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Idee für Hafenquerung in Bremen Eine Seilbahn nach Berliner Vorbild für Bremen

In Berlin soll eine Seilbahn in den ÖPNV integriert werden. Dort erhofft sich die Politik positiven Einfluss auf die Pendelverkehre. In Bremen gibt es neben der Seilbahn einige Ideen für eine Wasserquerung.
31.01.2019, 21:11 Uhr
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Von Maren Beneke und Nina Willborn

Seit gut zwei Jahren verbindet eine Seilbahn in Berlin die Ortsteile Marzahn und Hellersdorf. Bislang wird die Strecke vor allem von Touristen genutzt, das könnte sich durch die Integration in den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg aber ändern. So stellt es sich zumindest Iris Spranger vor. Sie sitzt für die SPD im Berliner Abgeordnetenhaus und setzt sich mit ihrer Fraktion und den anderen beiden Koalitionsparteien dafür ein, dass die Seilbahn möglichst zügig Teil des öffentlichen Personennahverkehrs wird. „Die Verhandlungen laufen“, sagt Spranger. Die Vorteile aus ihrer Sicht: eine der Stationen sei direkt an die U-Bahn angebunden, die Seilbahn könne rund um die Uhr betrieben werden und sie sei leise. Und weil eine Seilbahn nicht nur schnell, sondern vor allem auch hoch gebaut werden könne, gibt es laut Spranger in Berlin längst auch für andere Stadtteile Überlegungen.

Das Plus der Hauptstadt gegenüber Bremen: In der Hansestadt müsste die Seilbahn erst noch gebaut werden. Der Sprung über das Wasser dürfte der wohl kostspieligste Teil werden: Wahrscheinlich müsste dort eine Zweiseilumlaufbahn zum Einsatz kommen, die etwa dem Wind besser standhalten und die Höhe leichter überwinden könnte. Nach ersten Schätzungen belaufen sich die Kosten für den Abschnitt Gröpelingen-Waterfront-Waller Sand auf 30 Millionen Euro.

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Der weitere Verlauf zwischen Waller Sand und Europahafen könnte möglicherweise mit einer kostengünstigeren Einseilumlaufbahn gebaut werden. Hierfür könnten noch einmal 25 Millionen Euro zu Buche schlagen. Hinzu kämen, so die Schätzungen, 20 Millionen Euro für die Stationen. Die gesamte Strecke wäre knapp 4,7 Kilometer lang. Laut Wirtschaftsstaatsrat Ekkehart Siering sind aber auch weitere Strecken und die Anbindung bis zum Hauptbahnhof möglich.

Auch die CDU hat das Thema auf der Agenda: Bei der Vorstellung ihres Wahlprogramms hatte Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder eine Machbarkeitsstudie zu einer Seilbahn über die Weser als Idee eingebracht.

Brücken für Räder und Autos

Die Bremer Grünen wollen das Konzept „Stadt am Fluss“ mit insgesamt sieben Brücken über die Weser im Gebiet zwischen Wesertunnel und der A 1 in Hemelingen verwirklichen. Drei der Brücken sollen in der Überseestadt gebaut werden, um den Stadtteil besser mit Gröpelingen auf der einen und Woltmershausen auf der anderen Weserseite zu verbinden. „Walle und Woltmershausen waren schon immer Schwesterstadtteile. Es wäre gut, wenn wir die beiden wieder näher zusammenbringen“, hatte Robert Bücking, bau- und stadtentwicklungspolitischer Sprecher, bei der Vorstellung des Papiers im September gesagt.

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Die Grünen denken bei ihren Plänen vorrangig an Radfahrer und Fußgänger; motorisierter Verkehr soll höchstens in Form von Elektrobussen über die Brücken rollen. Zwischen Holz- und Fabrikenhafen hinter dem Großmarkt hält die Partei eine hoch liegende Klappbrücke für denkbar. Pläne für eine Brücke zwischen Schuppen 1 und Schuppen 3 im Europahafen gibt es schon, eine zweite Brücke zwischen dem ehemaligen Exxon-Gelände und Woltmershausen sei denkbar. Schon 2017 gab es Pläne für zwei Fußgänger- und Fahrradbrücken zwischen Neustadt und Altstadt sowie Hemelingen und Habenhausen, bislang ist allerdings die Finanzierung unklar.

