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Ukraine-Flüchtlinge Wie man den Menschen aus der Ukraine helfen kann

Viele Menschen wollen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine helfen. Aber was genau kann man tun und an wen soll man sich wenden? Der WESER-KURIER gibt einen Überblick.
10.03.2022, 16:10 Uhr
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Von Frank Hethey Nina Willborn

Der Krieg in der Ukraine hat auch in Bremen eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Aber wie kann man konkret helfen, welche Leistungen werden gebraucht und an wen wendet man sich? Der WESER-KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen in diesem Überblick und nennt stellvertretend für viele andere einige Organisationen und Initiativen, die im Moment in der Ukraine-Hilfe aktiv sind. 

Ich möchte kostenlos Wohnraum anbieten. Was ist zu beachten und an wen wende ich mich?

Wer einzelne Zimmer oder eine Einliegerwohnung zur Verfügung stellen will, kann sich unter wohnraumprivat@soziales.bremen.de an "Zukunft Wohnen" wenden, ein Projekt verschiedener Wohlfahrtsverbände, das von der Stadt Bremen gefördert wird. Anders als bei Vermietungsangeboten für Geflüchtete gibt es keine Vorgaben zur Mindest- oder Maximalgröße. Momentan kann ein Wohnraumangebot nur per Mail abgegeben werden. Bei der Bearbeitung bittet die Sozialbehörde um Geduld, der Apparat wird gerade ausgebaut. "Die Angebote werden sehr individuell und systematisch abgearbeitet", sagt Ressortsprecher Bernd Schneider. 

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Die Behörde appelliert an Wohnraumanbieter, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein und keine leichtfertigen Angebote zu machen. "Man muss sich klar machen, dass die Menschen aus der Ukraine in einer schwierigen emotionalen Lage sind", sagt Schneider. Viele von ihnen hätten Familie zurückgelassen und seien in Sorge um ihre Angehörigen. "Diese Menschen machen hier keine Ferien." Die Behörde ruft dazu auf, eine Unterbringung nicht nur für wenige Tage oder ein bis zwei Wochen anzubieten. "Besser ist es, einen langen Atem mitzubringen", so Schneider. Erst privat untergebracht zu sein und dann in eine Gemeinschaftsunterkunft umziehen zu müssen, könne sich für Geflüchtete als weitere Belastung erweisen.

Zusätzlich gibt es private Initiativen, die Wohnraum für Ukraine-Flüchtlinge vermitteln. Eine davon ist das Portal "Host4Ukraine" der Bremer Firma Churchpool. Anbieter können Wohnraum unter Angabe der Zimmergröße, Aufnahmekapazität und Dauer des Angebots machen.  

Kann ich auch Flüchtlinge mit Haustieren aufnehmen?

Im Prinzip ja. Allerdings müssen mitgebrachte Hunde oder Katzen gegen Tollwut geimpft sein. Um den Impfstatus des Tieres zu überprüfen, ist ein Gang zum Veterinärdienst des Landes Bremen vorgeschrieben. In den Gemeinschaftsunterkünften sind Haustiere generell nicht gestattet. Für den Bremer Tierschutzverein ist das moralisch nicht vertretbar. "Die Menschen sind seit Tagen unterwegs, haben so viel durchgemacht und nun will man ihnen die Tiere wegnehmen", sagt Brigitte Wohner-Mäurer, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Der Tierschutzverein appelliert deshalb an den Senat, "schnell und unbürokratisch" eine Lösung für eine gemeinsame Unterkunft von Flüchtlingen und ihren Tieren zu finden. Wegen fehlender Kapazitäten können die Tiere nicht im Bremer Tierheim untergebracht werden. Was aus Sicht des Tierschutzvereins ohnehin keine Lösung wäre, weil Tier und Mensch damit getrennt würden. Für Anmeldungen oder Fragen bittet die Behörde um einen Anruf unter der Telefonnummer 0421/3 61 40 38.     

Sind Kleiderspenden sinnvoll?

Nein. Die großen Wohlfahrtsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Caritas raten davon ab, Kleidung zu spenden. Auch die Freiwilligen-Agentur Bremen, die auf ihrer Internetseite einen Überblick über Hilfsmöglichkeiten bietet, informiert, dass derzeit Textilien und Kuscheltiere nicht benötigt werden. Auch viele andere Sammelstellen nehmen Textilien nicht mehr an.

Laut Lübbo Roewer, Sprecher des Bremer DRK-Kreisverbands, könnte sich die Lage in den kommenden Tagen und Wochen ändern, und zwar dann, wenn es einen Überblick darüber gibt, was die in den Aufnahmeeinrichtungen untergekommenen Menschen brauchen. "Die Wohlfahrtsverbände würden dann gezielt zu Spenden aufrufen und mitteilen, welche Kleidungs- oder Gegenstände gebraucht werden", sagt Roewer.

