Am 31. Oktober entscheidet die Unesco, ob Bremen sich ab sofort "City of Literature" nennen darf. Die Stadt hatte sich im Sommer um den Titel beworben. Sollte sie ihn bekommen, ist Bremen neben Heidelberg die zweite deutsche Stadt, die sich damit schmücken darf. Ein Überblick, was Bremen literarisch zu bieten hat.
Einrichtungen
Literaturkontor: Das Bremer Literaturkontor gilt als zentrale Anlaufstelle für die hiesige Literaturszene. Es bündelt alle szene-relevanten Infos, Veranstaltungen, Ausschreibungen sowie Projekte und organisiert viele Angebote auch selbst. Es besteht seit 1983 und hat seinen Fokus unter anderem auch auf der Förderung von Nachwuchsautoren. Es ist auch für das Projekt "Lauschorte" verantwortlich: An mehreren Orten in der Stadt können Passanten einen QR-Code scannen und über ihr Handy dann literarischen Texten von Autoren aus der Region und musikalischen Kommentaren von Musikensembles aus der freien Bremer Szene lauschen.
Virtuelles Literaturhaus: Der gemeinnützige Verein ist 2004 mit dem Ziel gegründet worden, Literaturvermittlung zu fördern und die Szene insbesondere auch digital besser zu vernetzen. Er arbeitet eng mit dem Literaturkontor zusammen. Zahlreiche Veranstaltungen und Projekte wie die Bremer Sprachmusikanten (Bremer und Bremerinnen erzählen die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten in verschiedenen Sprachen neu), laufen unter dem Dach des Literaturhauses, und es gibt auch einen eigenen Podcast.
Bibliothek: Dass Bibliotheken ein wichtiger literarischer Bestandteil in einer Stadt sind, ist selbsterklärend. Die Bremer Zentralbibliothek und ihre Zweigstellen bieten zum Beispiel regelmäßige Workshops, Lesungen oder ein Bilderbuchkino an. Außerdem gibt es in Bremen die bundesweit erste "schwarze Kinderbibliothek", die mit Geschichten rund um Helden mit schwarzer Hautfarbe für mehr Diversität sorgen will.
Instituto Cervantes: Ziel des spanischen Kulturinstituts ist es, die spanische Sprache und die Verbreitung der hispanoamerikanischen Kultur zu fördern. Auch der Welttag des Buches wird in Bremen auf Initiative des Instituts gemeinsam mit anderen Institutionen jedes Jahr im April gefeiert.
Zentrum für Künstlerpublikationen: Beheimatet im Museum Weserburg, ist das Zentrum für Künstlerpublikationen zugleich Archiv, Forschungsinstitut und Ausstellungsort von Künstlerpublikationen und Schriftgut. Der Bestand des Zentrums ist nach eigenen Angaben europaweit einzigartig. Er umfasst etwa 300.000 publizierte Kunstwerke von mehr als 3000 Künstlern und Künstlerinnen aus der ganzen Welt.
Die Verlage: Beheimatet in Bremen sind der Schünemann-Verlag, der Kellner-Verlag, die Edition Temmen, der Sujet-Verlag und der Donat-Verlag. Auch kleinere unabhängige Verlage wie Golden Press, der Logbuch-Verlag, der Musketier-, der nn- oder der SadWolf-Verlag konnten sich in jüngerer Vergangenheit etablieren.
Die Buchhandlungen: Bremen verfügt über eine Vielzahl kleiner, unabhängiger Buchhandlungen. Fast 30 Buchhandlungen in Bremen und Bremerhaven sind es nach Angaben des Börsenvereins. Zählt man die Filialen der Branchenriesen mit, kommt die Stadt auf 40 Geschäfte. Damit steht Bremen, was die Buchhandlungsdichte angeht, nach Angaben der Stadt auch im bundesweiten Vergleich sehr gut da.
Die Comicszene: Die Bremer Comicszene ist gerade dabei, sich besser zu vernetzen und zu wachsen. Dafür hat der Kultursenator jüngst eine dreijährige Konzeptförderung zur Verfügung gestellt. Vergangenes Jahr hat sich in Bremen ein eigener Comicverein gegründet.
Stadtmusikanten- und Literaturhaus: Dieses Projekt ist noch in der Entstehung. Im Kontorhaus soll ein zentraler und offener Literatur-Ort geschaffen werden - mit Lesecafé, Buchhandlung, Platz für Lesungen, Diskussionen und mehr.
Neben den genannten gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Akteure, wie zum Beispiel das Goetheinstitut, das Institut francais, die Bremer Literaturstiftung, die Universität Bremen, die Hochschule für Künste, das Blaumeier-Atelier oder die Günter-Grass-Stiftung, die auch einen Beitrag zum kulturellen und literarischen Austausch leisten.
Festivals und Lesereihen
Prime Time - Crime Time: Seit 1997 hat die Stadt mit Prime Time - Crime Time ein eigenes Krimifestival mit Lesungen an verschiedenen Orten in der Stadt. Im Rahmen des Festivals wird der Radio-Bremen-Krimipreis vergeben.
