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Neues Festzelt für Bremer Freimarkt Die Königsalm sorgt für Ärger

Im Oktober wird erstmals die Königsalm auf dem Bremer Freimarkt stehen. Auf 40 mal 40 Metern finden dann 2000 Menschen Platz zum Feiern. Doch die Entscheidung sorgt für Ärger.
10.07.2018, 12:48 Uhr
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Die Königsalm sorgt für Ärger
Von Nina Willborn

Die Bezeichnung „Zelt“ trifft es natürlich nicht so richtig. Deshalb heißt die neue Freimarkts-Attraktion offiziell auch Königsalm. Dass man die sieben Millionen Euro teure Konstruktion aus Holz und Stahl, die Schaustellerin Nina Renoldi am Dienstag erstmals öffentlich präsentierte, trotzdem so nennen darf, liegt daran, dass der Neubau der Gebäude-Gattung „Festzelte“ zuzuschreiben ist. Ohne mindestens eines, besser aber mehrere dieser mobilen Häuser kommt kein Volksfest aus, das etwas auf sich hält, denn fast nirgendwo sonst lässt sich so gut in Massen – und natürlich bei der einen oder anderen Maß – die traditionell süddeutsch gewandete Gemütlichkeit beprosten.

Auch auf dem Freimarkt, in diesem Jahr vom 19. Oktober bis zum 4. November, stehen seit Menschengedenken mehrere Festzelte, und das eigentlich auch ziemlich gut nebeneinander. Bislang. Seit vor einigen Wochen bekannt wurde, dass das neue Zelt, die Königsalm, der Platzhirsch auf der Bürgerweide werden soll, gibt es Zoff. Denn damit es genügend Stellfläche hat, muss das Bayernzelt weichen. Jan Patrick Wolters, Eigentümer und Betreiber des Bayernzeltes, wehrt sich dagegen, dass er umsiedeln soll und eine deutlich kleinere Fläche zugewiesen bekommt.

Wolters hat Klage eingereicht

Wolters hat am Freitag nach Informationen des WESER-KURIER Klage gegen die Entscheidung der Wirtschaftsbehörde eingereicht. „Die Zulassung der Königsalm verstößt gegen Verwaltungsvorschriften“, sagt Hans-Jörg Wilkens, der Rechtsanwalt von Wolters. Am 30. November vergangenen Jahres sei die Frist abgelaufen, sich für den diesjährigen Freimarkt zu bewerben. Die Unterlagen für die Königsalm seien indes erst Monate später eingereicht worden. „Das halten wir für unzulässig“, erklärt Wilkens dem WESER-KURIER.

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Von Fristen ist nicht die Rede, als Nina Renoldi die ersten Bilder ihrer Königsalm zeigt. „Wir haben unser Konzept bei der Stadt eingereicht. Es läuft immer so, auch auf anderen Volksfesten, dass die Veranstaltungen jedes Jahr neu ausgeschrieben werden“, sagt die Schaustellerin. Und: „Wir haben die sieben Millionen Euro investiert, ohne feste Zusagen zu haben.“ Die hohe Investition wird schon auf den ersten Bildern der Königsalm sichtbar.

Vor allem, was die Ausstattung, aber auch das gastronomische Angebot angeht, spielt die Königsalm in einer anderen Liga als Hanse- oder Bayernzelt oder das Riverboat. Wenn man Fußball als Beispiel heranzieht, in der Champions League. Vier Jahre haben die Planungen gedauert. Seit 2016 liefen die Vorbereitungen für den Bau, bis die Königsalm in diesem Frühjahr erstmals aufgebaut auf dem Gelände der Renoldis im Gewerbegebiet an der Rosenheimer Straße stand, damit die Techniker sie abnehmen und die Inneneinrichter letzte Hand anlegen konnten.

2000 Menschen passen in die Königsalm

20 Meter misst die zweistöckige Alm an ihrer höchsten Stelle, die Grundfläche beträgt 1600 Quadratmeter. Rund 2000 Menschen passen hinein, doppelt so viele wie in die „Almhütte“. Falls mal wieder ein Herbststurm den Freimarkt heimsuchen sollte – die Königsalm würde vermutlich nicht mal wackeln. „Zugelassen ist sie bis Windstärke 14“, sagt Nina ­Renoldi, „und für eine Schneelast von bis zu vier Metern. Man sieht nicht, dass das Festzelt abbaubar ist.“ Die Inneneinrichtung besteht wie die Außenbalken aus mehr als 100-jährigem Zirbelkiefernholz, das aus alten, zum Abriss freigegebenen Tiroler Bauernhöfen stammt. Rund 20 lebensgroße Tier- und Menschenfiguren zum Thema „Alltag in den Alpen“ gibt es, beleuchtet von 120 umgearbeiteten Kuhglocken, extra geschreinerte breite Sitzbänke mit Lehne: „Alles ist handgefertigt. Wir hoffen, unsere Gäste finden es toll.“ Besichtigen könnten sie es bei der offiziellen Freimarkt-Eröffnung.

In Peter Siemering hat die Königsalm schon einen Fan. „Jedes Volksfest muss sich erneuern“, sagt der Chef der Bremer Tourismus-Zentrale. „Ich freue mich, dass die Kollegen des Stadtamtes der Königsalm den Zuschlag gegeben haben.“ Chef des Stadtamts war bis 2010 ausgerechnet Wilkens – ein wenig pikant, dass er nun als Anwalt den Bayernzelt-Betreiber vertritt. Er schied im Unfrieden mit Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) aus. „Ich bedauere, dass wir um den Freimarkt gerichtlich streiten müssen“, erklärt der Rechts­anwalt.

Mit einem Gesprächsangebot für einen Kompromiss sei er bei der Familie Renoldi leider abgeblitzt. Das Bayernzelt könne zum Beispiel dort in gleicher Größe aufgestellt werden, wo in der Vergangenheit das Hansezelt stand, argumentiert Wilkens. Die Renoldis hatten diese Lösung allerdings früh abgelehnt. Sollte das Hansezelt nicht wieder an alter Stelle aufgebaut werden können, verzichte man für den Freimarkt auch auf die Königsalm, hatte die Schaustellerfamilie der Wirtschaftsbehörde erklärt.

++ Aktualisiert und erweitert am 11. Juli um 6.30 Uhr. ++

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