Während der Freimarktzeit im Oktober werden normalerweise auch vor dem Südeingang des Bremer Hauptbahnhofes (Richtung Innenstadt) bereits einige Buden aufgestellt. Besucherinnen und Besucher beginnen dort ihren Aufenthalt auf dem Festgelände oder lassen ihn ausklingen, Menschen auf der Durchreise holen sich einen Snack oder ein schnelles Getränk. Das geht dieses Jahr jedoch nur in abgespeckter Variante, denn die Marktleute dürfen nur noch auf der Seite zum Platz der Deutschen Einheit hin ihre Buden aufbauen. "Dadurch büßen wir viel Flair ein. Es ist sehr bedauerlich, dass sich Traditionsveranstaltungen wie der Freimarkt nun so präsentieren müssen", kritisiert Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbands.
Grund für den reduzierten Aufbau ist die sogenannte Sicherheitszone vor dem Bremer Hauptbahnhof, die zwar nach einer aufwendigen Sicherheitsübung vor einigen Jahren bereits 2021 festgelegt wurde, nun aber erstmals auch für den Freimarkt gilt. Dadurch soll gewährleistet werden, dass bei einem Notfall wie einem Anschlag oder einer Evakuierung ausreichend Platz für Rettungsfahrzeuge freigehalten wird. Die Zone umfasst nach Angaben der Innenbehörde den Bereich vor dem Ein- und Ausgang und den Platz in Richtung der Straßenbahnhaltestellen. Nur am Rand dürfen Buden aufgestellt werden. Laut Innenbehörde galten zunächst Übergangslösungen, um bereits beantragte Veranstaltungen durchführen zu können, bis neue Konzepte erstellt waren. Am Nordausgang sei das Angebot schon etwas länger reduziert worden und in den hinteren Teil der Fläche gerückt, um den Bereich vor den Türen zu entzerren.
"Das hat viel Atmosphäre kaputtgemacht"
"Natürlich hat auch für uns das Thema Sicherheit Priorität, aber wir standen in den vergangenen Jahren schon weiter von den Türen des Bahnhofs weg, sodass man auch links und rechts davon Platz hätte und es keinen reinen Tunnel gibt", ist Robrahn überzeugt. Er hätte sich im Vorfeld eine Begehung vor Ort mit den zuständigen Behörden gewünscht, um an Alternativen mitwirken zu können. Bereits beim Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr mussten vor dem Bahnhof erstmalig einige Buden weichen. "Das hat viel Atmosphäre kaputtgemacht und sich auch negativ auf den Umsatz ausgewirkt", sagt Robrahn, der während der Weihnachtszeit dort selbst einen Glühweinstand betreibt. Früher sei der Bereich während der Veranstaltungen wie ein kleines Dorf gewesen, die Marktleute hätten investiert, um die Fläche möglichst attraktiv zu gestalten.
In der Wirtschaftsbehörde kann man den Unmut der Marktleute nachvollziehen, heißt es auf Nachfrage. Eine mögliche Alternative für eine Erweiterung könnte der Platz der Deutschen Einheit vor dem Übersee-Museum sein. Besonders die Innenbehörde findet Gefallen an einer solchen Lösung. "Wir würden ein neues Konzept der Schausteller, den Platz der deutschen Einheit mit einzubeziehen und eine gewisse Aufenthaltsqualität zu schaffen, sehr begrüßen", sagt eine Sprecherin. "Wir glauben, dass dadurch auch eine Steigerung der Aufenthaltsqualität geschaffen werden könnte." Seit Monaten gibt es Bestrebungen, den Platz aufzuwerten, so gab es im Sommer dort unter anderem einen Beachclub. Momentan liegt die Fläche brach.
Die Schausteller sind von dieser Idee jedoch nicht begeistert. "Wenn wir den Platz bespielen, ist das für mich kein Eingangsportal mehr zum Freimarkt, was es ja eigentlich darstellen sollte", sagt Robrahn.