In Sachen Lesumbrücke drückt die Handelskammer aufs Tempo: Ein „zügiges, entschlossenes und kreatives Handeln“ fordert Präses Janina Marahrens-Hashagen, um den monatelangen Engpass im Bereich der Autobahnbrücke der A 27 abzumildern. Der neue Senat müsse das Thema „nunmehr ernsthaft, transparent und mit höchster Priorität“ anpacken. In einer an diesem Montag veröffentlichten Pressemitteilung konfrontiert die Handelskammer die Verkehrsverwaltung mit einer Reihe von Fragen. Vor allem will die Kammer wissen, warum es nach sieben Monaten noch immer keine verwertbaren Erkenntnisse aus den Materialuntersuchungen gebe.
Mit Unverständnis reagierte das Verkehrsressort auf die Kritik der Handelskammer. Die Ergebnisse der Materialuntersuchungen seien für den Sommer angekündigt gewesen, betonte Sprecher Jens Tittmann. „Nach meinem Kenntnisstand befinden wir uns nach wie vor im Sommer. In welcher Jahreszeit sich die Handelskammer befindet, wissen wir nicht.“ Mit den Untersuchungen sei man jetzt auf der Zielgeraden angekommen. Ähnlich äußerte sich Martin Stellmann, Sprecher des Amts für Straßen und Verkehr (ASV). „Wir sind wie angekündigt im Zeitplan.“
Handelskammer fordert Verkehrsverwaltung zum Handeln auf
Für die Handelskammer stellt sich die Lage anders dar, sie beklagt einen "offensichtlichen Entscheidungsstillstand" zulasten der Unternehmen und Bürger in Bremen-Nord. Auch die Erreichbarkeit der angrenzenden Landkreise sowie der Hafen- und Wirtschaftsstandorte Bremerhaven und Cuxhaven bleibe massiv erschwert. Die Verkehrsverwaltung dürfe das Problem nicht länger aussitzen, sondern müsse zügig Perspektiven aufweisen. Nach Ansicht der Handelskammer drängt sich der Verdacht auf, dass die Brückensperrung von Anfang an eine übereilte Maßnahme gewesen sei oder das Problem so lange vertagt werde, bis die geplante Bundesfernstraßengesellschaft "irgendwann Bremen von der Last dieser Aufgabe befreit".
Das Verkehrsressort wehrt sich gegen die Vorwürfe, der sensiblen Angelegenheit seien sie nicht angemessen. "Wir haben in Genua gesehen, dass eine Brücke auch plötzlich kollabieren kann", sagte Tittmann. Deshalb werde die Zuverlässigkeit der Lesumbrücke so sorgfältig untersucht, wie es verantwortlich notwendig sei.
Doch darum geht es der Handelskammer nicht allein, aus ihrer Sicht sind provisorische Lösungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf der Strecke geblieben. Optimierte Ampelschaltungen im Zuge der Bremer Heerstraße hätten nach Auffassung der Handelskammer schon längst umgesetzt werden können. Dem widerspricht Tittmann. "Das haben wir geprüft. Wenn wir dem Heerstraßenzug eine längere grüne Welle verpassen würden, würde das zu massiven Einschränkungen für die Wohngebiete an der Heerstraße führen." Überdies sei eine neue Ampelschaltung nicht ohne weiteres umsetzbar, wegen der fälligen Kostenübernahme habe man beim Bundesverkehrsministerium angefragt, aber noch keine Antwort erhalten.
Mit Blick auf eine mögliche Behelfsbrücke wirft die Handelskammer die Frage auf, ob ihre Erstellung geprüft worden sei. Für Tittmann ein alter Hut, bereits mehrfach habe man darüber informiert, dass Bremen sich beim Bund dafür einsetzt, eine Behelfsbrücke zu ziehen. Der Bund habe grundsätzlich seine Bereitschaft dazu bekundet. Das von der Handelskammer eingeforderte großräumige Umleitungskonzept hält das Verkehrsressort für wenig hilfreich, es komme ohnehin nur für den Schwerlastverkehr in Betracht.