Auf Bremens Straßen haben sich gefährliche Risse gebildet. Durch die enorme Hitze und Staus in den vergangenen Wochen wölben sich vor allem die Asphaltdecken auf den Brücken. Es entstehen Spurrinnen und Kanten, die zum Verkehrsrisiko werden, wenn nicht schnell gehandelt wird. In Bremen kam es dadurch bereits zu mehreren Baustellen wie an der Weserbrücke der Autobahn 1 oder der Lesumbrücke auf der A 27.
Am Mittwoch, ab 5 Uhr früh, muss nun der Fly Over der Bundesstraße 6 am Zubringer Überseestadt wegen Hitzeschäden für eine Woche voll gesperrt werden. Verkehrschaos, erhebliche Behinderungen und Staus drohen. Doch damit nicht genug: Die Straßen- und Brückenbauer beim Bremer Amt für Straßen und Verkehr (ASV) überwachen derzeit sehr genau, ob sich an weiteren Brücken und am Nordwest-Knoten weitere Schäden bilden.
Die Kosten für die Auswirkungen des heißen Sommers auf die Bremer Infrastruktur dürften die Stadt Millionen kosten. "Es ist eine unschöne Situation", sagt Martin Stellmann, Sprecher des ASV zur Sperrung der Verbindung zwischen Innenstadt und A 27. Am Fly Over müssten die Verkehrsteilnehmer mit längeren Warte- und Standzeiten rechnen.
Laut den letzten erhobenen Zahlen rollen 41.000 Fahrzeuge täglich über diese Strecke mit einem Lastwagen-Anteil von zehn Prozent. "Unsere aktuellen Schätzungen liegen sogar höher", sagt Stellmann. Das ASV gehe davon aus, dass der Verkehr am Fly Over auf schätzungsweise 60.000 Fahrzeuge (20 Prozent Lastwagen) zugenommen habe.
An anderen Brücken sieht die Situation nicht besser aus. Der Verkehr – vor allem der Schwerlastverkehr – nimmt zu, die Fahrbahndecken sind marode. Fest stehe laut ASV, dass an der Weserbrücke auf der A 1 demnächst wieder gearbeitet werden muss. Gerade erst wurde dort der Hauptfahrstreifen erneuert, doch es gibt weitere Spurrinnen.
Die Reparaturen wollte das Amt bereits am vergangenen Wochenende vornehmen, doch wegen der zahlreichen Großveranstaltungen in Bremen habe man darauf verzichtet, so Stellmann. Immer mehr rückt auch der Nordwest-Knoten im Zuge der Bundesstraße 6 und damit auch die Stephanibrücke in den Fokus. Dort sei die Asphaltdecke etwa fünf Jahre alt und müsse eine Mehrbelastung von 10 bis 20 Prozent aushalten, so Stellmann. Es droht die nächste Großbaustelle. Hinzu kommen kleinere Schäden wie bei der Lesumbrücke an der A27.
"Es ist ein generelles und bekanntes Problem"
"Eine Kostenbilanz kann es, wenn überhaupt, erst nach der Sommersaison geben", sagt Stellmann zu den durch Hitze entstandenen Schäden. In diese Bilanz müsste man dann auch die Abnutzung durch die Vorjahre ökonomisch einbeziehen. Ein Millionenbetrag komme aber sicher zusammen. Durch die Hitzeperiode und die dadurch entstandenen Schäden komme es definitiv zu einer enormen Mehrbelastung für die Ingenieure und Bauarbeiter des ASV.
So könnte es auch passieren, dass man Prioritäten setzen und die ein oder andere kleinere Baumaßnahme ins nächste Jahr schieben muss, bestätigt ASV-Sprecher Stellmann. "Es ist ein generelles und bekanntes Problem, dass die Verkehrsbehörde und das ASV zu wenig Mittel und Personal haben", sagt Frank Steffe, Büroleiter von Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne).
In der Vergangenheit hatte Lohse in den Haushaltsberatungen immer wieder auf die dünne Personaldecke aufmerksam gemacht. Anfang des Jahres habe man aber fünf neue Stellen durch den Senat bewilligt bekommen, wovon zwei Stellen für den ASV vorgesehen sind, so Steffe. In diesem Sommer habe man schnell umgeplant, um die akuten Schäden als erstes zu beheben."
Die Bremer CDU hat auf Anregung des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Thomas vom Bruch eine Anfrage an den Senat zu den Folgen des Sommers in Bremen gestellt. „Uns geht’s dabei um eine ganzheitliche Bilanz dieses klimatischen Ausnahmesommers, aber weiterführend auch, wie sehr Bremen auf Wetterphänomene vorbereitet ist und flexibel reagieren kann", sagt vom Bruch. Die CDU-Fraktion will wissen, welche Schäden durch die Hitze an der Straßen, Gleisen, Gebäude, Brücken oder Hafenanlagen verursacht wurden.
In anderen Punkten geht es um die Folgen für die Daseinsfürsorge oder die Natur und Umwelt. Es könne nicht sein, dass beispielsweise die Infrastruktur in einem so schlechten Zustand ist, dass sie durch die Hitze einen letzten Stoß bekommt, so vom Bruch. Es könne sich doppelt rächen, wenn man nicht rechtzeitig investiere, so der stellvertretende CDU-Fraktionschef.
In Niedersachsen sieht die Situation etwas besser aus. "Größere Fahrbahnschäden, die auf Hitzeeinwirkungen zurückzuführen sind, haben wir auf unseren Straßen bislang nicht", sagte Heike Haltermann, Sprecherin der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Hannover. Aktuell habe man in der vergangenen Woche drei kleinere Hitzeschäden (Kantenaufbrüche und Fugenschäden) auf der A 29 sowie einen auf der A 27 gehabt. Alle Schäden seien kurzfristig behoben worden.