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Corona-Mutation Erster Omikron-Fall in Bremen bestätigt

Die Omikron-Variante des Coronavirus hat Bremen erreicht. Das Gesundheitsressort hat einen Fall bestätigt, sieben weitere Fälle werden noch geprüft. In Niedersachsen sind schon früher Fälle gemeldet worden.
10.12.2021, 16:20 Uhr
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Von niw/mbr/ba/dpa

Die Omikron-Variante des Coronavirus hat nun auch Bremen erreicht. Wie die Bremer Gesundheitsbehörde dem WESER-KURIER am Freitagnachmittag sagte, gibt es derzeit einen bestätigten Fall. Es handelt sich dabei um eine Frau, ihre Corona-Probe wurde im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf als Omikron-Variante identifiziert. Die Frau war den Angaben der Behörde zufolge bereits als Kontaktperson bekannt und kürzlich von einer Reise zurückgekehrt. Für sie und weitere Kontaktpersonen wurde Quarantäne angeordnet.

Darüber hinaus gibt es sieben weitere Infektionsfälle, bei denen der Verdacht auf eine Ansteckung mit der neuen Corona-Mutante besteht. Wie das Gesundheitsressort mitteilt, hatte sich bei einigen der Männer und Frauen bei Befragungen herausgestellt, dass sie zuletzt Reisen nach Südafrika unternommen hatten. Diese Fälle würden derzeit untersucht. "Um festzustellen, ob es sich bei ihnen tatsächlich um die Omikron-Variante handelt, sind aufwendige Vollsequenzierungen in einem Speziallabor nötig. Deshalb wird es noch einige Tage dauern, bis Ergebnisse vorliegen", sagte eine Sprecherin der Behörde von Senatorin Claudia Bernhard (Linke).

Alle betroffenen Personen und mögliche Kontaktpersonen befänden sich in Quarantäne, wegen des Verdachts auf Omikron bestehe für sie nicht die Möglichkeit, sich nach fünf Tagen freizutesten. Für sie gilt der volle Quarantäne-Umfang von 14 Tagen.

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Vier Omikron-Fälle in Niedersachsen nachgewiesen

In Niedersachsen gibt es derzeit vier bestätigte Infektionsfälle mit der Omikron-Variante. Das teilte das Landesgesundheitsamt am Freitag in Hannover mit. Demnach sind durch Sequenzierung zwei Fälle im Landkreis Wolfenbüttel bestätigt und jeweils ein Fall in der Region Hannover und dem Landkreis Rotenburg-Wümme. Darüber hinaus gibt es laut Landesgesundheitsamt zwei Verdachtsfälle im Landkreis Celle. Hier stehen aber die Untersuchungsergebnisse noch aus. Das Vorliegen der Omikron-Variante sei aber auch in diesen Fällen sehr wahrscheinlich, hieß es. Nach Angaben der Region Hannover war eine Person Ende November mit Symptomen von einer Reise zurückgekehrt. Zu dem zweiten Verdachtsfall soll kein direkter Kontakt bestanden haben.

Die "Zeit" hat sich mit der wahrscheinlichen Verbreitung der Omikron-Variante in Deutschland befasst. Zu den Experten, die in dem Text befragt werden, gehört der Biostatistiker Tom Wenseleers von der Universität Leuven in Belgien. Er wird mit der Aussage zitiert: "Das Virus verhält sich fast so, als hätte es mit einer naiven Bevölkerung zu tun." Heißt: so als gäbe es keine Immunisierung durch Impfungen. Wenseleers schätzt, dass sich Omikron derzeit in Südafrika sechsmal so stark verbreite wie zuvor die Delta-Variante, heißt es in der "Zeit".

Zwar verlaufe eine Infektion mit der Omikron-Variante in der Regel weniger schwer, mit Berufung auf Ärzte in Johannesburg berichtet aber unter anderem der "Spiegel", dass sich ein weiterer Trend zeige: Kinder unter fünf Jahren müssten häufiger mit einer Infektion in Kliniken behandelt werden.

Angesichts der drohenden Ausbreitung der Variante hält der Deutsche Lehrerverband erneute massive Einschränkungen für die Schulen für möglich. "Omikron kann leider dazu führen, dass wir doch wieder in Wechselunterricht und Distanzunterricht gehen müssen", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger aus dem Landkreis Rottal-Inn der "Funke Mediengruppe". "Bei sehr hohen Inzidenzen unter Schülern dürfen auch flächendeckende Schulschließungen kein absolutes Tabu sein."

