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Reingeschnuppert, Teil 2 So riecht Macht

Unter dem Titel "Smell it!" widmen sich die Bremer Museen dem Thema Geruch in der Kunst. In unserer Serie "Reingeschnuppert" stellen wir die Ausstellungen vor. Heute: Luca Vitone in der Weserburg.
01.06.2021, 15:23 Uhr
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So riecht Macht
Von Alexandra Knief

Eines ist für Janneke de Vries, Direktorin der Weserburg, sicher: "Das hier ist visuell die reduzierteste Ausstellung, die ich jemals gemacht habe", sagt sie. Und tatsächlich, wer den Ausstellungsraum im Erdgeschoss der Weserburg betritt, der sieht erst einmal nicht viel. Aber er riecht. Über zwei kleine Öffnungen in der Wand wird im Fünf-Minuten-Takt ein Duft in den Raum gesprüht. Was das für ein Geruch ist? Es ist der Geruch von Macht, entwickelt vom italienischen Künstler Luca Vitone und einer Parfümeurin.

Macht, die riecht bestimmt nach alten Akten und Ledersesseln, nach Zigarren und Whisky, schwer und vielleicht männlich. Aber nein. "Es ist überraschend, wie zurückhaltend sich Macht ausbreitet, wie verführerisch sie einen anfangs anlockt", sagt de Vries. Und tatsächlich riecht Macht im ersten Moment angenehm und dezent. "Aber dann schleicht sie sich an und wird irgendwann unangenehm", so de Vries weiter.  Ein ziemlich passender Geruch also für etwas, das viele Menschen reizt, einem aber auch leicht auf die Füße fallen kann, wenn man sich falsch oder zu lange mit Macht umgibt. 

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Jeder Besucher und jede Besucherin wird in der Ausstellung mit ganz eigenen Assoziationen und Erinnerungen konfrontiert, wird von Macht an etwas anderes erinnert, dass er oder sie aus Erfahrung kennt - auch, wenn nichts dieser Dinge sichtbar ist. Und nicht nur in seiner Duftinstallation mit dem Titel "Imperium" spielt Vitone damit, Dinge sichtbar zu machen, die gar nicht da sind. Schon am Eingang des Museums erwartet die Besucher die Soundinstallation "Foresta teutonica domestica" mit synthetischen Waldgeräuschen und der Stimme von Vitones Sohn, der verschiedene Tiere imitiert. "Heute sind aber viele Möwen unterwegs", ist nur eine verwunderte Bemerkung, die de Vries bereits bei Passanten und Besuchern aufgeschnappt hat. 

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Doch zu sehen gibt es dann auch noch etwas: Die vierteilige Gemäldeserie "Räume", die Vitone mit Staubpartikeln und Wasser gemalt hat. Gesammelt hat er den verwendeten Staub - inklusive kleiner Haare, Tierchen und sogar einem Stück altes Bonbon-Papier - an vier Orten institutioneller Macht in Deutschland: der Deutschen Bundesbank, dem Bundesgerichtshof, dem Deutschen Bundestag und dem Pergamon-Museum. Auffällig: Im Bundestag wird anscheinend am besten geputzt. 

Info

Weitere Infos auch zum Rahmenprogramm von "Smell it!" unter www.museeninbremen.de/smellit. Im nächsten Teil der Serie schnuppern wir in die Ausstellung "Duft, Smell, Olor..." im Zentrum für Künstlerpublikationen hinein. 

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