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Corona-Maßnahmen Banger Blick auf den Herbst: Wie Bremen sich vorbereitet

Experten erwarten einen schwierigen Corona-Herbst. Die Politik hat ihren Maßnahmenkatalog zum Pandemieschutz vorgestellt. Wir haben nachgefragt, wie sich Bremen auf den Herbst vorbereitet.
26.08.2022, 05:00 Uhr
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Banger Blick auf den Herbst: Wie Bremen sich vorbereitet
Von Marc Hagedorn
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt: "Der Herbst wird schwierig." Schärfere Vorgaben als aktuell hält der SPD-Politiker deshalb für "unbedingt notwendig". Die Grundlage dafür hat das Bundeskabinett mit seinem Entwurf zum Pandemieschutz in dieser Woche geschaffen. Den einzelnen Bundesländern lässt der Entwurf dabei großen Spielraum. Wir haben nachgefragt, wie sich Bremen auf den Corona-Herbst vorbereitet.

Was hält man in Bremen von den Maßnahmen für den Herbst?

"Grundsätzlich halte ich es für notwendig, dass die Länder einen gewissen Spielraum haben und wir regional handeln können", sagt Claudia Bernhard. Für die Linken-Politikerin ist es der dritte Corona-Herbst als Bremer Gesundheitssenatorin. Und sie hat festgestellt, dass sich die Menschen im Land Bremen immer mehr daran gewöhnten, mit dem Virus zu leben. "Ich nehme wahr, dass sich viele sehr verantwortungsbewusst verhalten", sagt Bernhard. Die Maskenpflicht im ÖPNV hält sie nach wie vor für "sehr sinnvoll".

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Womit rechnet die Gastronomie?

"Ab Herbst sind wir wieder die Kontrolleure", sagt Detlef Pauls. Der Hotelier und Vorsitzende des Bremer Hotel- und Gaststättenverbandes sagt dies mit einem tiefen Seufzer, denn mögliche Einlasskontrollen ab Herbst bedeuten für die Unternehmen wieder zusätzliche Arbeit. Seinem eigenen Betrieb hat die Umsetzung der Corona-Maßnahmen auch schon Ärger beschert. Er habe Post von der Landesdatenschutzbeauftragten bekommen, sagt Pauls. "Unsere Kontrollen sollen nicht datenschutzkonform gewesen sein", dabei habe man sich strikt an die Vorgaben der Behörden gehalten, versichert Pauls.

Er sei dieses Mal noch ohne Strafe davon gekommen, sagt Pauls, aber für die Zukunft erwarte er stimmige und vor allem rechtssichere Vorgaben von den Behörden an die Betriebe. "Wir haben den verschiedenen Ressorts in der Politik deshalb angeboten, an einem praktikablen Konzept für den Herbst mitzuarbeiten", sagt Pauls. 

Wie ist die Lage in den Krankenhäusern?

"Im Moment ist die Lage beherrschbar und entspannter als noch vor zwei Wochen", sagt Rolf Schlüter, Sprecher des Klinikverbundes Gesundheit Nord, Geno, zu dem vier Krankenhäuser mit rund 2800 Betten gehören. Für den Herbst sieht sich die Geno gut vorbereitet aufgrund der Erfahrungen aus den ersten beiden Corona-Jahren. Viele Mitarbeiter hätten jetzt im Sommer Urlaub gehabt, stünden damit im Herbst zur Verfügung, heißt es. Außerdem, so der Sprecher, habe man die Mitarbeiter im Infektionsschutz geschult.

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Eine FFP-2-Maskenpflicht, die das überarbeitete Infektionsschutzgesetz vorsieht, gilt in den Geno-Kliniken und anderen Bremer Häusern schon jetzt für Angestellte und Besucher. Seit Ende Juli ist bei der Geno für Gäste außerdem ein tagesaktueller negativer Test aus einem Testzentrum notwendig. Sollten die Infektionszahlen im Herbst in die Höhe schießen, könnten die Krankenhäuser wie schon in den Vorjahren geplante Operationen verschieben oder in letzter Konsequenz ein Besuchsverbot aussprechen.

Wie schätzen Virologen die Situation ein?

"Für mich ergibt sich aktuell ein sehr unübersichtliches Bild", sagt Andreas Dotzauer von der Uni Bremen. "Wie viele Menschen haben sich in den vergangenen Wochen tatsächlich infiziert?", fragt der Virologe, "die Zahl wird sehr hoch sein und nicht mit dem Inzidenzwert übereinstimmen." Dazu komme, dass die Menschen inzwischen vier Mal geimpft seien, drei Mal, zwei Mal, ein Mal oder immer noch gar nicht. Außerdem seien die Infektionsverläufe sehr unterschiedlich, von mild bis intensiv, entsprechend unterschiedlich ausgeprägt sei auch der Immunschutz bei jedem Einzelnen, von schwach bis stark. Unklar sei auch, ob sich neue Varianten entwickeln. "Diese Gemengelage macht eine Prognose für den Herbst aus meiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich", sagt Dotzauer. Erwiesen sei dagegen, dass Aufenthalte in Innenräumen, die ab Herbst wieder zunehmen, Infektionen förderten.

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Was ist mit der vierten Impfung?

Virologe Dotzauer hält eine "Aufforderung zur Impfung" mit einem angepassten Impfstoff gegen die Omikron-Variante BA.5 für sinnvoll. BA.5 macht mittlerweile 95 Prozent der Neuinfektionen aus. Der Wissenschaftler erinnert aber daran, unbedingt die Abstände zwischen den einzelnen Impfungen einzuhalten, also auf keinen Fall zu "überimpfen". Zwischen der dritten und vierten Impfung sollten zum Beispiel mindestens sechs Monate liegen.

In Bremen sind laut Robert-Koch-Institut 91,2 Prozent der Menschen mindestens ein Mal geimpft, 87,6 Prozent gelten als grundimmunisiert, 66,3 Prozent haben sich drei Mal impfen lassen. Bei der Viertimpfung sind es 13,3 Prozent. 

Derzeit warten viele auf die angepassten Impfstoffe.
Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard

Aktuell geht die Zahl der Impfungen in Bremen etwas zurück. "Derzeit warten viele auf die angepassten Impfstoffe, die vom Bund für September angekündigt sind, und auf die entsprechenden Impfempfehlungen", sagt Senatorin Bernhard. Nach wie vor biete aus ihrer Sicht die Impfung den besten Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf. "Daher werden wir auch unsere Impfkampagne weiterführen und dies noch mal verstärkt an den Schulen anbieten."

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