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Werden Sachspenden gebraucht und wenn ja, welche?

Die große Spendenbereitschaft vieler Bremerinnen und Bremer in den Tagen seit Kriegsausbruch hat dazu geführt, dass einige Sammelstellen überfüllt sind und keine weiteren Lieferungen mehr annehmen. Dazu gehören die der Gemeinden St. Markus und St.-Martini sowie die an der Doventorstraße. Auch DRK und Caritas teilen mit, keine Sachspenden entgegenzunehmen. "Wir wissen, dass viele Sachspenden für die Ukraine in den Grenzgebieten hängen bleiben, dort sind viele Lagerhallen voll", sagt DRK-Sprecher Roewer. "Das Sinnvollste, das man für die Menschen in der Ukraine tun kann, ist, Geld zu spenden." Auch das Sozialressort informiert, dass die Unterkünfte für die Geflüchteten im Moment keine Kapazitäten für Sachspenden haben.

Wer den Menschen in der Ukraine dennoch mit konservierten Lebensmitteln, Nahrung für Babys und Kinder, Medikamenten, Verbandsmaterial oder Hygieneartikeln wie Waschmittel helfen möchte, kann sich an den Verein Queer Cities in der Überseestadt wenden. Er hat in dieser Woche eine zentrale Sammelstelle eingerichtet. Benötigt werden ebenso freiwillige Helfer und Geldspenden. Auch der Verein Herz für die Ukraine gehört zu den Hilfsinitiativen, die Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente annehmen.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, rät auch die Freiwilligen-Agentur, sich bei dem jeweiligen Anbieter vorab zu erkundigen, welche Sachspenden benötigt werden.

Wer Geld spenden möchte, kann dies über verschiedene Organisationen tun: Vom DRK über die Aktion "Deutschland hilft" und die Uno-Flüchtlingshilfe bis hin zu Ärzte ohne Grenzen und lokalen Initiativen gibt es zahlreiche Möglichkeiten.

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Wie kann ich mich noch engagieren?

Neben Geld- und Sachspenden können Bremerinnen und Bremer den aus der Ukraine Geflüchteten auch mit immateriellen Angeboten helfen. "Akut ist der Bedarf noch nicht so groß, die Menschen müssen erst einmal zur Ruhe kommen", sagt Barbara Schneider, Koordinatorin von "Gemeinsam in Bremen". "Aber absehbar werden Angebote von Mensch zu Mensch sicher helfen." Kinderbetreuung, Sprach-Unterricht oder Übersetzungshilfen, Begleitung bei Amtsgängen bis hin zu Freiwilligen, die sich einfach Zeit für ein Gespräch oder einen Spaziergang mit Geflüchteten nehmen: Die Spanne der Möglichkeiten ist groß. "Letztens hat uns ein Musiker angeboten, dass er mit den Menschen Musik machen könnte", sagt Schneider. "Insgesamt finde ich das Engagement hier in Bremen großartig, die Menschen rennen uns wie schon 2015 die Bude ein."

Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sein Angebot per E-Mail an schneider@gemeinsam-in-bremen.de senden. Für längerfristige Hilfen sucht unter anderem auch das DRK Bremen Freiwillige (E-Mail an ines.hammer@drk-bremen.de).

Kann ich mich für die Ukraine-Hilfe vom Arbeitgeber freistellen lassen?

Geflüchtete bei sich aufzunehmen oder sich in einem Verein zu engagieren, fällt in den Bereich privates Ehrenamt. Dementsprechend besteht laut Kaarina Hauer, Leiterin der Rechtsberatung der Arbeitnehmerkammer, kein Anspruch auf Freistellung. "Man kann natürlich das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen", sagt die Rechtsexpertin. "Es steht Unternehmen natürlich frei, ihren Mitarbeitern anzubieten, sich während der Arbeitszeit für Ukraine-Hilfen zu engagieren. Einige machen das auch."

Anders verhält es sich Hauer zufolge im Bereich öffentliches Ehrenamt: Wer sich bei Einrichtungen des Katastrophenschutzes wie dem Technischen Hilfswerk engagiert und angefordert wird, muss bei vollem Lohnausgleich freigestellt werden. In Einzelfällen, wenn es etwa darum geht, nahe Verwandte, die im Kriegsgebiet wohnen, in Sicherheit zu bringen, kann das sogenannte Leistungsverweigerungsrecht greifen, allerdings wird die nicht geleistete Arbeit dann im Normalfall auch nicht vergütet.

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