Ja, Geruch ist ein Thema, das sich in der Kunst nicht nur mit angenehmen Aromen beschäftigt. Zu ihm zählt eben nicht nur der Duft, sondern auch der Gestank. Doch zum Glück spielt die Kunst oft auch nur konzeptionell mit Themen, schafft Kunstwerke die man am Ende dann zwar betrachten, hinterfragen oder stirnrunzelnd zur Kenntnis nehmen, aber gar nicht wirklich riechen kann.
Gleich mehrere Beispiele hierfür finden sich in "Duft, Smell, Olor...", der Ausstellung, die das Zentrum für Künstlerpublikationen in der Bremer Weserburg noch bis zum 15. August im Rahmen von "Smell it!" zeigt und in der der Betrachter auf eine kleine Reise durch die Geschichte der Duftkunst eingeladen wird. Doch so viel sei gesagt: Vieles bleibt auf dieser Reise glücklicherweise der Fantasie und nicht der Nase überlassen.
So zum Beispiel das von der Künstlergruppe Gelitin gestaltete Künstlerbuch "Das Kakabet" (2007) das - der Titel verrät es bereits - Fotografien von Fäkalien enthält, deren Form an Buchstaben erinnert und die den Betrachter dazu ermuntern, daraus Sätze zu legen.
Der Bremer Künstler PLG Friesländer hat zwar mit stinkendem Material gearbeitet, es aber gut konserviert: Er stapelt Tierkot in vier Einmachgläsern übereinander. Was das Ganze darstellen soll? "Die Bremer Stadtmusikanten", erklärt Kuratorin Anne Thurmann-Jajes.
Andy Warhol schreibt über Duft, Peter de Cupere hat kurze Videos gedreht, in denen er unter anderem an seinen eigenen Haaren riecht, riesige Haufen an zerbrochenen Flakons zusammenfegt oder auf einer Bank sitzt, die ihn in einen Duftnebel einhüllt. Auch bei diesen Arbeiten bleibt es dem Betrachter überlassen, welche Gerüche er in seiner Fantasie entstehen lässt.
Gewürze, Gummi und Papier
Genauso zeigt das Zentrum aber auch Arbeiten von Künstlern, die wirklich mit Duft, beziehungsweise Materialien, die duften, gearbeitet haben. Nicht alles lässt sich in der Ausstellung auch erschnuppern, weil der Duft in Vitrinen konserviert wurde oder einfach über die Jahre seine Intensität verloren hat. So zum Beispiel Dieter Roths "Gewürzfenster" (1971), das tatsächlich mit echten Gewürzen gefüllt ist, nach über 50 Jahren an der Wand aber nur noch einen leichten Duft verbreitet.
Einige andere Künstler haben Parfüm entworfen. Niki de Saint Phalle wollte, dass jeder ihre Kunst zu Hause haben kann und entwarf 1982 ein für eine breitere Masse bezahlbares Parfüm in hübsch gestalteten Flakons. Die Künstlerin Geza Schön entwickelte ein Parfüm mit dem Duft von Papier.
Joseph Beuys schuf unter anderem Postkarten aus Holz, Honig und Schwefel, und auch einige Künstlerbücher in der Ausstellung haben nicht das Format, das man aus anderen Ausstellungen im Zentrum für Künstlerpublikationen kennt. Hella Berents Künstlerbuch mit dem Titel "Forno" (1990) zum Beispiel hat große, schwere Seiten aus Gummi, riecht also eher nach alten Autoreifen als nach Papier. Die Künstlerbücher von Chris Siebenrok sind mit Buchstaben aus Nelken gefüllt oder bestehen aus Filz und Gras.
Freiheit für zu Hause
Wer will, kann sich im Zentrum für Künstlerpublikationen sogar ein bisschen Geruch mit nach Hause nehmen. Den Geruch von Freiheit nämlich, der für den Künstler Peter de Cupere riecht wie frisches, grünes Gras. Kleine Proben des Duftes, die genau einen Tropfen Freiheit enthalten, können im Museumsshop der Weserburg erworben werden. Die Einnahmen kommen Fluchtraum Bremen zugute.