Seit einigen Monaten befindet sich die Filiale der Sparkasse Bremen am Marktplatz im Dornröschenschlaf. Wo sich sonst kleine Schlangen vor den Automaten bildeten, war seit der Schließung Ruhe eingekehrt. Die Bank sah verlassen aus. Das historische Gebäude soll jetzt aber wieder wachgeküsst werden. Die Sparkasse prüft ein neues Nutzungskonzept für ihre ehemalige Filiale in bester Lage – weit weg vom Bankgeschäft.
Bankgebäude mit Hochzeitssuite
In den Räumen soll es um nicht weniger als etwa Liebe und Genuss gehen. „Das Gebäude bietet Potenzial für ‚Fine Dining‘, Feiern, Tagungen und Hochzeiten in historischer Atmosphäre, möglicherweise auch für Übernachtungsmöglichkeiten oder sogar für ein Boutique-Hotel mit Hochzeitssuite“, äußert sich der Vorstandschef der Sparkasse Tim Nesemann zu den Plänen. Die Lage mitten im Herzen Bremens erlaube eine Außengastronomie über viele Monate im Jahr. Der Nutzungsplan sieht um die sechs Hotelzimmer vor.
Der Geschäftsführer des Projektbüros für die Bremer Innenstadt, Carl Zillich, begrüßt die Pläne. Das Gebäude sei ein "Juwel des Wiederaufbaus", sagt der Architekt. Die Ideen zeigten, dass für die Häuser aus den Jahren des Wiederaufbaus in Bremen individuelle Lösungen notwendig seien. "Die Kleinteiligkeit dieser Häuser braucht Kreativität und den Willen der Eigentümer, die Geschichte zu respektieren und in die Zukunft zu investieren.“
Die Sparkasse will von Sachkundigen zeitnah prüfen lassen, ob ihr Nutzungskonzept denn auch realisierbar ist. Das Gebäude steht seit 1973 unter Denkmalschutz. So wird auch das Bremer Landesamt für Denkmalpflege ab einem gewissen Zeitpunkt Einblick in die Pläne bekommen. Amtsleiter Georg Skalecki liegt das Konzept derzeit noch nicht vor. Die Ideen für ein Restaurant und Hotel hält er aber für realisierbar. "Wir werden sicherlich einen Konsens finden", sagt Skalecki.
Die Besonderheit des Hauses: Die Barockfassade von 1755, die dem Bremer Steinbildhauer Theophilus Wilhelm Frese zugeschrieben wird, war einst eigentlich an der Schlachte beheimatet, hier eröffnete auch der Gasthof mit dem Namen "Zur Stadt Paris“. Das Gebäude wurde jedoch im Krieg zerstört und die Fassade 1944 für eine Wiederverwendung von der Baudenkmalpflege eingelagert. Die Sparkasse ließ die Giebelfront schließlich 1957/58 vom Architekten Eberhard Gildemeister beim Neubau am Markt wiederverwenden. Skalecki spricht heute von einem "gewachsenen Ensemble" am Marktplatz.
Aus Sicht der Sparkasse knüpft man mit der Gastronomieidee an die Historie des Gebäudes an. Bis die Prüfung des Konzepts abgeschlossen ist, soll die Immobilie unter ihrem historischen Namen „Zur Stadt Paris“ vom Betreiber eines benachbarten Bremer Weinlokals genutzt werden. Am Donnerstag war noch nicht bekannt, wer sich genau dahinter verbirgt. Der Betreiber möchte laut Sparkasse erst in ein paar Wochen in Erscheinung treten, wenn das gastronomische Konzept vor Ort erlebt werden könne. In der Kassenhalle des Gebäudes könne es zudem kleinere Konzerte, Theatervorstellungen oder Lesungen geben.
Seit dem vergangenen Sommer steht die Filiale der Sparkasse leer. Das Haus erfülle leider nicht mehr die immer anspruchsvollere Sicherheitstechnik in der Bargeldlogistik, erklärte damals Vorstand Thomas Fürst die Einstellung der Filiale. "Wir können es nicht barrierefrei gestalten und die Arbeitsplätze nicht mit der technischen Ausstattung versehen, die wir benötigen.“
Jetzt also Kulinarisches statt Kreditberatung. Die Pläne der Sparkasse sieht auch der Geschäftsführer der Handelskammer Bremen Karsten Nowak positiv. Ein stärkeres Angebot an Gastronomie in den Innenstädten sei der Trend. "Es gibt heute den Spruch: Eating is the new shopping", sagt der Handelsexperte. Restaurants und Cafés seien für einen Einkaufsstandort wichtig. Die Lage des Gebäudes mit der schönen Anmutung bringe schon an sich eine gute Frequenz.