Bremen hat den schlechtesten Hauptbahnhof in Europa. So jedenfalls lautet das Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Bewertung der US-Verbraucherschutzorganisation Consumer Choice Center. Das Ranking fußt nach Angaben der Organisation auf Daten zu 50 der größten Bahnhöfe. Spitzenplätze nehmen unter den deutschen Aspiranten die Hauptbahnhöfe in Berlin und Frankfurt am Main ein. Hamburg und Hannover liegen im Mittelfeld, Zürich führt die Liste an.
Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ für Bremen und Niedersachsen schaut mit Skepsis auf die Untersuchung. Sie sei zu intransparent, die Resultate deshalb wenig belastbar.
Der „European Railway Station Index“ wird das vierte Mal herausgegeben und bekommt stets großen Widerhall in den Medien. Wie verlässlich der Index im Einzelnen ist, lässt sich in der Tat kaum nachprüfen. Wohl aber zeigt er Trends an. Der Bremer Hauptbahnhof ist in der Tabelle demnach erst im Laufe des vergangenen Jahres vom Mittelfeld nach ganz hinten gerutscht.
Der Index zeigt, dass die Positionen der deutschen Bahnhöfe aufgrund erheblicher Zugverspätungen und langer Wartezeiten gesunken sind“, schreiben die Verbraucherschützer in ihrer Pressemitteilung. Sie nennen ein Beispiel und suchen sich dafür Bremen aus: Dort seien an einem ausgewählten Tag 39 Prozent aller Züge um mehr als fünf Minuten verspätet gewesen.
Der Aspekt Pünktlichkeit ist einer unter vielen, die bei dem Ranking eine Rolle spielen. Hinzu kommen neben konkreten Erfahrungen von Reisenden nach Darstellung vom Consumer Choice Center die Anbindung an den Nah- und Fernverkehr, das Angebot an Restaurants und Läden, Barrierefreiheit, Toiletten, Fahrgastzahlen im Verhältnis zur Anzahl der Gleise, Erste-Klasse-Lounges, Fahrstühle und Rolltreppen, Öffnungszeiten der Ticketschalter sowie Mitfahrgelegenheiten.
„Pro Bahn“-Landesvorsitzender Malte Diehl verlässt sich bei der Bewertung von Bahnhöfen in der Region nach eigenen Worten lieber auf die regelmäßigen Qualitätskontrollen des Verkehrsverbunds Bremen Niedersachsen (VBN): „Der Bremer Hauptbahnhof schneidet nicht in allen Punkten immer gut ab, er wird aber auch nicht als katastrophal bewertet.“ Aussagekräftig sei außerdem der Wettbewerb „Bahnhof des Jahres“. Er wird seit 2004 von der „Allianz pro Schiene“ ausgelobt, einer Interessenorganisation, hinter der sich nach eigenen Angaben mehr als 200 Unternehmen und Verbände versammeln. Im Jahr 2012 gab es gleich drei Sieger, einer davon war: Bremen.