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Tests für Herrchen und Frauchen Auch Bremen plant den Hundeführerschein

Bremen prüft die Einführung eines Sachkundenachweises für Hundehalter, wie er in Niedersachsen längst Pflicht ist. Für Herrchen und Frauchen könnte dies bedeuten, bald eine doppelte Prüfung ablegen zu müssen.
14.11.2021, 19:00 Uhr
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Auch Bremen plant den Hundeführerschein
Von Ralf Michel

Anders als in Niedersachsen gibt es in Bremen keinen "Hundeführerschein". Jeder der will, kann sich einen Hund anschaffen. Solange er das Tier anmeldet und Steuern zahlt, ist alles gut. Den Nachweis, zumindest ein bisschen darüber zu wissen, was es bedeutet, einen Hund zu halten, muss in Bremen niemand erbringen. Doch das könnte sich bald ändern. Die Innenbehörde prüft derzeit, nach niedersächsischem Vorbild einen verpflichtenden Sachkundenachweis für Hundehalter einzuführen. SPD, Grüne und Linke  begrüßen dies. Und könnten sich theoretisch bei der FDP bedienen. Denn die hat bereits einen Entwurf für ein geändertes Gesetz zur Haltung von Hunden ausgearbeitet.

Bei den Nachbarn in Niedersachsen ist die Sache schon seit 2013 geregelt: Wer sich einen Hund anschaffen möchte, muss in einer theoretischen und in einer praktischen Prüfung nachweisen, dass er/sie dafür die notwendige Sachkunde hat. Die praktische Prüfung ist innerhalb des ersten Jahres der Hundehaltung zu absolvieren, der theoretische Test bereits vor Anschaffung des Tieres. Der Erfolg dieser Regelung sei schwer in Zahlen zu fassen, räumt Alexandra Schönfeld, Sprecherin des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ein. Angesichts der abzulegenden Prüfungen und der dadurch allgemein gestiegenen Aufmerksamkeit für das Thema könne aber von einer deutlichen Verbesserung bei der Hundehaltung ausgegangen werden.

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In Bremen müssen bislang lediglich die Halter von "gefährlichen Hunden" einen Sachkundenachweis erbringen. Welche Tiere darunter fallen, steht im Gesetz über das Halten von Hunden. Thema sei der allgemeine Hundeführerschein aber auch in Bremen, sagt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin der Innenbehörde. "Wir verfolgen sehr aufmerksam die Entwicklung und Erfahrungen in Niedersachsen." Vordringlich für Bremen sei zunächst die Einführung eines Hunderegisters: Alle Hunde müssten dann künftig gechippt und dort eingetragen werden. Zweiter Schritt sei die Einführung des Sachkundenachweises. Die erfordere jedoch in der Umsetzung nicht unerhebliche personelle und zeitliche Ressourcen. "Wir prüfen das."

Die Regierungsfraktionen sprechen sich unisono für den Hundeführerschein aus. "Theoretische und praktische Kenntnisse im Umgang mit Hunden tragen zum Tierschutz und zu einem guten Miteinander von Mensch und Tier bei", sagt Janina Strelow, Sprecherin für Tierschutz bei der SPD. Bei den Grünen gibt es zu diesem Thema schon seit Längerem ein Positionspapier. In diesem wird "als Voraussetzung jeder privaten Tierhaltung explizit ein auf Tierart beziehungsweise Rasse zugeschnittener Sachkundenachweis" gefordert, erklärt Philipp Bruck, Fraktionssprecher für Tierpolitik. „Hunde sind kein Spielzeug." Wer einen Hund anschaffe, übernehme Verantwortung für ein lebendiges Wesen mit vielen Bedürfnissen. Ein Sachkundenachweis gewährleiste, "dass der Mensch die Bedürfnisse und Interessen des Hundes wirklich kennt". Da gebe es keinen Zweifel, betont auch der tierpolitische Sprecher der Linken, Olaf Zimmer: "Ein verpflichtender Hundeführerschein ist sinnvoll für die artgerechte Hundehaltung, aber auch für die Sicherheit aller Menschen sowie anderer Hunde."

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Die FDP hat sich bereits Gedanken gemacht, wie das 20 Jahre alte Bremische Gesetz über das Halten von Hunden geändert werden müsste. "Wir ersetzen im Prinzip das gesamte  Gesetz", erläutert Fraktionssprecher Tim Abitzsch. Ein zeitgemäßes Gesetz über das Halten von Hunden müsse nicht beim Tier, sondern bei dem Menschen ansetzen, der den Hund hält. Kern des FDP-Vorstoßes ist die Abschaffung der Rasseliste, in der in Bremen die als gefährlich geltenden Hunde aufgeführt werden. "Es gibt keine grundsätzlich aggressiven Hunderassen. Hunde aller Rassen könnten zu Beißern werden." Entscheidend sei der Umgang des Menschen mit dem Tier, so Abitzsch. "Daher wollen wir statt der Rasseliste einen verpflichtenden Sachkundenachweis, wenn man einen Hund halten will."

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Womit die FDP auf Kurs mit der Innenbehörde liegt. "Ein Hundeführerschein ist  Voraussetzung dafür, dass wir über Rasselisten beziehungsweise deren Aufhebung  nachdenken können", sagt auch Rose Gerdts-Schiffler. Ansonsten sei zu befürchten, dass sich Bürger Kampfhunde oder ihre Kreuzungen anschafften, ohne mit ihnen umgehen zu können. "Dies könnte zu gefährlichen Situationen führen, auch wenn sich das Grundproblem meist am anderen Ende der Leine befindet."

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