Wie ist die Idee zum internationalen Kultur-Projekt "Human" entstanden?
Wilfried van Poppel: Das war ursprünglich die Idee des Komponisten Helge Burggrabe aus Fischerhude. Er verbindet in seinen Werken, die unter anderem schon in der Dresdner Frauenkirche, der Kathedrale von Chartres und dem Pantheon in Rom aufgeführt wurden, immer wieder Musik und Tanz. So ist es auch bei "Human". Anlass für die Komposition war, dass die UN-Deklaration der Menschenrechte 2023 75 Jahre alt wird.
"Human" ist also ein getanztes Plädoyer für die Menschenrechte, mit dem Sie das Publikum und die beteiligten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen für die Menschenrechte sensibilisieren wollen?
Amaya Lubeigt: Ja, so ist es, uns geht es um mehr Engagement für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden. Zu den 13 Themen der Deklaration, die Helge Burggrabe vertont hat, haben wir tänzerische Bewegungsbilder choreografiert. Jeder Teil hat eine eigene Farbe, eine eigene Identität. Es geht eben um so menschliche Themen wie Leben und Tod, Heimat und Fremde sowie Liebe und Verlust.
Wie viele Beteiligte sind dabei?
Amaya Lubeigt: 30 Tänzerinnen und Tänzer im Alter von 12 bis 77 Jahren, dazu kommen rund 40 Musikerinnen und Musiker. Unter der Leitung von Dirigent Julio Fernández spielt das international besetzte Kammerensemble Konsonanz, das Hamburger Percussion-Quartett Elbtonal und der kanadisch-palästinensische Pianist John Kameel Farah. Die Musiker sind alle mit ausreichend Abstand zueinander auf der Bühne postiert.
Wie ist die Stimmung jetzt gerade, kurz vor der Uraufführung?
Amaya Lubeigt: Wir sind sehr froh und dankbar dafür, dass das jetzt möglich ist. Wir haben ja im Oktober 2020 zu proben begonnen. Weitere Proben und die Uraufführung, die eigentlich für März geplant war, mussten dann wegen des Lockdown um ein halbes Jahr verschoben werden. Das Ensemble ist gut gelaunt und gibt alles. Wir fühlen uns wie eine große Familie.
Trifft es zu, dass der britische Star-Choreograf Royston Maldoom an dem Projekt beteiligt ist? Er hat ja mit dem Dirigenten Sir Simon Rattle mit "Rhythm is it" den Grundstein für die Jugendtanz-Bewegung gelegt.
Wilfried van Poppel: Wir arbeiten seit vielen Jahren mit Royston Maldoom zusammen und sind mit ihm befreundet. Eigentlich war er ursprünglich bei der Erarbeitung von "Human" als Hauptchoreograf vorgesehen, doch dann kam Corona und er durfte nicht mehr reisen. So hat er als unser Mentor das Projekt in unsere Hände gegeben. Aber er kommt am Freitag zu den Schlussproben und wird auch am Wochenende bei der Uraufführung dabei sein.
Das Besondere an "Human" ist, dass es ein weltweites Projekt ist. Wo soll es noch aufgeführt werden?
Wilfried van Poppel: Direkt im Anschluss an die Bremer Uraufführung reisen wir nach Brüssel, um dort an den Schulen einige Woche zu proben, die nächste Aufführung soll dann Ende September herauskommen. Wir planen weitere Aufführungen in Portugal, Spanien, Holland, Deutschland, der Schweiz, aber auch in Palästina, und hoffen natürlich, dass die Corona-Pandemie nicht wieder unsere Pläne durchkreuzen wird. Aber wir müssen jetzt anfangen zu planen, um die Finanzierung abzusichern. Und wir haben von einer Organisation, die von einer Deutschen geleitet wird, sogar eine Einladung ins chinesische Schanghai bekommen. Der Plan ist es, "Human" 2023 noch einmal in Brüssel und in Bremen aufzuführen, vielleicht im Bunker Valentin.