Wer sich gern mal auf dem Osterdeich räkelt, dürfte schon öfter Bekanntschaft mit Hundehaufen gemacht haben. "Speziell dort ist Hundekot ein dauerndes Ärgernis", sagt Hellena Harttung, Leiterin des Ortsamts Mitte/Östliche Vorstadt. Aber haufenweise Ärger auch andernorts, in den vielen kleinen Straßen und Gassen des Viertels – diese Zeiten sind offenbar vorbei. "Es ist nicht mehr so krass wie früher, als überall 'Tretminen' lagen", sagt Harttung. "Heute gibt es viele, viele Hundebesitzer, die ihren Hundemüll ordentlich entsorgen."
Mit dem Kotbeutel unterwegs zu sein, das ist laut Harttung inzwischen für viele Hundehalter eine Selbstverständlichkeit. Das sieht auch Hundefreund Gerd Hasenjäger so, der den zweijährigen Labrador Basko für seine Gastgeber ausführt. Ihm ist klar: "Gehwege und öffentliche Anlagen dürften nicht durch Hundekot verunreinigt werden." Bei der zuständigen Behörde dürfte man derlei gern hören. Das Problem mit dem Hundekot auf Bürgersteigen sei in vielen Quartieren im Vergleich zur Vergangenheit "stark zurückgegangen", sagt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin des Innenressorts. "Klar ist aber auch: Jeder Haufen auf einem Weg ist einer zu viel und ein Ärgernis."
Die Rechtslage ist eindeutig. Im Infoblatt des Ordnungsamts für Hundehalter heißt es unmissverständlich, Gehwege und öffentliche Anlagen dürften nicht durch Hundekot verunreinigt werden. "Jedes 'Geschäft' muss sofort beseitigt werden." Wer sich davor drückt und vom Ordnungsdienst auf frischer Tat ertappt wird, muss mindestens mit einer mündlichen Belehrung rechnen. "Schon die Ansprache des Ordnungsdienstes hilft und führt zu einem veränderten Verhalten", sagt Karen Stroink vom Innenressort.
Hilft die Ansprache nicht, kann es auch zu einer Verwarnung in Höhe von 35 Euro kommen. Im Wiederholungsfall ist es dem Ordnungsdienst freigestellt, den Betrag auf 55 Euro zu erhöhen. Bei besonders krassem Fehlverhalten uneinsichtiger Hundehalter ist eine Bußgeldanzeige von bis zu 70 Euro möglich, dabei geht es dann schon um die Ahndung einer Ordnungswidrigkeit.
Mit aktuellen Zahlen lässt sich die gefühlte Positiv-Tendenz allerdings nicht untermauern. Der Grund: Weil die Bearbeitung von Corona-Verstößen absoluten Vorrang hatte, mussten andere Ordnungswidrigkeiten warten. Und dazu gehören eben auch liegen gelassene Hundehaufen. Sonderlich viel zu tun hat der Ordnungsdienst mit diesem Problem momentan nicht. Von den Mitarbeitern des Ordnungsdienstes sei zu hören, dass im täglichen Posteingang "aktuell nur sehr wenige Verstöße" gegen die Säuberungspflicht beklagt würden, so Gerdts-Schiffler.
Fragt sich nur, weshalb am Osterdeich die Disziplin der Hundehalter so sehr zu wünschen übrig lässt. Womöglich habe das mit der Ansicht zu tun, man sei in der Natur und brauche darum die Hundehaufen nicht zu beseitigen, mutmaßt Hartung. Was natürlich sehr kurz gedacht sei angesichts der vielen Erholungsuchenden auf dem Osterdeich.
Anders als in manch anderen Städten gibt es in Bremen keine Hundekotbeutel-Stationen inklusive Hundetoilette. "Die Beutel kann jeder mit sich selbst herumführen, das ist zumutbar", sagt Jens Tittmann. Als Grund für die ablehnende Haltung der Stadt verweist der Sprecher des Umwelt- und Bauressorts auf den Kostenfaktor von einer Viertelmillion Euro pro Jahr. Die Stationen müssten aufgestellt, bestückt und gewartet werden – ein immenser finanzieller und personeller Aufwand.
Stattdessen ist die Stadt auf ein anderes Modell verfallen, Tittmann spricht von der "bremischen Lösung". Schon vor Jahren habe Bremen beschlossen, dass Hundebeutel in allen öffentlichen Mülleimern entsorgt werden dürften. "Das gefüllte Ding in die Handtasche zu stopfen, ist schließlich nicht so schön." Im gesamten Stadtgebiet gibt es nach Angaben der Stadtreinigung exakt 3765 öffentliche Abfallbehälter.
Aus grauen Vorzeiten sind an einigen Standorten noch zusätzlich vereinzelte Hundekotbehälter vorhanden. "Wir leeren die, aber bestücken sie nicht mit Hundekotbeuteln", sagt Lena Hartmann, Sprecherin der Stadtreinigung.
Dass nicht jeder Hundehalter der Linie der Stadt zu folgen vermag, versteht sich von selbst. "Es gibt immer mal wieder Ärger mit Leuten, die sagen: Wozu zahlen wir denn Hundesteuer?", sagt Tittmann. Dem hält er entgegen, die Hundesteuer sei ein komplexes Thema. "Die Hundesteuer erfüllt andere Zwecke als für Kotbeutel zu sorgen, da geht es zum Beispiel um die Marke, um Hunde zu identifizieren."