Besorgt – das drückt vielleicht am besten die Stimmung der Mitglieder des Ausschusses für Integration, Bürgerbeteiligung, Inneres, Jugend und Sport des Beirates Osterholz zur Drogenproblematik im Stadtteil aus. Zuvor hatte Udo Lankenau, Polizeirevierleiter Osterholz, die Erkenntnisse der Polizei zu Delikten und räumlichen Schwerpunkten vorgestellt.
Eingeladen hatte der Ausschuss den Revierleiter deswegen, weil verschiedene Einrichtungen und auch Anwohner über den in ihren Augen teilweise sehr verbreiteten Drogenhandel und -konsum geklagt hatten. Eng in Verbindung werden mit den Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich vorzugsweise an öffentlichen Plätzen treffen, auch Sachbeschädigungen gebracht.
Neu ist das Problem allerdings nicht. Schon seit Jahren diskutiert der Stadtteil über die negativen Begleiterscheinungen des Konsums von berauschenden Substanzen. Denn neben Cannabis wird vor allem auch Alkohol getrunken, der, anders als das harzige Kraut, legal im nächsten Supermarkt gekauft werden kann, und dessen übermäßiger Konsum auch nicht unbedingt dazu angetan ist, Heranwachsende in ein Leben ohne Rauschmittel zu führen.
In Osterholz sind der Polizei gleich mehrere Orte bekannt, an denen Drogen konsumiert und gehandelt werden. Ganz vorneweg: der Ute-Meyer-Weg im Schweizer Viertel. Dort, so war den Worten von Udo Lankenau zu entnehmen, wurde von Polizeieinheiten bei einem Einsatz in einem Bunker, das ist ein Drogenversteck, auch Heroin gefunden. Das Pikante: In unmittelbarer Nähe steht das Jugendhaus und liegt ein Spielplatz. Nicht zu unrecht sei das Schweizer Viertel ein sogenannter besonderer Kontrollort.
"Auch begründet durch Fallzahlen, schwere Straftaten und Drogendelikte", erklärt Udo Lankenau. In den Kontrollorten hat die Polizei erweiterte Befugnisse. Sie kann zum Beispiel verdachtsunabhängige Kontrollen durchführen, also Personen ohne konkrete Anhaltspunkte überprüfen. Teile der Innenstadt, das Viertel und die Umgebung des Hauptbahnhofs sind ebenfalls besondere Kontrollorte.
"Wir können nicht jeden Tag, zu jeder Stunde präsent sein"
Andere Orte, die die Polizei in Osterholz immer wieder aufsucht, sind Treffpunkte an der Gesamtschule Ost, an der Andernacher Straße und Plätze rund um den Pfälzer Weg in Tenever. Udo Lankenau machte eins deutlich: "Wir können nicht jeden Tag, zu jeder Stunde präsent sein." Die Polizei sei auf Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen. Er appellierte an Einrichtungen und Bewohner, bei Beobachtungen und Vorkommnissen sofort die Polizei zu rufen. Als vorbildlich beschrieb er in diesem Zusammenhang die Gesamtschule Ost, die einen sehr genauen Blick auf ihr Umfeld und ihre Schüler habe.
Gleichzeitig zerstreute er aber die Hoffnung, dass Polizei, Sozialarbeit und die aufsuchende Drogenarbeit das Problem gänzlich abstellen könnten. "Da sind einige für uns verloren, da nützen Appelle nicht mehr, das ist vergebene Mühe", machte der Revierleiter deutlich. Er lenkte den Blick stattdessen auf die Prävention: "Wir müssen dem entgegenwirken, dass Drogen für diejenigen attraktiv werden, die ihre Freizeit noch sinnvoll gestalten."
Für den Quartiersmanager des Schweizer Viertels, Aykut Tasan, reicht das Problem tiefer. "Die Jugendlichen scheinen mir nur das letzte Glied in einer langen Kette zu sein", gab er zu bedenken. Er spielte darauf an, dass dem sichtbaren Handel auf der Straße ein größerer nicht-sichtbarer Bereich vorangeht, der in der Hand von organisierten Netzwerken liegt. "Ich glaube das Problem ist weitaus größer."
Aber nicht nur Drogen beschäftigen die Polizei in Osterholz. "Ein weiterer Bereich der uns Sorgen macht, sind Fahrraddiebstähle und Motorrollerdiebstähle im Umkreis der Gesamtschule Ost." Es gebe eine Gruppierung, die Motorroller zum Vergnügen stehle und mit diesen fahre bis sie nicht mehr fahrtüchtig seien und sie dann im Gebüsch ablege. "Sorgen machen uns auch die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen." Die Methoden würden immer perfider und die Fallzahlen immer höher. "Da kann man natürlich präventionsmäßig etwas machen, aber die Täter sind so abgebrüht und findig, da gibt es die verrücktesten Geschichten." Zur Zeit versuchten Täter über vermeintliche Wasserschäden und Lecks in die Wohnungen zu kommen.
In der anschließenden Diskussion stellte sich für die Ausschussmitglieder vor allem die Frage, wie die Kinder und Jugendlichen besser geschützt werden können und der Handel und Konsum im Umfeld von Bildungs- und Jugendeinrichtungen unterbunden werden kann. Als Möglichkeit, die Szene insbesondere aus dem Ute-Meyer-Weg zu verdrängen, wurde eine Kameraüberwachung ins Spiel gebracht. Nur: Für eine derartige Überwachung gibt es rechtliche Hürden. Dennoch beschlossen die Ausschussmitglieder das Thema Kameraüberwachung im Schweizer Viertel in eine höhere politische Instanz zu tragen: Das Innenressort von Senator Ulrich Mäurer (SPD) soll in den kommenden Wochen direkt angesprochen werden.