Er hat hoch gepokert. Als Oberneulands Ortsamtsleiter Jens Knudtsen aus taktischen Gründen verkündete, Ende August seinen Dienst zu quittieren, drohte dem Stadtteil eine lange Hängepartie. Nur schwer lässt sich ein Nachfolger finden, denn beliebt ist dieses arbeitsintensive Ehrenamt nicht. Das hatten die Senatskanzlei und der Beirat schon vor einigen Jahren erfahren. Sie konnten froh sein, als damals der quirlige Jens Knudtsen als pensionierter Verwaltungsbeamter die Stelle übernommen hatte – aus Verbundenheit mit Oberneuland.
Erfolgreiche Beiratsarbeit benötigt starke Unterstützung aus dem Ortsamt. Ein wachsender Stadtteil wie Oberneuland mit 13 000 Einwohnern lässt sich nicht nebenbei im Ehrenamt verwalten. Daher taten Knudtsen und der Beirat gut daran, einen hauptamtlichen Nachfolger für die Ortsamtsleitung einzufordern. Die Idee, mit dem Ortsamt des ebenfalls ehrenamtlich geführten, eigenständigen Ortsteils Borgfeld zu fusionieren, war klug – und ist es immer noch.
Die Senatskanzlei hat signalisiert, zur Not eine halbe hauptamtliche Stelle für Oberneuland einzurichten, falls Borgfelds Beirat nicht mitzieht. Das wäre in der Tat nur eine Notlösung. Viel professioneller und effektiver – sowohl für Oberneuland als auch Borgfeld – wäre ein gemeinsamer, hauptamtlicher Ortsamtsleiter.
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