Das Sparkassengelände am Brill wird im kommenden Jahr entwickelt, aber längst nicht so, wie es geplant war. Der Investor hat am Montagabend in vertraulicher Sitzung den Beirat Mitte über seine Absichten informiert und dabei bestätigt, dass er lediglich die bestehenden Gebäude umgestalten und modernisieren will.
Eigentlich sollten die Häuser mit Ausnahme der denkmalgeschützten Kassenhalle abgerissen werden. Jetzt wird unter der Bezeichnung „am Brill“ ein Konzept verfolgt, von dem sich die Planer erhoffen, dass das elf Hektar große Areal nach dem Auszug der Sparkasse mit ihren etwa 600 Mitarbeitern lebendig bleibt und durch einen grünen Innenhof, einen Food Court und Nutzungen speziell im Bereich Bildung neue Impulse setzt. Im Gespräch ist unter anderem, dass eine kleine Abteilung der Hochschule an den Brill zieht. In den Unterlagen für die Präsentation im Beirat, die dem WESER-KURIER vorliegen, taucht mehrfach der Begriff Campus auf.
Eigentümer des Areals sind Pinchas und Samuel Schapira aus Israel. Die Brüder haben für den Kauf dem Vernehmen nach 50 Millionen Euro investiert. Geld, das die Sparkasse gut brauchen kann. Sie hat sich im Technologiezentrum der Universität einen Neubau geleistet. Der Umzug ist am 2. November. Die alte Zentrale der Bank wird zum Jahreswechsel besenrein an die Schapiras übergeben, sie können am Brill dann schalten und walten, wie sie wollen.
„Die Investoren möchten mit “am Brill„ einen herausragenden Platz im Herzen Bremens erschaffen, der eine große Bedeutung und hohe Reichweite erhält, Menschen anzieht und begeistert“, sagt Annika Reineberg von der Wallhaus GmbH, die das Gelände vermarktet. Für die neuen Mieter stünden elf Gebäude zur Verfügung, die durch außergewöhnliche Nutzungskonzepte vollkommen neu gedacht würden. Gleich zu Beginn des kommenden Jahres solle mit den Arbeiten begonnen werden.
Eine Diskussion die Früchte trägt
Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) hatte lange mit den Schapiras und der Sparkasse gerungen. Es gab Streit über die geplanten Neubauten, über ihr Volumen und die Höhe. Am Ende waren die Entwürfe passé. Vermittlungsversuche von Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), der eigens bei den Schapiras vorstellig geworden war, hatten nicht gefruchtet. „In der Vergangenheit sind unterschiedliche Ansätze für die Weiterentwicklung des Sparkassenareals diskutiert worden“, lässt Schaefer die Konflikte anklingen, „jetzt haben wir in konstruktiven Gesprächen eine gemeinsame Lösung gefunden“, wird die Senatorin in der Pressemitteilung des Investors zitiert.
In Abgrenzung zu den Ergebnissen des städtebaulichen Wettbewerbs, die eine großflächige Neubebauung des Geländes vorsahen, streicht Maike Schaefer einige Vorteile heraus, die sich aus ihrer Sicht nun ergeben. Eine Entwicklung im Bestand mit der denkmalgeschützten Fassade des Sparkassen-Hauptgebäudes sei aus Warte des Landesdenkmalpflegers die bessere Option, sagt sie. „Und als Umweltsenatorin kann ich aus ökologischer Sicht diese Lösung gegenüber einem Abriss des ganzen Areals und einem kompletten Neubau nur begrüßen“, erklärt die Behördenchefin weiter.
Das Parkhaus auf dem Gelände bleibt ebenfalls erhalten und soll weiterhin für die Öffentlichkeit nutzbar sein. Nach den Plänen, die am Montagabend im Beirat Mitte gezeigt wurden, könnte es darüber hinaus eine Mobilitätsstation geben – mit Ladesäulen für E-Bikes und E-Autos sowie Stellflächen für Fahrräder. In den anderen Gebäuden soll eine Mischung aus Büros, Ateliers, Dienstleistung und Handel entstehen.
Aus den vier Türmen von Daniel Libeskind ist nichts geworden
Es war ein spektakulärer Entwurf, an dem sich sofort die Geister schieden. Der Architekt Daniel Libeskind aus New York hatte für das Sparkassengelände am Brill vier Türme geplant. Der höchste hätte 100 Meter aufgeragt und dem Dom Konkurrenz gemacht. Die Fraktionen der Bürgerschaft waren bei der Präsentation der Pläne nicht abgeneigt. Die Handelskammer war gar begeistert. Am Ende überwogen aber die Bedenken der Bauverwaltung: zu viel Geschossfläche an der Stelle, fast doppelt so viel wie im städtebaulichen Wettbewerb vorgegeben.
Ablehnung auch vom Landesdenkmalpfleger. Georg Skalecki sah mit den Entwürfen jegliche Proportion gesprengt. In der Öffentlichkeit teilte sich die Meinung. Es gab durchaus auch Befürworter, die dafür plädierten, in Bremen mal eine ganz andere Architektur zu wagen. Als die Pläne vom Tisch waren, versuchte es der Investor mit einer abgespeckten Variante. Das war dem Bauressort aber immer noch zu viel. Jetzt wird es auf dem Areal mitten in der Stadt ab dem kommenden Jahr eine Entwicklung im Bestand geben.