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200 Euro für 18-Jährige Was es mit dem Kulturpass auf sich hat

Ab Juni erhalten alle 18-Jährigen ein Budget von 200 Euro für Kultur. Warum Bremer Jugendliche künftig doppelt profitieren könnten.
09.06.2023, 05:00 Uhr
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Was es mit dem Kulturpass auf sich hat
Von Kevin Frese

Deutschland tritt in die Fußstapfen von Italien, Frankreich und Spanien – die Bundesregierung stellt 100 Millionen Euro für einen Kulturpass bereit. Der Staat schenkt damit allen, die 2023 das 18. Lebensjahr vollenden, 200 Euro. Das Geld kann unter anderem für Theateraufführungen, Kino- und Museumsbesuche, Konzerte, Tonträger oder Musikinstrumente ausgegeben werden. Wie die Bremer Innenbehörde mitteilt, profitieren im kleinsten Bundesland 5234 Jugendliche von der Initiative.

Die hat zum Ziel, junge Erwachsene an Live-Kultur heranzuführen. Damit soll der Kultursektor finanziell unterstützt werden, weil der laut Einschätzung der Bundesbeauftragten für Kultur, Claudia Roth (Grüne), immer noch unter den Auswirkungen der Pandemie, sprich: Zuschauerschwund, leidet. Aber es geht nicht nur um mehr Besuche in Theatern, Kinos und von Konzerten. In Buchhandlungen oder Plattenläden müssen die Kulturpass-Nutzer ebenfalls persönlich vorbeischauen, nachdem sie ihr Guthaben via App oder Webseite für ein Angebot eingelöst haben – ein bewusster Gegenentwurf zum Trend, im Netz zu bestellen.

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Bremens Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz begrüßt das Angebot. "Gerade junge Menschen haben in den vergangenen zwei, drei Jahren große Einschränkungen hinnehmen müssen", bemerkt sie. Dieser Verzicht werde mit dem 200-Euro-Budget "etwas kompensiert". Außerdem biete der Kulturpass lokalen Kultureinrichtungen die Möglichkeit, mit ihren Angeboten ein neues, junges Publikum zu erreichen. "Das ist eine doppelte Gewinnchance für die Beteiligten."

Bremer Freikarte kommt obendrauf

Die SPD-Politikerin sieht in der Bremer Freikarte eine gute Ergänzung. Die Karte, die beispielsweise auch in Schwimmbädern gültig ist, ist pro Jahr mit 60 Euro aufgeladen und wird seit vergangenem Jahr automatisch an alle unter 18 Jahren verschickt. Sollten sich die Bremer Verantwortlichen bei den Beratungen zum kommenden Haushalt 2024/25 darauf einigen, die Karte über 2023 hinaus zu verlängern, könnten sich Jugendliche aus der Hansestadt gleich doppelt freuen. Denn wenn der Kulturpass ein Erfolg wird, will die Bundesregierung ihn auf die 15- bis 17-Jährigen ausweiten.

In Frankreich, dessen Modell als Vorbild für den deutschen Kulturpass gilt, ist das schon der Fall. Dort wurde allerdings auch Kritik laut, weil sich die inhaltlichen Vorgaben des "Passe culture" in Grenzen hielten: Ein Großteil der Jugendlichen legte das Geld beispielsweise in Mangas an. In der Bundesrepublik soll es trotzdem keine pädagogischen Vorgaben geben, wie Claudia Roth ankündigte.

Stattdessen setzt die Regierung auf eine Empfehlungsfunktion, die wegführen soll von den eigenen kulturellen Vorlieben. Das bedeutet: Die Person, die sich hauptsächlich für Musik interessiert, bekommt zum Beispiel Karten für ein Theaterstück vorgeschlagen. Unterdessen ist Streit über den Umfang des Programms ausgebrochen. Warum gehören CDs dazu und DVDs nicht? Warum werden Zeitungen und Zeitschriften nicht einbezogen, aber Ernährungsratgeber?

Streamingplattformen ausgeschlossen

Eindeutig ist die Begründung für den Ausschluss von Streamingplattformen. Carmen Emigholz argumentiert ähnlich wie Claudia Roth mit den hohen Gewinnen, die die Online- und Streamingdienste während der Coronazeit einfuhren. "Diese Anbieter müssen nicht zwingend mit Steuergeldern alimentiert werden", sagt sie. Lokale Kulturanbieter, "darunter die Plattenläden", bräuchten hingegen Unterstützung, um wieder mehr Kunden anzulocken.

Die Kulturanbieter "werden sich etwas einfallen lassen müssen, wenn sie etwas von den 100 Millionen abhaben wollen", sagt Roth laut "Süddeutscher Zeitung". Das betrifft auch Buchhandlungen. Kulturstaatsrätin Emigholz möchte zwischen inhabergeführten Geschäften und Filialen großer Ketten keinen Unterschied machen. Es gebe in Bremen viele unabhängige Buchläden mit facettenreichem Sortiment. "Mit diesen Angeboten behaupten sie sich gegen die handelsüblichen Mediendiscounter."

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