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Junge Akteure Warum sich der Besuch von "Hamlet" am Theater Bremen lohnt

Die Jungen Akteure am Theater Bremen bringen "Hamlet" auf die Bühne: Eine moderne Inszenierung, die den Klassiker-Staub abschüttelt und die großen Fragen des Lebens stellt.
28.04.2025, 13:51 Uhr
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Warum sich der Besuch von
Von Alexandra Knief

Sein oder nicht sein? Wenn es eine Theaterzeile gibt, die sich ins kollektive kulturelle Gedächtnis eingebrannt hat, dann wohl diese. Kein Wunder also, das William Shakespeares "Hamlet" ein immer wieder gern gesehener Gast auf den Theaterbühnen dieser Welt ist. Hamlet, Prinz von Dänemark, kehrt von seinem Studium zurück, denn sein Vater, der König, ist tot. Er wird von dessen Geist heimgesucht, der ihm offenbart, dass sein Onkel Claudius, neuer Mann von Hamlets Mutter Gertrud und somit König, ihn umgebracht habe. Der Auftrag: Hamlet soll ihn rächen. Und so nimmt das Drama seinen Lauf.

Wer nun denkt: Alles schon gesehen, da muss ich nicht hin, dem sei zum Innehalten geraten. Denn die Jungen Akteure am Theater Bremen haben "Hamlet" einmal durch den Fleischwolf gedreht und so auf seine wohl zentralsten Sinnfragen konzentriert: Wer bin ich? Wo ist mein Platz im Leben? Und wie fühlt es sich an, Verantwortung zu übernehmen?

Die Inszenierung: Es ist Shakespeares in den dritten Akt geschriebene "Mausefalle", das Stück im Stück, in dem Hamlet seinen Onkel mit dem Mord konfrontiert, das in der Inszenierung am Theater Bremen im Mittelpunkt steht. Die Jungen Akteure schlüpfen in die Rolle einer Laienspielgruppe, die diese Szene als kleinen Teil einer großen "Hamlet"-Vorstellung übernehmen soll. Aber wo sind die echten Schauspieler, die den Rest des Stückes spielen? Verwirrt und beschämt darüber, plötzlich alleine im Mittelpunkt zu stehen, treten die Jungen Akteure vor das Publikum: Wenn sonst niemand da ist, dann müssen sie jetzt eben "Hamlet" aufführen. Auch wenn keiner den ganzen Text kennt.

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Was folgt, ist ein Wechselspiel zwischen ernsten und urkomischen Szenen. Einige Akteure wissen schnell, welchen Charakter sie übernehmen wollen, andere hadern mit der ihnen zugeschriebenen Rolle. Doch mit der Zeit wachsen sie alle in ihre Figuren hinein, sodass Stück und Wirklichkeit immer mehr verschwimmen. Und so wird diese Inszenierung von Joanna Praml und Dorle Trachternach zu einer rasanten und modernen Vorstellung, die jeglichen Klassiker-Staub von sich abschüttelt.

Das Ensemble: Christopher Puchert will eigentlich nur eins: die Fechtszene am Ende übernehmen. Sona Katharina Scherthan sorgt sich darüber, dass Ophelia bei "Hamlet" so ein tragisches Ende findet. Mio Kunze könnte sich schon vorstellen, dass er Hamlet ist. Wäre da nicht dieser furchtbar lange Monolog, der ihm tierische Angst macht. Auch Devrim Dinc wäre gern Hamlet, wird aber in die Rolle des Claudius gedrängt, obwohl er mit dem so gar nichts gemein hat. Oder doch? Matilde Bär identifiziert sich mit Ophelia und scheint in Ida Lohof ihren Hamlet zu finden. Aber sieht sie das auch so? Tarek Aldebes gefällt die Figur Horatio – bis er erfährt, dass alle außer ihm sterben. Ekin Laleci, die durch ihr Schauspiel und ihren bombastischen Gesang auf der Bühne besonders hervorsticht, arrangiert sich mit Gertrud, hadert dann aber mit der Mutterrolle. Rosa Voelzke ist alles andere als begeistert, dass der Geist von Hamlets totem Vater ausgerechnet durch sie sprechen muss, und Davina Austin Mensah versucht mit ihrem Textwissen, das Geschehen auf der Bühne zumindest halbwegs in der Spur zu halten. Schaut man den Jungen Akteuren zu, vergisst man schnell, dass man es hier wirklich mit einer Gruppe Laien und nicht mit Profis zu tun hat.

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Fazit: Joanna Praml, Dorle Trachternach und die zehn Jungen Akteure stellen mit dieser Inszenierung unter Beweis, wie zeitgemäß Shakespeare noch heute ist, wie professionell Jugendtheater sein kann und wie neu und überraschend auch ein Klassiker wie "Hamlet" inszeniert werden kann. Das Premierenpublikum feierte das Ensemble zu Recht mit langem Applaus und fliegenden Rosen.

Info

Weitere Termine für "Hamlet" (Ab 14 Jahre): Freitag, 2. und 9. Mai jeweils um 19.30 Uhr im Kleinen Haus.
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