- Schwerpunkt I: Natur
- Schwerpunkt II: zeitgenössische Werke
- Die Klassiker kommen nicht zu kurz
- Auf diese Gäste kann man sich freuen
- Die Musik spielt nicht nur in der Glocke
- Die große Eröffnung
- Ein Blick zurück in die Saison 2021/22
Alle reden vom Neuanfang, bei den Bremer Philharmonikern ist er mit den Händen zu greifen – und zu Fuß zu erkunden. Das Orchester ist umgezogen, von der Plantage in Findorff ins brandneue Tabakquartier in Woltmershausen, in die direkte Nachbarschaft des Boulevardtheaters Bremen. Noch ist nicht alles fertig in Halle 1, doch geprobt wird schon in dem neuen, 400 Quadratmeter großen hellen Saal. Die Akustik sei deutlich besser, "endlich können wir auch die Bässe hören", sagt Generalmusikdirektor Marko Letonja.
373 Sitzplätze zeigen, dass hier nicht nur geübt, sondern auch vor Publikum gespielt werden soll. Mehr Platz ist in den angrenzenden Räumen zudem für Einzelproben, Instrumente, die Musikwerkstatt - sogar eine Lounge wird es künftig geben. In diesem Ambiente präsentierten Marko Letonja und Intendant Christian Kötter-Lixfeld das Programm der Spielzeit 2022/23.
Schwerpunkt I: Natur
"Hat mir die Musik etwas zu sagen? Hilft sie mir, mich und das Weltgeschehen drumherum zu verorten?" Das sind laut Kötter-Lixfeld die Leitfragen, nach denen das Programm der zwölf Philharmonischen Konzerte, aber auch der anderen Reihen zusammengestellt wurde. Mit dem großen Thema Klimaschutz befassen sich die Philharmoniker, die Mitglied der Initiative "Orchester des Wandels" sind, sowieso seit einiger Zeit. Nun ist dies auch deutlich am Programm abzulesen: "Le Sacre du Printemps" (Strawinsky), "La Mer" (Debussy), "Das Lied von der Erde" (Mahler) oder "Die Planeten" (Holst) werden beispielsweise vor diesem Hintergrund interpretiert.
Schwerpunkt II: zeitgenössische Werke
Wer neugierig nicht nur auf die klassische Moderne, sondern auch zeitgenössische Klänge ist, wird regelmäßig auf seine Kosten kommen. Gleich im ersten Philharmonischen Konzert steht "Earth Cry" des australischen Komponisten Peter Sculthorpe (1929-2014) auf dem Programm, William Barton wird das Solo auf dem Didgeridoo spielen. Unter anderem im Programm: "Traces to Nowhere" von Zulchan Nassidse (1927-1996), "Opale Concerto" von Richard Galliano (1950 geboren) oder "Subito con forza" der Komponistin Unsuk Chin (geboren 1961).
Die Klassiker kommen nicht zu kurz
Wem das alles zu neu und fremd ist, braucht keine Angst zu haben. Die Mischung stimmt bei den Philharmonikern. Beispiele: Das vierte Philharmonische Konzert ist komplett Ludwig van Beethoven gewidmet, dessen 9. Symphonie erklingen wird. Das achte Philharmonische dreht sich ausschließlich um Johannes Brahms, und Dmitrij Schostakowitsch steht im Mittelpunkt des sechsten Philharmonischen Konzerts, das an drei Tagen jeweils unterschiedliche Programme präsentiert. Fünf Symphonien und das Klavierkonzert Nr. 1 sind darunter.
Auf diese Gäste kann man sich freuen
Ex-Generalmusikdirektor Markus Poschner kehrt für eine Stippvisite zurück nach Bremen: Er dirigiert das zweite Philharmonische, unter anderem die Symphonie Nr. 6 von Anton Bruckner. Yoel Gamzou, der das Theater Bremen zum Ende der Spielzeit verlässt, ist im dritten Philharmonischen zu erleben - allerdings nicht mit der zweiten Symphonie von Wilhelm Furtwängler, die er eigentlich im Mai mit dem Orchester interpretieren wollte. Das Konzert fiel aus, weil Gamzou verhindert war. Dieses Mal ist seine Wahl auf Werke von Karol Szymanowski und Erich Wolfgang Korngold gefallen. Die Sopranistin Annette Dasch ist Solistin bei der Symphonie Nr. 14 von Dmitrij Schostakowitsch, Pianist Marc-André Hamelin bei den Klavierkonzerten von Johannes Brahms.
Die Musik spielt nicht nur in der Glocke
Die Philharmonischen Konzerte finden wie gewohnt im Großen Saal der Glocke statt. Das gilt auch für die Mittwochs-Reihe "5nachSechs", die sechs Konzerte umfasst und am 5. Oktober startet. Im neuen Domizil im Tabakquartier werden einige Konzerte der "Kammermusik am Sonntagmorgen" – ansonsten eher im Theater Bremen verortet – stattfinden und außerdem die neue Reihe "PhilX". In der soll mit Musik, Literatur, Malerei und Film experimentiert werden, die Nachbarn im Tabakquartier dürfen sich gerne einbringen. So kann man eine ganz andere Version des Filmklassikers "Die Feuerzangenbowle" (2. Dezember) erleben, und auch "Let's jazz" (9. Juni 2023) lässt darauf schließen, dass die Philharmoniker neuen Wegen nicht abgeneigt sind.
Die große Eröffnung
Am 10. und 11. September wird die neue Halle im Tabakquartier mit einem Festkonzert und einem Tag der offenen Tür eingeweiht. Ein Wermutstropfen ist nach wie vor die schlechte Anbindung an den Bus- und Straßenbahnverkehr. 800 Meter sind es bis zur nächsten Bushaltestelle der Linie 63. Am besten ist das Quartier also derzeit per Fahrrad oder per Auto zu erreichen.
Ein Blick zurück in die Saison 2021/22
Die Kartenverkäufe haben, bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, wie bei allen anderen Kultureinrichtungen, gelitten. Auf Basis der derzeitigen und noch erwarteten Verkäufe bis Ende Juni werden zu den Konzerten 25.000 Besucherinnen und Besucher gekommen sein, die Musikwerkstatt hat 14.000 Kinder und Jugendliche erreicht.