Herr Romir, gemeinsam mit der Autorin Judith Kuckart führen Sie Regie bei „Kommt ein Clown in ein Hotel“ in der Bremer Shakespeare Company. Um was geht es in dem Stück?
Matthias Romir: Das Stück handelt davon, dass zwei Menschen - beide Clowns - sich in einem Transit-Hotel am Moskauer Flughafen begegnen. Man sieht sie in dem Stück als Clowns, aber auch als die Personen dahinter. Und es gibt eine dritte Person, die für die beiden eine Art Projektionsfläche ist - mal Gott, mal der eigene innere Clown.
Was hat Sie gereizt, an dieser Geschichte mitzuwirken?
Für mich ist das hier ein bisschen Neuland. Ich mache das erste Mal Regie in einem Kontext, der nicht Zirkus ist. Bisher hatte ich es als Regisseur immer mit Artisten zu tun. Es ist eine spannende neue Sache, jetzt mal mit Schauspielern und Schauspielerinnen zu arbeiten. Judith Kuckart und ich haben schon in drei vorherigen Projekten zusammengearbeitet. Thematisch gehen wir oft in eine sehr ähnliche Richtung, aber wir haben ganz unterschiedliche Herangehensweisen.
Inwiefern?
Wir haben ein gemeinsames Faible für gebrochene Figuren und einen gewissen Hang zur Melancholie. Sie arbeitet sehr viel mit Text und sehr nah an den Schauspielern und ihren Biografien. Bei mir kommt viel vom Objekt und der Tücke des Objekts. In diesem Stück treffen beide Herangehensweisen ziemlich hart aufeinander.
Was haben Sie den Schauspielern beigebracht?
Meine Sprache ist ja eigentlich die Jonglage. Werfen und Fangen als Ausdrucksform. Wir haben die Kunst der Jonglage jetzt mal aufs Werfen reduziert. Es wird auf jeden Fall mehr geworfen als gefangen... Es hat unglaublich Spaß gemacht, es fliegen viele Dinge durch die Gegend, und es wird auch mal scheppern. In meiner Arbeit geht es viel darum, im Zuschauer innere Bilder und Erwartungshaltungen zu erzeugen, die aber nicht unbedingt erfüllt werden müssen. Es passiert - hoffentlich - nicht immer nur das, was man sieht.
Was waren die größten Herausforderungen, mit Schauspielern anstatt mit Artisten zu arbeiten?
Ich bin ja selbst kein gelernter Schauspieler. Am Anfang war die Herausforderung mit drei erfahrenen Schauspielern zu arbeiten, die zum Teil länger auf der Bühne stehen als ich. Da den Mut aufzubringen, zu sagen: Versuch das doch mal so, war gar nicht so einfach. Ich hatte immer ein bisschen die Angst, dass ich Dinge erkläre, die alle schon wissen. Die Angst hat sich aber nicht bestätigt. Ich habe das Gefühl, dass wir alle viel voneinander lernen.
Viele Menschen haben alberne Akteure mit zu großen Schuhen und roten Nasen vor Augen, wenn sie an Clownerie denken. Ist es das, was das Publikum auf der Bühne der Shakespeare Company zu sehen bekommt?
Man kann auch mit roter Nase und großen Schuhen spannende neue Wege gehen. Wahrscheinlich wird es aber beides auf der Bühne nicht geben. Aber wir sind uns noch nicht sicher. Ganz sicher wird es aber kein Stück über sinnentleertes Stolpern.
Wie gelingt der Spagat zu unterhalten, ohne albern zu sein?
Grundsätzlich finde ich manchmal auch Albern nicht schlecht. Für mich ist es ein Anliegen, dass Menschen, die in meine Stücke kommen, lachen können. Aber das ist nicht das Einzige. Also: Albern, gerne, aber nicht den ganzen Abend lang. Es gibt noch eine große andere Bandbreite an Gefühlen und Themen, die man abklappern kann. Karl Valentin hat mal gesagt: Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische. Und ich versuche in meiner Arbeit immer alles drei abzudecken.
Das Gespräch führte Alexandra Knief.