Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Fernsehmagazin: Bremen ist Schlusslicht Hygiene-Mängel in Kliniken

Die geltenden Hygienevorschriften werden in Bremer Krankenhäusern besonders schlecht eingehalten - mit dieser Nachricht geht das ARD-Magazin „Plusminus“ an diesem Mittwochabend auf Sendung.
11.01.2017, 08:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Hygiene-Mängel in Kliniken
Von Sabine Doll

Die geltenden Hygienevorschriften werden in Bremer Krankenhäusern besonders schlecht eingehalten - mit dieser Nachricht geht das ARD-Magazin „Plusminus“ an diesem Mittwochabend auf Sendung.

In den Bremer Krankenhäusern werden im Vergleich zu allen anderen Bundesländern die geltenden Hygienevorschriften besonders schlecht eingehalten – mit dieser Nachricht geht das ARD-Magazin „Plusminus“ an diesem Mittwochabend auf Sendung.

„Schlusslicht ist Bremen, wo 43 Prozent aller Kliniken die Vorgaben nicht erfüllen. Am besten schneidet Hamburg ab, wo nur zehn Prozent der Kliniken die Hygienevorgaben verfehlen“, heißt es in einer Mitteilung des Westdeutschen Rundfunks (WDR).

Kliniken sind in öffentlicher Datenbank aufgelistet

Wie die einzelnen Kliniken in Sachen Hygiene dastehen, soll in einer frei zugänglichen Datenbank veröffentlicht werden. Ein Kritikpunkt des Senders ist, dass in allen Krankenhäusern zu wenig Hygienepersonal beschäftigt werde.

In Bremen elektrisiert das Thema Hygienemängel in Krankenhäusern besonders: 2011 sorgte ein Ausbruch sogenannter multiresistenter Keime im Klinikum Bremen-Mitte bundesweit für Schlagzeilen. Auf der Frühgeborenenstation waren drei Kinder nach Infektionen mit Keimen gestorben, weitere Kinder waren infiziert. Auch die reguläre Geburtshilfe-Station in dem Krankenhaus musste geschlossen werden, weil die gefährlichen Keime auch dort festgestellt wurden.

Lesen Sie auch

Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss befasste sich fast ein Jahr lang mit der Frage, wie es zu dem monatelang unentdeckten Keimausbruch kommen konnte. Hygieneversäumnisse, Fehler bei der Reinigung, Personalprobleme auf der Frühgeborenen-Station, ein Krankenhaushygieniker ohne ausreichende Qualifizierung waren einige der Mängel, die der Ausschuss in seinem Abschlussbericht dokumentierte.

Mehr Kontrollen durch das Gesundheitsamt

Und er formulierte eine Reihe von Empfehlungen, um ähnliche Ausbrüche in Bremer Kliniken künftig zu verhindern – darunter mehr Kontrollen durch das Gesundheitsamt. In dem Ausschuss war bekannt geworden, dass in den Jahren 2009 und 2010 vorgesehene Begehungen der Krankenhäuser teilweise nicht wahrgenommen werden konnten. Mitarbeiter hatten dafür eine zu knappe Personaldecke verantwortlich gemacht.

Infektionen mit multiresistenten Keimen sind bundesweit ein Problem: Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene spricht von 900.000 Infektionen und 300.000 Todesfällen im Jahr durch Infektionen mit multiresistenten Keimen in Kliniken. Multiresistent heißt, gegen diese Keime wirken gängige Antibiotika nicht mehr.

Eine Waffe im Kampf gegen die Verbreitung der Keime: Die Kliniken sollten bis Ende 2016 mehr Hygienefachpersonal einstellen, das die Umsetzung von Händedesinfektion und anderen Hygienestandards überwacht. So ist es auf Bundesebene im Infektionsschutzgesetz festgelegt. Diese Frist ist auf Initiative der Bundesländer bis Ende 2019 verlängert worden.

Lesen Sie auch

Das schlechte Ergebnis stößt auf Unverständnis

Dass Bremen bei der Einhaltung von Hygienevorgaben in den Kliniken schlechter als alle anderen Bundesländer abgeschnitten haben soll, stößt in der Behörde von Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) auf Unverständnis: Man kenne das Datenmaterial nicht, das als Grundlage heran­gezogen worden sei.

„Man kann aber sagen, dass sich in Bremen in Sachen Hygiene in den letzten Jahren schon vieles getan hat. Wir haben die inzwischen etablierten Hygiene-Audits in den Krankenhäusern, in den letzten Jahren waren keine relevanten Mängel zu vermelden“, sagt Behördensprecherin Christina Selzer.

Bei diesen verpflichtenden Hygiene-Checks müssen die Kliniken regelmäßig auf Basis eines standardisierten Kriterienkatalogs Auskunft über die Hygienesituation geben, wie oft es zu Infektionen durch multiresistente Keime kommt, wie darauf reagiert wurde und wie viel Hygienepersonal es gibt.

Auf eine Große Anfrage der CDU-Fraktion kündigte die Behörde im Dezember in der Bürgerschaft an, dass die Audit-Ergebnisse ab 2017 regelmäßig veröffentlicht werden sollen.

Auch hätten die Krankenhäuser verstärkt Fachkräfte eingestellt, so die Sprecherin. Es gebe aber bundesweit einen Mangel an ausgebildeten Fachärzten für Hygiene. Daher werde in einigen Fällen noch auf Beratungsleistungen externer Hygieniker zurückgegriffen.

Das Wirtschaftsmagazin Plusminus mit dem Thema "Wie steht es um die Hygiene in deutschen Krankenhäusern" wird am Mittwoch, 11. Januar, um 21.45 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)