Globale: Das Festival für grenzüberschreitende Literatur findet seit 2007 jedes Jahr im Herbst statt und versammelt internationale Literatur, die sprachlich, kulturell oder topografisch auf den deutschsprachigen Raum verweist. Das Festival versteht sich selbst als Teil des Dialogs zwischen den Kulturen und bietet Lesungen, Diskussionsrunden, Musik und mehr. Es beginnt dieses Jahr am 30. Oktober und geht bis zum 6. November.
Die Literarische Woche: Findet seit 1976 immer im Januar und rund um die Vergabe des Bremer Literaturpreises statt. Angeboten werden an verschiedenen Orten in der Stadt Lesungen, Ausstellungen, Filme, Gesprächsrunden, Musik und mehr.
Bremen liest!/ Büchermeile: Seit fünf Jahren gibt des immer im September die Bremer Literaturnacht "Bremen liest!" mit Lesungen in Bremer Buchhandlungen und Einblicken in die Verlage vor Ort. Mittlerweile findet "Bremen liest!" zeitgleich mit der Büchermeile statt, bei der sich mehr als 40 unabhängige Verlage aus dem deutschsprachigen Raum in der Langenstraße präsentierten.
Poetry on the Road: Gibt es in Bremen seit 2000. Seitdem sind mehr als 650 Autoren aus 65 Nationen in Bremen aufgetreten.
Galaxie der Bücher: Das kostenlose Outdoor-Lesefest für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren gibt es seit 2022. Büchertische, Workshops und Lesungen mit bekannten Kinderbuchautoren laden zum Stöbern und Verweilen ein.
Bremer Zine-Festival: Das Festival im Spätsommer rückt den Markt der selbstgestalteten Printerzeugnisse in den Fokus. Es setzt sich zusammen aus einer Messe mit nationalen und internationalen Ausstellern und einem Rahmenprogramm mit Workshops und Vorträgen.
Aus den Akten auf die Bühne: Mit dieser Reihe bringt die Bremer Shakespeare Company regelmäßig historische Dokumente in Form von szenischen Lesungen auf die Bühne.
Literatour Nord: Bei der Reihe Literatour Nord gehen jeden Winter ausgewählte Autoren und Autorinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur auf Lesereise durch Norddeutschland. Auch in Bremen machen sie Station. Die teilnehmenden Autoren konkurrieren gleichzeitig um einen mit 15.000 Euro dotierten Preis der VGH Stiftung. Veranstalter, Moderatoren und Publikum entscheiden über den Preisträger.
Out loud: Out Loud ist der Name einer Bremer Lesebühne im Lagerhaus. Sie bietet Autoren und Autorinnen eine Plattform, die sich aktuellen und gerne auch unbequemen Themen widmen. Das Publikum kann per Smartphone Fragen stellen und mitdiskutieren, alle Veranstaltungen sind im Anschluss online als Podcast verfügbar.
Bremer Buchpremiere: Ist ein Projekt des Literaturkontors und der Stadtbibliothek und ermöglicht Bremer Autoren und Autorinnen die Vorstellung von neuen Werken in einer kostenlosen öffentlichen Lesung.
Literaturpreise
Bremer Literaturpreis: Der Preis wird seit 1954 jedes Jahr im Januar von der Rudolf-Alexander-Schröder Stiftung vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Seit 1977 wird er von einem Förderpreis für Nachwuchsautoren und -autorinnen begleitet, der mit 6000 Euro einhergeht. Die beiden Preisträger für 2024 werden am 18. November bekannt gegeben.
Bremer Autorenstipendium: Das Stipendium wird seit 1984 vom Literaturkontor organisiert und vom Senator für Kultur vergeben. Vergeben wird jedes Jahr ein Projektstipendium an professionell arbeitende Autoren (5000 Euro) und seit 2020 zusätzlich ein Nachwuchsstipendium (4000 Euro plus Mentoring-Programm) an Autoren unter 40 Jahren. Die Stipendien sind zudem mit dem Angebot eines Arbeitsaufenthalts von bis zu sechs Monaten in einem Appartment der Bremer Landesvertretung in Berlin verbunden.
Bremer Netzresidenz: Mit diesem Arbeitsstipendium des Senators für Kultur werden durch das virtuelle Literaturhaus seit 2008 Autoren und Autorinnen gefördert, die in ihrem Schaffen gezielt neuere technische Möglichkeiten nutzen und somit die Literatur in den digitalen Medien fördern. Das Stipendium ist mit 2500 Euro dotiert und beinhaltet in Kooperation mit der Sylt-Foundation einen vierwöchigen Aufenthalt auf der Insel Sylt.
Bremer Buchhandlungspreis: Seit 2021 vergibt der Kultursenator den Bremer Buchhandlungspreis. Mit ihm werden besonders innovative Buchhandlungen ausgezeichnet. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert.