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Zukunftskonzept vorgelegt Gesundheit Nord muss weiter sparen

18 Millionen Euro Miese: Die wirtschaftliche Lage des Bremer Klinikverbunds Gesundheit Nord ist schlecht. An diesem Freitag entscheidet der Aufsichtsrat über ein Konzept aus der Krise.
03.05.2018, 19:54 Uhr
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Gesundheit Nord muss weiter sparen
Von Jürgen Theiner

Der angeschlagene städtische Krankenhausverbund Gesundheit Nord (Geno) steht vor wichtigen Weichenstellungen. An diesem Freitag kommt der Aufsichtsrat zusammen, um über die wirtschaftliche Stabilisierung des Klinikkonzerns zu beraten, zu dem die Häuser in Mitte, Nord, Ost und Links der Weser gehören.

Dabei geht es einerseits um ein mittel- bis langfristig wirksames "Zukunftskonzept 2025", aber auch um ein Ad-hoc-Programm zur kurzfristigen Verbesserung des Jahresergebnisses 2018. Dieser noch vertrauliche Maßnahmenkatalog liegt dem WESER-KURIER vor. 2017 hatte die Geno ein knackiges Minus von offiziell rund 18 Millionen Euro erwirtschaftet.

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Das Papier mit dem Titel "Maßnahmen zur Ergebnissicherung 2018" ist in sieben Themenblöcke unterteilt. Sie reichen von konkreten Umstrukturierungen des medizinischen Angebots über die Personalsteuerung bis hin zu einzelnen Sparmaßnahmen. Das finanzielle Volumen wird auf insgesamt 11,2 Millionen Euro beziffert. So soll das Behandlungsspektrum am Klinikum Nord in Vegesack ausgebaut werden. Dort könnten in Zukunft – außerhalb des kardiologischen Hauptstandortes LdW – Herzoperationen ausgeführt werden.

Hintergrund ist offenbar, dass die intensivmedizinischen Kapazitäten am Klinikum Links der Weser für den planmäßigen Ausbau der Herzchirurgie nicht ausreichen. "Wenn ökonomisch sinnvoll, werden herzchirurgische Leistungen an den Standort Bremen-Nord verlagert", heißt es in dem internen Papier. Eine endgültige Entscheidung scheint allerdings noch nicht gefallen zu sein.

Besseres Überstundenmanagement

Weiter gediehen sind dagegen die Pläne für eine Stärkung der Bauchchirurgie am Standort Nord. Dort soll ein leitender Oberarzt eingestellt werden, der den viszeralchirurgischen Schwerpunkt verstärkt. Erste Gespräche mit Kandidaten wurden demnach bereits geführt. Für das Klinikum Bremen-Ost prüft die Geno-Spitze einen vorzeitigen Ausbau der Altersmedizin zulasten der Allgemeinchirurgie. Von diesem Projekt erhofft man sich Ergebnisverbesserungen in Höhe von etwa 900.000 Euro.

Einer der größeren Posten des kurzfristigen Sparpakets (rund 2,5 Millionen Euro) ist die Reduzierung der Überstunden und der dafür bestehenden Rückstellungen in der Geno-Unternehmensbilanz. Ziel sei ein "systematisches Überstunden-/Urlaubsmanagement", heißt es in dem Papier. Diese Aussage irritiert einen externen Fachmann, dem der WESER-KURIER die Aufsichtsratsunterlage vorlegte. "Wieso gibt es bei der Geno noch kein zentrales Management für Überstunden und Urlaub? So etwas wäre längst überfällig", so der Experte.

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Andere Projekte beurteilt er günstiger. So ist beispielsweise vorgesehen, die Erstellung sogenannter Arztbriefe deutlich zu erleichtern, unter anderem mittels Spracherkennung. Arztbriefe an die Patienten oder deren Hausärzte müssen jährlich zu zigtausenden geschrieben und verschickt werden.

Das Sparpaket enthält auch eine Menge Kleinkram. Er ist insofern aufschlussreich, als er zeigt, wie groß der finanzielle Druck auf die Geno-Abteilungen ist. Geplant ist demnach, Abonnements von Printmedien zu kündigen, auch von Fachzeitschriften. Auch beim Essen soll weiter gespart werden. Die Geno will häuserübergreifend die sogenannte BKT-Quote senken. Das Kürzel steht für Beköstigungstage. In der Quote kommt zum Ausdruck, dass die Patienten bei einem mehrtägigen Aufenthalt oft nicht die volle Verpflegung in Anspruch nehmen, zum Beispiel nicht am Entlasstag. Die Geno-Leitung hofft, noch ein paar Mahlzeiten einsparen zu können.

Zahlreiche offene Fragen

"Das sind Peanuts. Die Geno sollte sich lieber darum kümmern, ihre Medizinstrategie besser mit den Krankenkassen abzustimmen", kritisiert der Krankenhausfachmann, der anonym bleiben möchte. Auch bei der Logistik für den Neubau auf dem Gelände an der St.-Jürgen-Straße gebe es noch zahlreiche offene Fragen, etwa was die Versorgung mit Sterilgütern angeht. Das sei ein lohnenderes Feld für das Kostenmanagement, als da und dort noch ein Tablett mit Abendbrot abzuknapsen.

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