Divi-Chef rechnet mit Verdrängung von Delta-Variante durch Omikron

Laut Robert Koch-Institut (RKI) waren von der neuen, als besorgniserregend eingestuften Variante Omikron bis zum 7. Dezember in Deutschland 28 Fälle durch Genomsequenzierung nachgewiesen worden. Bei 36 weiteren Fällen bestehe aufgrund eines spezifischen PCR-Tests der Verdacht darauf. Es gebe eine hohe Dunkelziffer, denn Labore untersuchen nur einen Bruchteil der positiven Proben auf Varianten. 

„Wir gehen davon aus, dass sich Omikron sehr schnell durchsetzen wird“, sagte Christian Karagiannidis, Leiter des Divi-Intensivregisters, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. In Deutschland betrage die Verdopplungszeit geschätzt eine Woche. „Das hieße, dass die Fallzahlen um Weihnachten zu steigen beginnen, bereits Ende Januar könnte Omikron die dominierende Variante sein.“

Selbst wenn eine Infektion mit Omikron im Schnitt zu einem leichteren Verlauf führen würde als mit Delta, bekämen die Kliniken durch die rasche Verbreitung ein massives Problem. „Wir haben aktuell rund 5000 Covid-Intensivpatienten bundesweit. Zu keinem Zeitpunkt in der Pandemie hatten wir so wenige freie Betten. Die Omikron-Welle wird auf Kliniken stoßen, die längst am Limit sind, und mit Geld kann man das Problem nicht lösen.“ Aufgrund von regionalen Kapazitätsengpässen in Kliniken sind laut RKI bereits mindestens 93 Covid-Patienten nach dem sogenannten Kleeblatt-Prinzip über Bundeslandgrenzen hinaus verlegt worden.

Das RKI rät dazu, größere Veranstaltungen möglichst abzusagen. „Eine maximale Reduktion der Übertragungsraten ist auch notwendig, um die zu erwartende Ausbreitung der Omikron-Variante zu verlangsamen.“ Grundsätzlich sollten laut RKI alle Menschen nicht notwendige Kontakte reduzieren und Reisen vermeiden.

RKI: Aktuelle Entwicklung weiter „sehr besorgniserregend“

Der Virologe Christian Drosten warnte davor, davon auszugehen, dass die Krankheit bei einer Infektion mit Omikron wie in einigen Ländern beobachtet auch in Deutschland milder verlaufen werde. Die Immunsituation sei „in jedem Land ein bisschen unterschiedlich“, sagte er in den ARD-Tagesthemen. Ihm mache in diesem Zusammenhang Sorgen, das in Deutschland relativ viele Menschen weder geimpft noch genesen seien. Und diese Gruppen könnten nach bisherigen Erkenntnissen über Omikron besonders anfällig für schwere Verläufe sein.

Die höchste 7-Tage-Inzidenz haben laut RKI weiterhin die 10- bis 14-Jährigen mit 1020 gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, gefolgt von den 5 bis 9-Jährigen mit 951. Schüler werden jedoch auch besonders häufig getestet. Die berechnete Zahl der Klinikaufnahmen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen sei insbesondere bei den Menschen ab 60 Jahren in den vergangenen sechs Wochen stark gestiegen.

Die aktuelle Entwicklung sei weiter „sehr besorgniserregend“, heißt es in dem RKI-Bericht. „Nur durch eine Intensivierung der kontaktbeschränkenden Maßnahmen und rasche Erhöhung der Impfraten kann die Situation verbessert werden.“ Das RKI rät – auch Geimpften und Genesenen – dringend dazu, größere Veranstaltungen und enge Kontaktsituationen, wie etwa Tanzveranstaltungen oder Weihnachtsfeiern, möglichst abzusagen oder zu meiden. „Eine maximale Reduktion der Übertragungsraten ist auch notwendig, um die zu erwartende Ausbreitung der Omikron Variante zu verlangsamen.“

Niedersachsen hat auf die Verbreitung der neuen Variante reagiert und vom 24. Dezember bis zum 2. Januar eine Weihnachtsruhe verordnet: Dann gilt Warnstufe 3 sowie einige Sonderregelungen, wie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ankündigte. Unter anderem sind private Feiern in Innenräumen auf 25 Personen beschränkt. Ab 20. Dezember können Schüler auf Antrag vom Unterricht befreit werden. Weil sagte: "Ich bin wirklich einigermaßen (...) beunruhigt über das, was Anfang des Jahres auf uns zukommen kann. Wir müssen uns alle immer wieder daran erinnern, dass wir ganz persönlich eine Verantwortung haben, jetzt auch in dieser schwierigen Phase der Pandemie gut in Niedersachsen durchzukommen, so wie wir das bis jetzt immer geschafft haben."

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