Die Zahl der Beißattacken von Hunden, bei denen Menschen oder andere Hunde in Bremen verletzt wurden, hat zugenommen. Wurden seit 2016 jeweils etwa 50 solcher Vorfälle angezeigt (Ausnahme 2018 mit 73 Fällen), so waren es im vergangenen Jahr 90 und 2021 bis Oktober bereits 99. Die per Landesgesetz als auf jeden Fall gefährlich eingestuften Kampfhunderassen spielen in der Statistik der Innenbehörde keine Rolle. Auffallend für 2021 ist außerdem, dass vergleichsweise viele Hunde in Bremen durch Beißattacken getötet wurden.
Steuerlich gemeldet waren laut Finanzbehörde zum Stichtag 31. Dezember 2020 im Land Bremen 22.060 Hunde, 16.827 davon entfielen auf die Stadt Bremen. Zur Frage, wie sich diese Hunde auf die unterschiedlichen Rassen verteilen oder zur Anzahl gefährlicher Hunde muss die Behörde passen, dazu gebe es keine Angaben, denn steuerlich werden in Bremen alle Hunde gleich behandelt, sagt Ressortsprecher Simon Hammann.
Verletzte Menschen und Hunde
Wie viele Vorfälle mit Hundebissen es jährlich in Bremen gibt, kann niemand sagen. In der entsprechenden Statistik der Innenbehörde tauchen lediglich die Fälle auf, bei denen Anzeige erstattet wurde. Unterschieden wird dabei zwischen Angriffen von Hunden insgesamt, durch Hunde verletzte Menschen sowie durch Hunde verletzte andere Hunde. Zudem werden durch Hunde verursachte Todesfälle aufgelistet. In der Auflistung der vergangenen sechs Jahren liegt die Zahl der Menschen, die durch Hunde verletzt wurden, durchgehend höher als die der attackierten anderen Hunde. In Zahlen ausgedrückt: 2020 entfielen von den insgesamt 84 aufgeführten Verletzungen 50 auf Menschen, in diesem Jahr waren es bislang 56 von 79. Zu vermuten ist, dass dies vor allem daran liegt, dass Beißereien zwischen Hunden deutlich seltener angezeigt werden, als wenn ein Hund einen Menschen gebissen hat.
Dass es seit fast sechs Jahren nur einen einzigen Vorfall gab, in dem ein sogenannter Kampfhund verwickelt war – 2021 wurde ein Mensch angegriffen, allerdings nicht verletzt oder gebissen –, liegt aus Sicht der Innenbehörde vor allem daran, dass diese Hunde per Gesetz nicht unangeleint ausgeführt werden dürfen und in der Öffentlichkeit einen Maulkorb tragen müssen.
Welche Hunderassen als "gefährlich" eingestuft werden, regelt in Bremen das "Gesetz über das Halten von Hunden". Als gefährlich gelten demnach Hunde, "bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, dass sie Menschen oder Tiere beißen sowie Hunde, die bereits Menschen oder Tiere gefährdend angesprungen oder gebissen haben", erläutert hierzu eine Sprecherin der Innenbehörde.
Ebenfalls in die Kategorie "gefährlich" fallen Hunde, die außerhalb des Jagd- oder Hütebetriebes zum Hetzen oder Reißen von Wild oder Vieh neigen und Hunde, bei denen davon auszugehen ist, dass sie durch Zucht, Ausbildung oder Abrichten Eigenschaften herausgebildet haben, die "über das natürliche Maß an Kampfbereitschaft, Angriffslust und Schärfe hinausgehen".
In der Stadt Bremen werden derzeit vier Rassen sowie deren Kreuzungen untereinander als "unwiderleglich gefährlich" eingestuft: American Staffordshire Terrier, Bullterrier, Pit-Bull Terrier, Staffordshire Bullterrier. Sie müssen außerhalb des Grundstücks beziehungsweise der Wohnung ihrer Besitzer einen beißsicheren Maulkorb tragen.
Die Zahl der Fälle, in denen in Bremen ein Hund einen Artgenossen tot gebissen hat, lag seit 2016 mit einer Ausnahme im niedrigen einstelligen Bereich. Für 2019 steht zum Beispiel kein einziger Fall zu Buche, 2020 war es einer. Die Ausnahme stellt das Jahr 2017 dar, als elf tote Hunde aufgeführt wurden. Einen ähnlichen Verlauf nimmt das laufende Jahr. Bis Oktober 2021 verzeichnet die Statistik acht getötete Hunde. Menschen, die durch Hundeattacken ums Leben kamen, gab es laut Innenbehörde in den vergangenen sechs Jahren nicht.
Insgesamt können die Zahlen seit 2016 aus Sicht des Innenressorts einen Anstieg von Hundebissen "nicht eindeutig belegen". Die vorliegenden Zahlen lägen innerhalb der gewohnten Schwankungsbreite.