Wo sich die Grünen Fußgänger- und Fahrradbrücken durchaus auch als neue Wahrzeichen für eine Verkerhrswende in Bremen vorstellen können, setzt die FDP auf den Neubau von Brücken für Autofahrer. Die Stephani-Brücke muss in absehbarer Zeit saniert werden, deshalb brauche man Alternativen. Die Liberalen können sich eine Brücke über den Holz- und Fabrikhafen vorstellen, auch eine neue Brücke über die Weser von der Kommodore-Ziegenbein-Allee in der Überseestadt bis nach Woltmershausen halten sie für denkbar.

Mit dem Schiff über die Weser

Nicht zu Lande, sondern zu Wasser mit einer Fähre würde die SPD gerne Übersee- und Innenstadt entlasten. Der vor kurzem vorgestellte Plan eines Anlegers auf Höhe des einstigen U-Boot-Bunkers Hornisse, von dem aus eine Fähre in Richtung des Neustädter Hafens und dem Güterverkehrszentrum pendeln könnte, fand bei den anderen Parteien ein überwiegend positives Echo. Die Fähre soll dabei im Idealfall nicht nur Passagiere, sondern auch Autos und Lastwagen befördern können.

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Eine Senatsanfrage zu den Voraussetzungen, unter denen ein solches Projekt realisiert werden könnte, ist gestellt, wurde aber von der SPD kurzfristig wieder von der Tagesordnung der letzten Bürgerschaftssitzung genommen. Der Grund: Im Verkehrsressort bekam die Idee einer Hafenfähre keinen großen Beifall. Planung und Bau bräuchten einen langen Vorlauf. Auch seien die Kapazitäten einer Schiffsverbindung nicht vergleichbar mit denen von Brücken und Straßen – entsprechend gering schätzen die Experten die entlastende Wirkung für Stephanibrücke und Hafenrandstraße ein. Vorbild des SPD-Vorschlags ist Bremen-Nord. Dort können Pendler und Schwerlasttransporte bereits zwischen Farge und Berne, Blumenthal und Motzen sowie Vegesack und Lemwerder hin- und herschippern.

Unter der Führung von Carsten Meyer-Heder, Unternehmer und CDU-Spitzenkandidat, startete im Sommer 2018 ein anderer Fähr-Versuch. Vier Monate lang pendelte die „Alma“ mehrmals am Tag zwischen Landmark-Tower und Weserstadion. Mit dem Projekt wollte ein Verbund von Unternehmern testen, ob es eine Alternative zum Beispiel für Pendler sein kann. Allerdings war die Fahrtdauer mit 40 Minuten eher lang und ein anfangs geplanter Zwischenhalt auf der Neustädter Seite ließ sich nicht realisieren.

Schwimmender Steg und Straßenbahn

Diese Idee gehört zu denjenigen, die wie eine Seilbahn spektakulär aussehen könnten. Die Chance, dass ein schwimmender Steg, wie ihn sich die Grünen auf der Weser vorstellen könnten, tatsächlich irgendwann gebaut wird, ist allerdings wohl eher gering. Im Konzept zu ihrem Sieben-Brücken-Plan erwägen die Grünen eine Verbindung zwischen Werftinsel und Molenturm, um die Überseestadt über die Wasserseite etwa in Höhe der Waterfront mit Gröpelingen zu verbinden. Die Vorstellung: Der Steg, der für Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge, vorrangig allerdings Elektrobusse, nutzbar sein soll, würde eine schnellere Überquerung der Weser ermöglichen als eine Fähre. Allerdings müsste er beweglich sein, sich also nach oben oder nach außen schwenken lassen, damit weiterhin Schiffe ins Wendebecken fahren können. Ob eine solche Konstruktion überhaupt sinnvoll wäre, und wie aussehen könnte, müsste erst eine Machbarkeitsstudie zeigen.

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Das im Moment realistische Mittel zur Reduzierung der Staus in der Überseestadt sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Zum Start des Sommerfahrplans der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) am 30. März wird die neue Linie 5 ihren Betrieb aufnehmen. Die Bahnen sollen dann zwischen Messe-Zentrum und Gröpelinger Depot verkehren und auch am Europahafen halten. Die Buslinie 20, bislang die Verbindung in die Überseestadt und zurück, wird dort künftig auch ihre Start- beziehungsweise Endhaltestelle haben. Zwischen Europahafen und Wendebecken setzt die BSAG die Busse 26 und 28 ein. Vor allem die Grünen, aber auch viele Anwohner und Unternehmer hatten darauf gedrängt, dass die Überseestadt eine Straßenbahn brauche. Die Forderung der Politiker geht allerdings weiter als die Umsetzung: Gewünscht ist eine Verlängerung bis ans Wendebecken.

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