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Bremer Innenstadt Poker um das Bremer Sparkassengelände

Der Plan sieht vor, dass bis zu 10.000 Studierende und Universitätsangestellten auf das ehemalige Sparkassengelände am Bremer Brill ziehen. So einfach ist das aber nicht. Es gibt ein Tauziehen mit dem Investor.
13.06.2021, 13:12 Uhr
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Poker um das Bremer Sparkassengelände
Von Jürgen Hinrichs

Das Sparkassengelände am Brill ist Gegenstand eines harten Tauziehens geworden. Auf der einen Seite die Stadt, die das gesamte Areal für die Universität nutzen will. Auf der anderen Seite der neue Eigentümer der Fläche, der einen möglichst hohen Mietpreis erzielen möchte. Dem Vernehmen nach liegen die Vorstellungen der beiden Verhandlungspartner noch weit auseinander. Das Ziel der Uni, nach den Umbauarbeiten möglicherweise bereits in zwei Jahren an den Brill zu ziehen, um dort einen zweiten Standort zu gründen, erscheint vor dem Hintergrund sehr ambitioniert.

Eine Zahl wabert durch Bremen: 80 Millionen Euro, so viel muss mindestens in die  teilweise maroden Immobilien gesteckt werden, damit die Uni angemessen untergebracht werden kann. Wer diese Summe aufbringen soll  – Investor, öffentliche Hand oder beide gemeinsam – ist noch unklar. Die Stadt hatte anfangs einen Mietvertrag über 30 Jahre und einen monatlichen Zins von zehn Euro für den Quadratmeter angeboten, sollte sie die Sanierungskosten allein übernehmen.

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Der Plan ist, bis zu 10.000 Studierende und Universitätsangestellte in die Innenstadt zu holen. Erstmals bekannt wurde das Vorhaben Ende April beim 2. Innenstadtgipfel. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sprach damals von einer „historischen Chance“ und warb dafür, nicht zu klein zu denken. Mit der Zahl der Studierenden müsse eine kritische Masse erreicht werden, es gehe um eine Frage von strategischer Bedeutung. Bovenschulte zog die Sache an sich, seitdem werden die Verhandlungen federführend von der Senatskanzlei geführt. Beteiligt sind neben den Vertretern des Investors auch die Ressorts Wissenschaft, Bau und Finanzen.

Niemand will in dieser Phase mit seinen Positionen an die Öffentlichkeit. Hinter vorgehaltener Hand wird aber viel erzählt. Zum Beispiel davon, dass es große Bedenken gegen den Vorschlag gegeben habe, als Stadt sämtliche Aufwendungen zu finanzieren, die notwendig sind, um das Sparkassengelände als Campus herzurichten. Zu riskant, sagen die Kritiker. Sie gehen von weit mehr als 80 Millionen Euro aus, die investiert werden müssen. Gesucht wird deshalb jetzt ein Mittelweg.

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Nimmt man die Äußerungen der Sparkasse, könnte an der Einschätzung etwas dran, dass eher 100 als 80 Millionen Euro gebraucht werden. Die Bank hatte die Entscheidung, mit ihrem Hauptsitz in ein neues Gebäude im Technologiepark an der Universität zu ziehen, immer auch damit begründet, dass die Brill-Immobilien teilweise in einem sehr schlechten Zustand seien. Die Schapiras wollten sie eigentlich abreißen und nur die denkmalgeschützte Kassenhalle stehen lassen. Sie hatten eine Zeit lang mit den Entwürfen des Architekten Daniel Libeskind geplant, der vier hohe Türme bauen wollen. Doch diese Idee war wegen des Widerstands der Baubehörde und des Landesdenkmalpflegers schnell Makulatur. Nun soll lediglich der Bestand entwickelt werden – Immobilien, die von der Sparkasse zum Teil als nicht sanierungsfähig deklariert worden waren. Energetisch eine Katastrophe, hieß es, und finanziell möglicherweise ein Fass ohne Boden.

Die Schapiras haben Annika Reineberg von der Bremer Firma Wallhaus Immobilien mit der Vermarktung der Gebäude am Brill beauftragt. „Ja, wir bestätigen einen intensiven und konstruktiven Austausch mit den handelnden Personen", sagt die Maklerin auf Anfrage, "die nächsten Wochen werden richtungsweisend für die weitere Projektentwicklung sein.“ Ähnlich optimistisch hatte sich Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter geäußert: „Jetzt ist das Gelegenheitsfenster da“, sagte er unserer Zeitung. Das war Anfang Mai. Die Verhandlungen sind danach nicht einfacher geworden, eher im Gegenteil, berichten Eingeweihte.

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Für die Universitätsnutzung stehen auf dem Areal 37.000 Quadratmeter zur Verfügung. Bei einem Mietpreis von zehn Euro hätten die Schapiras ihren Kaufpreis für das Gelände, er soll bei 50 Millionen Euro gelegen haben, relativ schnell wieder reingeholt und noch sehr viel Zeit vor sich, um aus dem langfristigen Mietvertrag mit der Stadt ordentlich Kapital zu schlagen. Eine Rechnung, die dafür spricht, den Investor an der Sanierung der ehemaligen Sparkassengebäude zu beteiligen.

Doch woher das Geld nehmen, das Bremen für die Umbauten aufbringen müsste? Da ist der Bremen-Fonds im Gespräch – 1,2 Milliarden Euro, die vom Land als Kredit aufgenommen wurden, um die Folgen der Corona-Pandemie  abzufedern. Ob dieser Zusammenhang beim Umzugsplan der Universität hergestellt werden kann, ist schwer zu sagen. Die Zweckbindung der Kredite darf nicht umgangen werden, denn nach wie vor gilt die Schuldenbremse, von der laut Landesverfassung nur bei einer Naturkatastrophe abgewichen werden kann.

Sollte es trotz aller Schwierigkeiten mit dem Teilumzug der Uni klappen, bleibt die Frage, wer die Mietkosten trägt. Hier sieht Scholz-Reiter eine Chance dadurch, dass Flächen im Technologiepark dann nicht mehr benötigt würden, mit den eingesparten Mitteln ließe sich die Anmietung der Brill-Gebäude finanzieren. "Das rechnet sich allerdings noch nicht ganz", so der Rektor.

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