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Unfallgefahr steigt an Im Dunkeln zur Schule

Bremen. Bis Juni hat es in diesem Jahr bereits 500 Unfälle auf Schulwegen gegeben. Jetzt, wo es dunkler wird, steigt die Gefahr.
21.10.2013, 07:55 Uhr
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Im Dunkeln zur Schule
Von Kristin Hermann

Bis Juni hat es in diesem Jahr bereits 500 Unfälle auf Schulwegen gegeben. Jetzt, wo es dunkler wird, steigt die Gefahr, dass ein Kind von anderen Verkehrsteilnehmern nicht gesehen wird.

Es ist 7.30 Uhr. Swantje muss sich auf den Weg in die Schule machen, der laut Unfallstatistik Risiken birgt. Draußen ist es noch stockdunkel – die Gefahr wächst, dass ein Kind von anderen Verkehrsteilnehmern nicht bemerkt wird. Vor der Sechsjährigen liegt ein halbstündiger Fußmarsch, bei dem sie viele Straßen überqueren muss. Nicht einfach für eine Erstklässlerin. Zum Glück hat sie eine Mutter, die sich mit dem Thema Verkehrssicherheit auskennt. Meike Thomsen arbeitet seit Jahren mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zusammen und entwickelt Schulwegepläne für die Stadtteile.

Auf dem Schulweg ihrer Tochter tauchen Gefahren auf, wie sie überall in der Hansestadt lauern. „Oft fehlen Zebrastreifen oder gut sichtbare Schilder, die auf eine naheliegende Schule hinweisen“, sagt Meike Thomsen. An einer Straße hält Swantje an, um nach Autos Ausschau zu halten. Problem: Wegen der vielen parkenden Fahrzeuge sieht sie kaum etwas, weil sie zu klein ist. Damit sie selbst frühzeitig von Autos oder Radfahrern gesehen wird, trägt Swantje eine neonfarbene Warnweste. „Die haben wir in der Schule bekommen“, sagt sie.

Wie wichtig die richtige Kleidung auf dunklen Schulwegen ist, weiß Verkehrspolizist Alfred Faust. „Am besten sollten Arme, Beine, die Jacke und der Rucksack mit Reflektoren ausgestattet werden“, sagt er. Vereinzelt achteten Eltern zwar schon darauf, trotzdem gebe es in Bremen noch genug „Dunkelmänner“, wie die Polizei sie nennt. Ähnlich verhalte es sich mit Fahrradhelmen und Sicherungsgurten für den Tornister. „Und die Kinder sollten morgens rechtzeitig loskommen, sonst entsteht Hektik“, sagt Faust

. Besonders gefährlich seien Kreuzungen und Stellen, an denen man sich vorher nicht sehen kann. In Bremen sind deshalb rund 150 Lotsen im Einsatz, die versuchen, Gefahrenpunkte zu entschärfen.

Obwohl es in der Stadt viele Aktionen zum Thema gibt, ist die Zahl der Schulwegeunfälle gestiegen. „Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben wir 500 Unfälle erfasst, die sich auf dem Schulweg ereigneten“, sagt Sven Broska, Geschäftsführer der Unfallkasse Bremen. 60 mehr als 2012. „Damit folgt Bremen ungefähr dem Bundestrend“, sagt Broska. Deutschlandweit habe es einen Anstieg von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gegeben. Nach der Statistik der Unfallkasse sind es vor allem Fahrradfahrer, die auf ihrem Schulweg gefährdet sind.

Das Problem beim Radfahren kennen Swantje und ihre Mutter auch. „Kinder unter acht Jahren müssen auf dem Bürgersteig fahren. Ich wiederum auf der Straße, wenn kein Radweg vorhanden ist“, erklärt Thomsen. Während der Fahrt sind sie und ihre Tochter durch eine breite Reihe parkender Autos getrennt. „Ich kann dann nicht sehen, was sie macht“, sagt die Verkehrspädagogin.

Ampeln sind ein anderes Hindernis. Die Grünphase dauert manchmal nur wenige Sekunden. „Viel zu kurz für ein kleines Kind oder einen eingeschränkten Menschen“, weiß Thomsen. „Außerdem gehen die Erwachsenen nicht immer mit gutem Beispiel voran und laufen bei Rot über die Ampel.“

Seit Jahren schon arbeitet Meike Thomsen mit ihrer Kollegin Birgit Klose an den Schulwegeplänen. Rund ein Jahr sind sie pro Stadtteil beschäftigt, sprechen mit Eltern und der Schule. In dem fertigen Plan, der sich vor allem an Kinder aus der ersten bis sechsten Klasse richtet, finden Schüler unter anderem sichere Wege und Verhaltenstipps. Rund 30000 Euro kostet ein Schulwegeplan. Er wird vom Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, den Ortsämtern und Sponsoren finanziert. Ein Mängelkatalog mit Verbesserungsvorschlägen geht an die zuständigen Gremien der Stadt.

Kurz vor Swantjes Schule wird es ein letztes Mal schwierig. Vor Unterrichtsbeginn stauen sich hier die Autos, weil Kinder zur selben Zeit gebracht werden. „Oft wünsche ich mir, dass sich auch die Erwachsenen noch mal in Sachen Verkehr schulen lassen“, sagt Meike Thomsen.

Informationen zu den Schulwegeplänen unter www.adfc-bremen.de

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