Der Senatsbeschluss, Erzieherinnen und Erzieher in sogenannten Index-Kitas besser zu entlohnen, stößt auch bei den freien Trägern auf Skepsis. „Für uns spielen die Qualifikationen der Erzieher eine Rolle und nicht die Lage der Kitas“, sagt beispielsweise Carsten Schlepper vom Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder. Auch die Träger der freien Wohlfahrtsverbände kritisieren das Modell, das seit 1. April für Kitas des städtischen Trägers Kita Bremen gilt. Kirche und Wohlfahrtsverbände sind die beiden größten der zahlreichen freien Kita-Träger, die sich aktuell in Gesprächen mit der Stadt über eine mögliche Übernahme der Gehaltsregelungen befinden.
Dass der Senat nach Wegen sucht, um die anspruchsvolle Arbeit in Kitas besser zu vergüten und damit den Erzieherberuf attraktiver zu machen, begrüßt Schlepper. Allerdings kritisiert er, dass die höhere Vergütung des Kita-Personals „im Alleingang für Kita Bremen“ umgesetzt und nicht von Anfang an mit allen Trägern diskutiert wurde. Die neuen Gehaltsvorgaben einfach zu übernehmen, sei für die meisten anderen Einrichtungen aufgrund der Tarifautonomie nicht ohne Weiteres möglich. „Damit ist eine Ungleichbehandlung verbunden, die uns freie Träger bei der Sicherung von Fachkräften benachteiligt.“
Doch auch, dass Erzieher in unterschiedlichen Stadtteilen nun nach einer pauschalen Regelung unterschiedlich bezahlt werden, sei kein Modell für die kirchlichen Träger. „Eine derart spaltende Regelung können wir nicht mit unserer Kultur und Philosophie der Zusammenarbeit vereinbaren“, sagt Schlepper. Er schätzt, dass lediglich ein Drittel der evangelischen Einrichtungen sogenannte Index-Kitas seien. Es sei unstrittig, dass diese Kitas mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen hätten. Allerdings gebe es diese auch in allen anderen Einrichtungen. „Die Regelung wird den komplexen Anforderungen der Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung nicht gerecht.“ Für ihn sei beispielsweise die höhere Vergütung nach Qualifikationen der Fachkräfte wesentlich realistischer.
Alle Träger berücksichtigen
Auch die Kita-Träger der freien Wohlfahrtsverbände sehen die neue Regelung kritisch. Arnold Knigge, Vorstandssprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege in Bremen (LAG FW), schließt sich Schleppers Kritik an: Der Versuch, den Erzieherberuf grundsätzlich aufzuwerten, sei zwar wichtig, aber der Senat hätte die freien Träger früher ins Boot holen müssen. Für die Kitas der Wohlfahrtsverbände erhofft er sich in Bezug auf mögliche Gehaltserhöhungen mehr Spielraum, der über eine standardisierte Zuordnung zu Index-Quartieren hinausgeht. Welche Kitas der Wohlfahrtsverbände überhaupt in diesen Index fallen, sei aktuell noch unklar. Ähnlich wie die evangelischen Kitas sei eine Ausrichtung der Gehälter nach Qualifikationen das Ziel. „Wir sehen das als Einstieg für eine gesamte Höhergruppierung aller Erzieher.“