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Einladungen zur Impfung für Vorerkrankte Privatversicherte müssen noch auf Corona-Impfung warten

Die Einladungen für Corona-Impfungen an Vorerkrankte durch die Krankenkassen haben begonnen. Während einige gesetzliche Kassen erste Briefe verschickt haben, starten private Versicherungen erst demnächst.
30.03.2021, 05:00 Uhr
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Privatversicherte müssen noch auf Corona-Impfung warten
Von Timo Thalmann

Friedrich Schuhmann macht sich Sorgen um seine zeitnahe Corona-Impfung. Der 72-Jährige sortiert sich mit einer Vorerkrankung in die Priorität zwei der Impfverordnung ein und erwartet daher sehnsüchtig die Einladung ins Impfzentrum. Das Vorhaben Bremens, keine ärztlichen Atteste als Nachweis der Vorerkrankung zu verlangen, sondern die Krankenkassen ihre Abrechnungsdaten durchsuchen zu lassen, um Menschen mit Vorerkrankungen zu identifizieren und dann direkt zur Impfung einzuladen, fand er gut. „Ich war allerdings ernüchtert, als ich meinen privaten Krankenversicherer anrief, um mich nach dem Zeitplan zu erkundigen“, sagt Schuhmann. Dort sei ihm mitgeteilt worden, dass weder die Niederlassung im Land Bremen, noch die Vorstands- und Hauptverwaltungsebene seines Versicherers in Koblenz bislang etwas davon wüssten.

Schuhmann ist kein Einzelfall. In mehreren Schreiben an den WESER-KURIER berichten Leser von ähnlichen Erfahrungen. Fast durchgehend zeigten sich die in ganz Deutschland verteilt sitzenden privaten Krankenversicherer über die ihnen zugedachte Aufgabe überrascht. Das führt bei den Betroffenen zu Ängsten. In einem Schreiben heißt es: „Meine Krankenkasse weiß von keinen Einladungen. Muss ich sterben, weil ich die falsche Versicherung habe? Bei der Hotline 116 117 weiß niemand Bescheid.“

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Tatsächlich haben die privaten Versicherungen - anders etwa gesetzliche Kassen - noch keine einzige Einladung verschickt, wie Stefen Reker bestätigt, Sprecher des Verbandes der privaten Krankenversicherer (PKV). „Das wird aber demnächst losgehen“, versichert er. Die privaten Krankenversicherer seien informiert, der Spitzenverband und der Bremer Senat hätten alle notwendigen Vereinbarungen getroffen. Das Vorhaben sei in allen Entscheidungsgremien des Verbandes mit den Mitgliedern abgestimmt und beschlossen. Allein die praktische Umsetzung stehe noch aus.

Warum Versicherer ihren Kunden mitteilten, nichts davon zu wissen oder gar, sich nicht daran zu beteiligen, kann Reker nicht erklären. Mutmaßlich habe die Information darüber noch nicht jeden Kundenservice erreicht. Was den Zeitplan betrifft, verweist der PKV-Sprecher auf die Impfverordnung, die seit dem 8. März den rechtlichen Rahmen für das Einladungsverfahren über die Krankenkassen vorgibt. Darin wurde dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) eine Frist bis zum 18. März eingeräumt, um die Liste der Vorerkrankungen aus der Verordnung in sogenannte ICD-Codes zu übersetzen.

Mit dieser Zahlen-Buchstaben-Kodierung werden die jeweiligen ärztlichen Diagnosen in den Abrechnungsdaten verschlüsselt. Wenn in der Verordnung also beispielsweise von chronischen Lungenerkrankungen die Rede ist, müssen dafür zunächst die zugehörigen ICD-Codes festgelegt werden. Insgesamt mehrere Tausend Codes umfasst die inzwischen erstellte Liste. Das ist die Basis, auf der die Kassen ihre Versichertendaten durchsuchen.

„Diese Liste konnten wir erst vorige Woche an die Versicherer übermitteln“, sagt Reker. Gleiches gelte für eine Zusammenstellung der Bremer Postleitzahlen. Bremen ist bislang das einzige Bundesland, das dieses Einladungsverfahren über die Kassen nutzt. Laut Michael Lempe, Vorstand der Handelskrankenkasse HKK, mehren sich aber die Anzeichen, dass auch Niedersachsen Gefallen am Bremer Verfahren findet. Das bestätigt Reker: „Niedersachsen hat Interesse angemeldet, hat sich aber noch nicht abschließend entschieden.“

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Die AOK in Bremen hat für die ersten 4000 verschickten Einladungen zur Impfung an ihre Versicherten nicht auf die abgestimmte Diagnoseliste der GKV gewartet. Als erste Krankenkasse konnte sie damit vor 14 Tagen das Bremer Verfahren umsetzen. „Viele Vorerkrankungen sind eindeutig. Jetzt nehmen wir einen Abgleich mit der offiziellen Liste vor. Wer dadurch zunächst durchs Raster gefallen ist, erhält demnächst die Einladung“, sagt AOK-Sprecher Jörn Hons.

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Zur Sache

Impfen über Ostern

Das Impfzentrum in Bremen wird auch über die Osterfeiertage an allen Tage geöffnet sein und hat für diese Zeit auch Impftermine vergeben. In Bremerhaven ist hingegen am Ostermontag geschlossen und sonntags sowieso. Niedersachsen hat laut einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums die kommunalen Impfzentren angewiesen, über die Feiertage weiter zu impfen. Im Landkreis Osterholz hieß es zuvor im Kreistag, das Zentrum werde wohl an Ostern geschlossen bleiben. Wie auch in Bremerhaven wird als Grund der Schließung die Impfstoffmenge angegeben: „Das bisschen Impfstoff kriegen wir auch an den anderen Tagen verimpft", sagte die Krisenstabsleiterin des Landkreises Osterholz, Heike Schumacher.

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