Auftauchen. So lautet das Motto, unter dem die kommende Spielzeit des Schnürschuh-Theaters stehen soll. Denn, so die Theatermacher, nach fast zweieinhalb Jahren voller Abtauchen sei es an der Zeit, sich wieder an die Oberfläche zu wagen - und zwar mit temporeichen Inszenierungen und Spielfreude. Im Falle des Schnürschuh-Theaters heißt das: Ein Spielplan mit drei Premieren und fünf Stücken aus dem Repertoire, die aufgrund von Corona bisher vergleichsweise wenig Leute sehen konnten.
Und dieses "wenig" kann Pascal Makowka, künstlerischer Leiter des Theaters, auch in Zahlen fassen: "Wir hatten in der vergangenen Spielzeit rund 5000 statt der sonstigen 13.000 bis 14.000 Zuschauer", sagt er. Aufgrund der Corona-Beschränkungen habe man zum Teil nur 26 der 100 Plätze besetzen können, andere Vorstellungen mussten ganz ausfallen. Um all das aufzufangen und auch die Schulklassen weiter zu erreichen, sei man viel unterwegs gewesen, habe unter anderem in Turnhallen vor kleinen Schülergruppen gespielt. "Wir haben in dieser Zeit aber eine große Solidarität gespürt, sowohl seitens der Stadt als auch von Privatmenschen, die uns finanziell unterstützt haben", so Makowka.
Nun heißt es also auftauchen und positiv nach vorne blicken. Die erste Premiere steht am 23. September an, und mit ihr setzt das Theater eine kleine Reihe fort: Nach "Herr Lehmann" und "Neue Vahr Süd" bringen die Akteure mit "Magical Mystery" erneut einen Stoff von Sven Regener auf die Bühne.
Der legte das Buch, in dem es um die Rückkehr von Frank Lehmanns bestem Freund Karl Schmidt geht, 2013 vor. 2017 wurde es mit Charly Hübner in der Hauptrolle verfilmt. Schmidt wird hierbei von alten Freunden aus einer drogentherapeutischen Einrichtung in Hamburg geholt. Denn: Die Freunde wollen auf Rave-Tour gehen und brauchen jemanden, der fährt und nüchtern bleibt.
Mit "Das Tagebuch der Anne Frank" steht am 4. November eine weitere Premiere an - auch, wenn der Stoff das Schnürschuh-Theater laut Pascal Makowka bereits seit 1998 in verschiedenen Inszenierungen begleitet. Gerade seit Beginn des Krieges in der Ukraine sei dem Theater-Team aber noch einmal bewusst geworden, wie wichtig derartige Thematiken seien. "Das Thema Krieg hat seitdem noch einmal eine ganz andere Bedeutung bekommen", sagt Makowka. In dieser neuen, vierten Inszenierung für Schulklassen und interessiertes Abendpublikum hat Ensemble-Mitglied Susanne Baum die Tagebucheinträge der Anne Frank noch einmal neu gelesen, ihnen einen modernen Bezug gegeben und vor allem auch die zeitlosen Themen, wie das Heranwachsen, das erste Mal verliebt sein, Streit mit der Familie und Isolation herausgearbeitet.
Beim diesjährigen Familienstück hat sich der künstlerische Leiter für einen Klassiker entschieden: Otfried Preußlers "Der kleine Wassermann". Die Premiere des Stückes, in das auch das Thema Umweltbewusstsein mit einfließen soll, steht am 19. November an.
Ab September wird auch die Rock 'n' Roll-Saga "Riders On The Storm", eine Reise mit Danny Sugerman in die 1960er-Jahre, zu Jim Morrison und The Doors, wieder auf dem Spielplan stehen. Ab Januar 2023 kehren "Der Vorleser" und "Der Trafikant" zurück - beide Stücke setzen sich mit den Schrecken des Nationalsozialismus auseinander. Im Jugendtheater zeigt das Schnürschuh-Team weiterhin die Eigenproduktionen "Like Greta" und ab Januar "PapaYoloEpicFail".