Die Bremer Krankenhäuser haben sich gegen die Hygiene-Vorwürfe energisch zur Wehr gesetzt. Von "Fehlinformationen" und falschen Darstellungen ist die Rede.
Die Krankenhäuser im Land Bremen werfen dem ARD-Fernsehmagazin „Plusminus“ und dem Recherchezentrum Correctiv „Fehlinformationen“ und „falsche Darstellungen“ vor: Sie wehren sich gegen Vorwürfe, in Bremer Kliniken würden die Mindeststandards der gesetzlichen Hygienevorschriften nicht erfüllt. Die Daten für die Bewertung stammen nach Angaben der Autoren aus Krankenhausqualitätsberichten des Jahres 2014. In der Bewertung geht es vor allem um die Anzahl des Hygienepersonals. Die Sendung wurde am Mittwochabend ausgestrahlt.
Vier Kliniken im Land Bremen erfüllen nach einer bundesweiten Klinik-Landkarte des Senders die Vorgaben nicht: die Roland-Klinik und das Ameos Klinikum Dr. Heines in Bremen sowie das Klinikum Reinkenheide und das Ameos Klinikum Am Bürgerpark in Bremerhaven. Bremen sei zudem im Vergleich der Bundesländer Schlusslicht, hieß es. Die beanstandeten Kliniken hatten 2014 beispielsweise nur externe Krankenhaushygieniker beschäftigt oder in dem Krankenhausqualitätsbericht nicht angegeben, ob und wie viele Hygienefachkräfte oder Hygienebeauftragte sie beschäftigen.
„Diese Darstellung ist falsch. Fakt ist, dass die Krankenhäuser im Land Bremen die bundesweit festgesetzten Hygienestandards personell und qualitativ vollständig erfüllen“, kritisiert die Bremer Krankenhausgesellschaft in einer Mitteilung. Von den Krankenkassen werde bestätigt, dass die Bremer Kliniken die bundesweiten Vorgaben zum Hygienepersonal zu mehr als 95 Prozent erfüllten.
"Willkürliche Kriterien"
Seit 2014 würden die Krankenhäuser den Bedarf an Hygienepersonal jedes Jahr gemeinsam mit den Kostenträgern festlegen. Grundlage dafür seien die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin, die bundesweit gelten. Diese würden von Bremen sogar noch übertroffen: Seit 2012 gebe es eine Landesverordnung zur Krankenhaushygiene, die in ihren Anforderungen über denen des Berliner Instituts liege.
Die Bremer Klinikvertreter kritisieren vor allem die „willkürlichen Kriterien“ der Bewertung: „Die Daten aus den Jahren 2014 und teilweise aus 2013 sind veraltet“, sagt der Geschäftsführer der Bremer Krankenhausgesellschaft, Uwe Zimmer. Sie würden zudem auf eine Regelung im bundesweit gültigen Infektionsschutzgesetz angewandt, die ab Ende 2016 wirksam werden sollte. Das heißt: Bis dahin sollten die Kliniken bestimmte Personalquoten in der Hygiene vorweisen. Diese Frist wurde auf Initiative der Bundesländer bis Ende 2019 verlängert. Grund dafür ist unter anderem, dass es in Deutschland einen Mangel an Hygienefachkräften gibt und die Fort- und Weiterbildung sehr intensiv ist, wie die Bremer Gesundheitsbehörde betont.
Die Roland-Klinik bezeichnet die Daten und Aussagen der Sendung in einer Mitteilung als „schlichtweg falsch“ und korrekturbedürftig. Die Klinik sei nur deshalb negativ bewertet worden, weil in den Daten der Autoren aus 2014 keine Angaben zu „Hygienebeauftragten in der Pflege“ notiert seien. „Neben der Tatsache, dass diese Angabe nach aktuellem Stand nicht mehr korrekt ist, gibt es zudem auch keinerlei gesetzliche Grundlage für eine Anzahl an Hygienebeauftragten in der Pflege.“
Die aktuellen Hygiene-Personaldaten, für die es gesetzliche Vorgaben gibt, werden nach Angaben der Klinik sogar übererfüllt. So werde beispielsweise mindestens ein hygienebeauftragter Arzt gefordert, die Roland-Klinik habe fünf. Statt einer gebe es zwei Hygienefachkräfte sowie sechs Hygienebeauftragte in der Pflege statt einer, wie vom Robert-Koch-Institut empfohlen. Dazu komme ein Krankenhaushygieniker, wie es das Gesetz vorsieht. Damit seien die Anforderungen im Gegensatz zur Darstellung der Autoren der ARD-Sendung erfüllt.
Auch Bremerhaven wehrt sich
Auch das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide greift die veralteten Daten als Grundlage für die Bewertung an. „Wir können hervorragende Hygienebedingungen nachweisen“, heißt es von dort. Statt eines externen Krankenhaushygienikers, wie er für das Jahr 2014 in der Datenbank der ARD-Sendung ausgewiesen war, gebe es eine hauptamtliche Krankenhaushygienikerin – dazu kämen zehn statt fünf hygienebeauftragte Ärzte.
Uwe Zimmer von der Krankenhausgesellschaft hält die Studie des ARD-Magazins wegen veralteter Daten, aber auch wegen des Aufbaus für „in weiten Teilen unseriös“. Für ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik wie etwa das Ameos Klinikum Dr. Heines, das ebenfalls beanstandet wurde, gälten nicht die gleichen Hygienevorgaben wie für andere Kliniken mit einer Intensivstation, betont Zimmer. „Deshalb ärgert es mich immens, dass durch eine solche unsaubere Untersuchung Patienten verunsichert und die tatsächliche Situation in den Krankenhäusern falsch dargestellt wird.“