst, sondern tatsächlich noch eine gemolken werden, auch wenn es keine echte ist. Zwischendurch wirft der Bürgerschaftspräsident noch eine Anekdote über die eigenen Kälbchen ein, dann zeigt er Bärbel Schäfer, wie man richtig melkt. Und es klappt.

Bürgernah, informativ, persönlich und ein bisschen kurzweilig, das ist das Fazit der Gäste am Abend. Knapp eine Stunde haben sie geredet, Bärbel Schäfer und Frank Imhoff, und die Zuschauer haben ihn näher kennengelernt, einige vielleicht von einer neuen Seite. Auch wenn Schäfer und Imhoff nur ein paar Sätze über Werder wechseln konnten: Am Ende, da darf Imhoff noch traditionsgetreu das Wort an den nächsten Gast im WESER-Strand-Talk richten – an Journalist und Stadionsprecher Arnd Zeigler.

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